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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Yarborough, Jason oder Peter Felitti oder Ben Loring im Vorstand sind.«
    Max wiederholte die Namen und korrigierte die Aussprache. Mir wurde klar, dass der Vorstandsvorsitzende von Paragon Steel fehlte - es war wahrscheinlicher, dass er und nicht sein Controller in einem wichtigen Vorstand saß. Mein Who's Wh o in Chicago Commerce and Industry lag im Büro, aber die alten Ausgaben des Wall Street Journal lagen vor mir auf dem Couchtisch. Während Max ungeduldig äußerte, er müsse in die nächste Sitzung, blätterte ich darin, bis ich den Artikel über Paragon Steel fand.
    »Theodore Bancroft. Diese fünf. Kann ich dich heute Abend zu Hause anrufen?« »Du hast es eilig, deshalb müssen alle anderen auch springen?«, knurrte Max. »Ich bin unterwegs zur nächsten Besprechung, und wenn ich die hinter mir habe, fahre ich nach Hause und schalte ab. Ich melde mich in ein paar Tagen bei dir.«
    Als Max auflegte, rieb ich mir immer noch geistesabwesend die Zehen. Aktienschwindel. Warum kein Obligationenschwindel? Was war, wenn Diamond Head seinen Ramsch zum Nennwert an Chicago Settlement spendete, damit die Organisation sie dann verkaufte - mit großem Verlust, aber sie hatten dann trotzdem Geld, das sie vorher nicht gehabt hatten?
    Es war eine hübsche, saubere Idee. Aber wie war Mitch Kruger darauf gestoßen? Das war zu raffiniert für ihn. Aber vielleicht nicht für Eddie Mohr, den früheren Gewerkschaftsobmann. Zeit, ihn zu besuchen und danach zu fragen. Ich setzte mich auf und zog die Socken wieder an, dünne rosa Dinger mit Röschen an den Seiten, hübsch anzusehen, aber ohne viel Polster für die Füße. Ich schlüpfte in die Halbschuhe und ging ins Schlafzimmer, um die Smith & Wesson zu holen. Im Flur sah ich mich im Badezimmerspiegel. Meine Seidenbluse sah aus, als hätte ich darin geschlafen.
    Ich hatte seit zwei Wochen nicht gewaschen. Es war schwierig, eine saubere Bluse zu finden, die respektabel genug für eine Befragung aussah. Schließlich musste ich ein elegantes, schwarzes Top aus der Tüte für die Reinigung ziehen. Ich konnte nur hoffen, dass die Schulterhalfter den zarten Stoff nicht zerriss - ohne die Pistole wollte ich meine Gegend nicht verlassen. Ein schwarzes Hahnentrittjackett ergänzte das Top zu einer Art Ensemble und verdeckte halbwegs die Pistole. Es war eine Spur zu eng geschnitten, als dass es sie ganz verborgen hätte.
    Mr. Contreras war hinter seiner Tür so leise gewesen, dass ich bei ihm anrief, ehe ich ging, um mich zu vergewissern, ob er auch da war. Er meldete sich nach dem sechsten Läuten und klang wie ein Mann, der einem Erschießungskommando gegenübertreten soll, war aber entschlossen, mich zu begleiten. Als ich hinunterkam, streichelte er eine Weile Peppy und die Welpen, als wäre das der letzte Abschied.
    »Ich muss los«, sagte ich sanft. »Sie müssen wirklich nicht mitkommen.«
    »Nein, nein. Ich hab's versprochen, und ich komme mit.« Er riss sich schließlich von den Hunden los und folgte mir in den Flur. »Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich das sage, Engelchen, aber man sieht ziemlich deutlich, dass Sie eine Waffe tragen. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, Eddie zu erschießen.«
    »Nur wenn er zuerst auf mich schießt.« Ich schloss den Impala auf und hielt Mr. Contreras die Beifahrertür auf.
    »Wenn er sieht, dass Sie eine Waffe tragen, und nur einem Idioten würde das nicht auffallen, wird er nicht so sehr zum Reden aufgelegt sein. Es ist überhaupt unwahrscheinlich, dass er viel sagt.«
    »Oh?« Ich lenkte den Impala in die Belmont Avenue, Richtung Kennedy Expressway. »Wie kommen Sie darauf?«
    Er sagte gar nichts. Als ich ihn anschaute, lief er unter der ledrigen Bräune dunkelrot an und wandte sich dem Beifahrerfenster zu.
    »Warum macht es Ihnen so viel aus, dass ich ihn besuche?«
    Er antwortete nicht, schaute nur weiter aus dem Fenster. Wir waren zwanzig Minuten auf dem Kennedy Expressway und schoben uns langsam an den Ausfahrten zum Loop vorbei, als es plötzlich aus ihm herausbrach: »Es kommt mir einfach nicht richtig vor. Erst lässt Mitch sich umbringen, und jetzt wollen Sie es meinem Gewerkschaftsobmann anhängen. Ich habe das Gefühl, dass ich die Gewerkschaft verrate, und das ist eine Tatsache.«
    »Ich verstehe.« Ich ließ einen Sattelschlepper vor mir einbiegen, bevor ich die Fahrspuren entlang zur Ausfahrt zum Stevenson Expressway kroch. »Ich will Eddie Mohr gar nichts anhängen. Aber ich kann die Geschäftsleitung Ihrer alten

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