Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
legst dann den Hörer weg, während ich wie ein Volltrottel hineinbrülle?«
    Ich spülte das Sandwich mit einem Mundvoll Kaffee hinunter. »Ich hab schon vorher gewusst, dass das kein einfaches Gespräch wird. Aber heute Morgen hat jemand so was Unheimliches zu mir gesagt, dass ich gedacht hab, wir sollten die gegenseitige Abneigung überwinden und darüber reden.«
    »Unheimlich, was? Es war keine persönliche Bemerkung, zum Beispiel über deinen Charakter oder so?«
    Ich grinste plötzlich vor mich hin, als mir Conrad Rawlings' Worte über meine Sturheit einfielen. »Nee. Typen, die nicht stark genug sind, mich auszuhalten, machen mir keine großen Sorgen. Die kleine Bemerkung hat was mit der Pressefreiheit zu tun.«
    »Die Wahrheit darüber kennen wir alle, Warshawski - die Pressefreiheit gilt für jeden, der Geld genug hat, eine Zeitung zu besitzen.«
    »Du willst also nichts darüber hören?«
    »Hab ich das gesagt? Ich will dich bloß warnen - erwarte nicht von mir, dass ich einen Kreuzzug führe, weil du dich über irgendwas geärgert hast.«
    »Genau das meine ich«, beschwerte ich mich. »Erst hörst du dir meine Geschichte nicht an, und dann bist du beleidigt, wenn ich sie dir nicht auf Kommando erzähle.« »Okay, okay«, sagte er hastig. »Erzähl mir von der Bedrohung meines Lebensunterhalts. Wenn ich aufmerksam zuhöre und entsprechend empörte Kommentare abgebe, erzählst du mir dann von deinem Bad im Kanal neulich nachts?«
    »Das gehört alles zum selben Paket, Kleiner.« Ich berichtete ihm ausführlich von meinem Frühstück mit Dick und Dicks Erleichterung darüber, dass Peter Felitti mein Abenteuer bei Diamond Head aus den Zeitungen hatte heraushalten können. »Verstehst du? Du hast gedacht, dir ist der Knüller entgangen, weil ich nicht mit dir gesprochen habe. In Wahrheit lag es daran, dass Felitti mit deinem Verleger geredet hat«, schloss ich.
    Murray war einen Augenblick lang still. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glaube«, sagte er schließlich. »Nein, nein, ich bezweifle nicht, dass das Gespräch stattgefunden hat. Ich bin nur skeptisch, ob Felitti so viel Einfluss hat, dass er auf Wunsch was aus den Zeitungen raushalten kann.« »Sein Bruder war früher Ausschusschef für das Du Page County und sitzt immer noch im Vorstand von U. S. Metropolitan. Durch diese Bank laufen jede Menge politische Verbindungen. Marshall Townley könnte man sich über die gut nähern.« Townley war der Verleger des Herald-Star.
    Murray dachte noch einmal darüber nach. »Vielleicht. Vielleicht. Ich stochere ein bisschen herum. Warum sagst du mir das jetzt?«
    »Weil mich in den letzten beiden Wochen zu viele Leute herumgeschubst haben. Und als Dick Yarborough heute Morgen diese Bemerkung gemacht hat - dass er jeden Bericht über das, was ich rauskriegen will, unterdrücken kann -, war ich, na ja, ganz schön sauer.«
    »Ganz schön sauer, so? Ist von dem Kerl noch was übrig?« »Eine Hode funktioniert noch«, sagte ich sittsam.
    »Du hast eine übriggelassen? Junge, Junge, du lässt nach, Warshawski ... Ich nehm an, es wird Zeit, dass ich anbeiße. Was willst du rauskriegen?«
    Ich schilderte ihm in groben Zügen meine ergebnislosen Ermittlungen über Mitch Krugers Tod, einschließlich meines Gesprächs mit Ben Loring bei Paragon Steel. »Allmählich muss ich einfach glauben, dass Mitch was davon mitgekriegt hat, was bei Diamond Head läuft. Vielleicht war's der Diebstahl des Kupferdrahts, je nachdem, wie wichtig es ihnen war, das unter der Decke zu halten. Es könnte aber auch was anderes gewesen sein. Das Interesse an seinen spärlichen Papieren war riesig, aber gestern Abend hab ich sie in die Finger gekriegt, und es ist nichts dabei, was darauf hinweist, dass er über den Diebstahl Bescheid wusste. Aber es ist auch nichts dabei, was darauf hinweist, dass er über was anderes Bescheid wusste.« Murray versuchte, mich zu überreden, dass ich ihm Mitchs Papiere zeigte, aber ich behielt das mit Eddie Mohr und der Verbindung zu Chicago Settlement für mich, bis ich mit Mohr gesprochen hatte. Murray war in letzter Zeit nicht so hilfsbereit gewesen, dass er sich eine Extrawurst verdient hätte. »Okay, Warshawski«, sagte er schließlich. »Vielleicht steckt eine Story drin. Obwohl ich verstehe, was Finchley meint, dass sie es vielleicht bloß nicht mögen, wenn du bei Diamond Head herumschnüffelst. Ich sprech mit ein paar Leuten und melde mich wieder bei dir.«
    »Toll, du Starreporter, vielen Dank.

Weitere Kostenlose Bücher