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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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stopfte sie wieder zurück ins Seitenfach.
    Der dritte Brief war handgeschrieben. Sein Name und seine Adresse waren in Schwarz mit eckigen, etwas plumpen Versalien geschrieben. Kein Absender. Briefmarke mit Segelboot.
    Er zögerte kurz. Dann nahm er ein Küchenmesser aus dem Messerblock neben dem Spülbecken und schnitt den Umschlag auf. Zog einen zweimal gefalteten Briefbogen heraus und las.
    PLANE, ERIK BERGMAN UMZUBRINGEN.
MAL SEHEN, OB DU MICH AUFHALTEN KANNST
    Er hörte Marianne im Schlafzimmer etwas im Schlaf murmeln.
    Starrte die Worte an.
    Die Schlange im Paradies, dachte er.

    2
    W as soll das heißen?«, fragte Marianne.
    »Na, was ich gesagt habe«, erklärte Gunnar Barbarotti. »Ich habe einen Brief bekommen.«
    »Hier? Hierher?«
    Es war der Vormittag des zweiten Tages. Sie saßen beide in ihrem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm zur Rapsseite hin. Der Himmel war blau. Schwalben flogen und Hummeln summten; das Frühstück war gerade beendet, was jetzt noch anstand, war ein Kaffee danach und die Verdauung.
    Und ein Gespräch. Er fragte sich, warum er es überhaupt zur Sprache gebracht hatte. Bereute es sogleich.
    »Nein, ich habe ihn gekriegt, als ich gestern zu Hause losgegangen bin. Habe ihn in die Tasche gestopft. Aber heute Morgen habe ich ihn dann geöffnet.«
    »Eine Drohung, sagst du?«
    »In gewisser Weise schon.«
    »Lass mal sehen.«
    Er dachte einen Moment über den Aspekt mit den Fingerabdrücken nach. Beschloss dann, dass er Urlaub hatte, ging nach drinnen und holte den Brief.
    Sie las ihn, eine Augenbraue hochgezogen, die andere gesenkt – diese Miene hatte er noch nie bei ihr gesehen, aber er begriff schnell, dass sie Ausdruck für Überraschung in Kombination mit Konzentration war. Es sah ziemlich elegant aus, das konnte er nicht leugnen. Alles in allem war sie überhaupt elegant, wenn er es recht betrachtete. Abgesehen von einem alten, abgewetzten, breitkrempigen Strohhut trug sie nur ein dünnes, fast durchsichtiges Tuch, das nicht mehr verbarg als
    die Scheibe eines Aquariums.
    Leinen, wenn er sich nicht irrte.
    »Kriegst du häufiger solche Briefe?«
    »Nie.«
    »Dann ist das keine Alltagskost für Polizisten?«
    »Meiner Erfahrung nach jedenfalls nicht.«
    Sie dachte einen Moment lang nach.
    »Und wer ist Erik Bergman?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sicher?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Zumindest niemand, an den ich mich erinnern könnte. Andererseits ist es auch kein besonders außergewöhnlicher Name.«
    »Und du weißt nicht, wer diesen Brief geschickt haben könnte?«
    »Nein.«
    Sie nahm den Umschlag hoch und musterte ihn. »Es ist nicht zu erkennen, was auf dem Poststempel steht.«
    »Nein. Ich glaube, es endet auf -org, aber der Stempel ist ziemlich verwaschen.«
    Sie nickte. »Warum hast du den bekommen? Ich meine, es muss sich ja wohl um einen Wahnsinnigen handeln, aber warum schickt er ausgerechnet dir den Brief?«
    Gunnar Barbarotti seufzte. »Marianne, wie ich schon gesagt habe: Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Er wedelte eine Fliege fort und bereute erneut, den Brief überhaupt erwähnt zu haben. Es war idiotisch, an diesem vollkommenen Morgen hier zu sitzen und eine Polizeiangelegenheit diskutieren zu müssen.
    Aber es war ja keine Polizeiangelegenheit, hatte er das nicht gerade erst beschlossen? Nur ein Moment der Irritation … dem er nicht mehr Aufmerksamkeit widmen wollte als dieser Fliege, die er gerade abgewehrt hatte.
    »Aber du musst doch eine Art … wie sagt man? … Intuition haben? Wie lange bist du schon bei der Polizei? Zwanzig Jahre?«
    »Neunzehn.«
    »Ja, natürlich, genauso lange, wie ich Hebamme bin, darüber haben wir ja schon geredet. Aber mit der Zeit kriegt man doch so ein bisschen Fingerspitzengefühl? So geht es mir jedenfalls.«
    Gunnar Barbarotti trank einen Schluck Kaffee und dachte nach. »Vielleicht ab und zu. Aber nicht, wenn es um so etwas geht, leider. Es geht mir schon den ganzen Morgen im Kopf rum, und ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Aber der Brief ist doch an dich adressiert. An deine Adresse.«
    »Ja.«
    »Und nicht ans Polizeirevier. Das muss doch bedeuten, dass er … oder sie … eine besondere Beziehung zu dir hat.«
    »Beziehung ist wohl ein bisschen zu viel gesagt. Es genügt ja, dass er – oder sie – weiß, wer ich bin. Aber ich finde, wir reden jetzt über etwas anderes, es tut mir leid, dass ich es überhaupt zur Sprache gebracht habe.«
    Marianne legte den Umschlag zurück auf den Tisch und lehnte sich in

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