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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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in sein Wohnzimmer. Peppy lag immer noch hinter dem Sofa, aber der alte Mann hatte ihr Nest gesäubert, ihr einen frischen Stapel weicher Tücher gegeben, auf dem sie liegen konnte. Die acht Fellkugeln wanden sich an ihren Zitzen und jaulten leise, wenn einer von der Gier des anderen vertrieben wurde. Peppy schaute mich an und klopfte mit dem Schwanz, um mir zu zeigen, dass wir immer noch Freunde waren, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihren Kleinen, die noch zu blind und hilflos waren, als dass sie ohne ihre Hilfe hätten überleben können.
    »Hin und wieder steht sie auf, damit sie rauskann, aber immer nur dreißig Sekunden lang, dann ist sie wieder auf dem Posten. Was für ein Champion. Mann, o Mann.« Mr. Contreras schmatzte mit den Lippen. »Natürlich geb ich ihr regelmäßig Futter, genau, wie's der Tierarzt gesagt hat, Sie brauchen sich also wirklich keine Sorgen wegen ihr zu machen.«
    »Mach ich mir auch nicht.« Ich ging vorsichtig neben der Kinderstube in die Knie und langte langsam hinter die Couch, ließ Peppy Zeit zum Knurren, falls sie das wollte. Sie schaute misstrauisch zu, als ich ihre Jungen streichelte. Ich hätte gern eins hochgehoben - ihre winzigen Körper hätten gerade in meine Handfläche gepasst -, aber ich wollte Peppy nicht erschrecken. Sie wirkte erleichtert, als ich aufstand.
    »Und wo brennt's denn dann?«, fragte ich. »Hat Ihr alter Kumpel Claras Silber geklaut, oder was ist los?« Mr. Contreras' tote Frau hatte ein Leuchterpaar und einen silbernen Salzstreuer hinterlassen, die er niemals benutzte, aber er brachte es auch nicht übers Herz, sie seiner Tochter zu vermachen.
    »Nein, so was nicht. Aber ich möchte, dass Sie mit ihm reden. Er hat was auf dem Herzen, das er zur Mördergrube macht. Ich hab nicht die Zeit rauszukriegen, was er vorhat. Außerdem ist es nicht gut für die Prinzessin, wenn er dauernd vor ihren Jungen säuft und dann die ganze Nacht lang auf der Couch schnarcht, wie er's nun mal macht, direkt über ihrem Kopf. Ich muss ihn heute noch hier rausschaffen.« »Mein Freund, ich kann ihn nicht zu den Anonymen Alkoholikern schleppen.« »Darum habe ich Sie auch gar nicht gebeten. Herr und Heiland, Sie sind ja schneller mit Schlussfolgerungen bei der Hand als ein Floh, der sich auf einen Hund stürzt.« »Warum sagen Sie mir dann nicht endlich, worin das Problem besteht, statt auf den Busch zu klopfen - wenn man Ihnen zuhört, ist das wie das Gesurr eines Moskitos, der eine Stunde lang herumschwirrt, während man sich fragt, wo er landen wird.«
    »Süße, so brauchen Sie mit mir nicht zu reden, das ist völlig überflüssig. Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber manchmal sind Sie ein bisschen frech.«
    Ich verdrehte die Augen, verkniff mir aber eine bissige Antwort. In diesem Tempo hätte ich den ganzen Tag hier verbracht, doch ich hatte keinen ganzen Tag Zeit.
    »Was scheint Ihr Mr. Kruger also für Probleme zu haben?«, fragte ich sittsam.
    Mr. Contreras kratzte sich am Hinterkopf. »Das krieg ich ja nicht genau raus. Ich hab gedacht, vielleicht könnten Sie ja mal mit ihm reden, wo Sie doch eine erfahrene Ermittlerin sind und so. Schauen Sie, er und ich haben früher mal bei Diamond Head gemeinsam gearbeitet -Sie wissen schon, die Motorenfabrik in der Damen Avenue unten am Fluss. Dann sind wir in Rente gegangen, aber wir haben uns dazu das falsche Jahr ausgesucht, damals im Jahr neunundsiebzig, als die Inflation so übel war, und unsere Renten, die damals eigentlich ganz ordentlich aussahen, konnten nicht damit Schritt halten. Mir ging's gar nicht so schlecht, weil mir mein Haus gehört hat, und als dann Clara starb, hab ich die Wohnung hier gekauft, aber Mitch hat seine Rente irgendwie versoffen, und außerdem hat er beim Renntoto nicht so viel Glück wie ich. Oder genauer gesagt, er hat nicht meine Selbstbeherrschung.« Er machte sich auf den Weg in die Küche, als wäre damit alles erklärt.
    »'Tschuldigung«, sagte ich. »Ich bin nicht ausgeschlafen und kapiere nicht, was das miteinander zu tun hat.«
    Mr. Contreras blieb stehen und schaute mich entnervt an. »Also braucht er selbstverständlich Geld.«
    »Selbstverständlich«, stimmte ich zu und versuchte, die Schärfe aus meiner Stimme herauszuhalten. »Was hat er denn gemacht, um an Geld heranzukommen, was Ihnen solche Sorgen macht? Hat er Läden ausgeraubt?«
    »Natürlich hat er das nicht gemacht, Engelchen. Denken Sie doch mal nach. Hätte ich so einen ins Haus gelassen?« Er machte eine

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