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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Arthritis, und ich habe Rückenbeschwerden. Wir würden es einfach nicht schaffen. Wie geht es Hattie? Marjorie hat mir gesagt, dass Sie sie besucht haben.« »Nicht gut. Sie ist unruhig, reagiert aber nicht. Ich weiß nicht, was mit ihr werden soll.« Ein paar Wochen im Bett konnten für eine Frau in ihrem Alter ein Todesurteil sein, aber das brauchte ich Mrs. Tertz nicht zu sagen.
    »Unter anderem machen mir ihre Finanzen Sorgen. Sie wird lange Zeit Pflege brauchen, falls - wenn - sie wieder so gesund wird, dass sie das Krankenhaus verlassen kann. Chrissie und Todd wollen eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen, aber sie wissen nicht, wo der Grundbuchauszug ist.«
    Mrs. Tertz schüttelte besorgt den Kopf. »Was für ein schrecklicher Gedanke, dass Hattie auch noch das Haus verliert, nachdem sie die Hunde verloren hat. Ich glaube nicht, dass sie es lange übersteht, wenn es so weit kommt - wenn sie es erfährt, meine ich. Aber ich kann Ihnen kein Geld für Hattie geben, Liebes, falls es darum geht. Abe und ich kommen jeden Monat mit unserer Rente gerade so zurecht. Und jetzt, wo die Grundsteuer steigt... «
    Sie kniff die Lippen zusammen, zu besorgt, um darüber reden zu wollen.
    Ich beruhigte sie hastig. »Aber das Unheimliche an ihren Finanzen ist, wie sie ihr Geld angelegt hat. Eigentlich wollte ich Sie danach fragen. Sie hat ihre Einlagen bei ihrer alte n Bank im Februar verkauft, natürlich mit Verlust, wegen der Sperrklausel, und das Geld in Obligationen gesteckt. Hochverzinslich - nur werden die Zinsen im Augenblick nicht bezahlt. Sie wissen nicht, warum sie sich dazu entschlossen hat, oder?«
    Mrs. Tertz verlagerte das Gewicht im Sessel. »Über Geld haben wir nie gesprochen, Liebes.«
    Ich musterte sie unverwandt. »Chrissie Pichea und Vinnie But tone haben Leuten in der Nachbarschaft Finanzberatung angeboten. Vielleicht haben die beiden sie dazu überredet, diese Obligationen zu kaufen.«
    »Ich bin mir sicher, dass Chrissie bei allem, was sie getan hat, die besten Absichten hatte. Ich weiß, ihr beiden jungen Frauen wart über Hatties Hunde nicht ganz einer Meinung, aber Chrissie ist eine ausgesprochen gutherzige Nachbarin. Wenn sie sieht, dass ich mich mit den Einkäufen abschleppe, kommt sie immer angerannt und hilft mir, sie ins Haus zu tragen.«
    Ich lächelte und versuchte, die Feindseligkeit aus meinem Gesicht und meiner Stimme herauszuhalten. »Vermutlich hat sie geglaubt, dass sie Mrs. Frizell einen Gefallen tut, wenn sie ihr rät, ihre Einlagen gegen etwas Ertragreicheres einzutauschen. Hat sie Ihnen je etwas Ähnliches angeboten?«
    Mrs. Tertz behagte es so wenig, darüber zu sprechen, dass ich mir schon Sorgen machte, sie und ihr Mann hätten ihre Ersparnisse auch in den Ramsch von Diamond Head gesteckt. Beim Weiterreden wurde mir jedoch klar, dass sie nur Chrissie in Schutz nehmen wollte.
    »Ich bin mir sicher, dass Chrissie ein wunderbarer Mensch ist«, sagte ich ernst. »Aber vielleicht hat sie nicht viel Erfahrung mit riskanten Investitionen. Ich ermittle seit fast zehn Jahren in Fällen von Finanzbetrug. Jemand hätte ihr Sand in die Augen streuen und ihr einreden können, er habe ein großartiges Angebot für alte Menschen. Und bei ihrer Hilfsbereitschaft für ihre Nachbarn hatte sie möglicherweise nicht die Erfahrung zu merken, dass damit etwas nicht stimmt.«
    Für mich klang das zu dick, aber Mrs. Tertz war erleichtert bei dem Gedanken, dass »junge Mädchen« füreinander eintraten. Sie sagte, sie sei gleich wieder da, und verschwand in der schwülen Luft ihres Hauses.
    Ich ging zur Verandatür und schaute auf den Garten hinaus. Entweder sie oder ihr Mann teilte die nachbarschaftliche Gärtnerleidenschaft: Unkrautfreie Blumenbeete und Gemüse säumten die winzige Rasenfläche. Mein Vater hatte auch gern im Garten gearbeitet, aber ich hatte nicht sein Verlangen geerbt, im Boden herumzugraben. Mrs. Tertz kam nach etwa zehn Minuten zurück, das Gesicht rot angelaufen, die grauen Locken durch die Luftfeuchtigkeit in dünne Korkenzieher verwandelt. Sie hielt mir eine Broschüre hin.
    »Ich habe versucht, Chrissie anzurufen, um mich zu vergewissern, dass sie nichts dagegen hat, wenn ich Ihnen das zeige, aber ich habe sie nicht erreicht. Ich kann also nur hoffen, dass ich das Richtige tue.« Die Anspannung schnürte mir den Hals zu. Das hätte mir wirklich gerade noch gefehlt - dass Chrissie jetzt auftauchte. Andererseits hatte ich Vinnie Buttone gegenüber meine Karten schon aufgedeckt. Was

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