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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Zeitung.
    Â»Dimitri«, fragte sie, »waren die Gefühle deiner Mutter für ihren Schwager allgemein bekannt?«
    Â»Das glaube ich nicht. Aber jeder hat ihn bewundert. Außer mein Vater vielleicht.«
    Â»Erinnerst du dich denn an ihn?«
    Â»Nur ganz schwach, ich war ja noch sehr klein. Ich weiß nur noch, dass er sehr groß war und dass viel gelacht wurde, wenn er da war.«
    Plötzlich fiel ihm das Bündel Briefe ein, das ihm der Mann übergeben hatte, als man seine tote Mutter aus dem eingestürzten Haus trug. Er hatte es in die Truhe gelegt.
    Katerina beobachtete ihn, als er den Deckel hob.
    Â»Du erinnerst dich doch an die Briefe, die meine Mutter in der Nacht des Erdbebens gelesen hat? Sie waren von meinem Onkel. Ich habe seinen Absender auf den Umschlägen gesehen.«
    Er reichte ihr das Bündel.
    Â»Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, sie zu lesen«, sagte sie zögernd.
    Â»Ich denke, es ist erlaubt, wenn beide, der Schreiber und die Empfängerin, tot sind«, versicherte Dimitri ihr.
    Katerina kam sich wie eine Spionin vor, als sie den ersten Brief unter der Verschnürung herauszog und zu lesen begann. Es gab noch ein Dutzend weitere, die laut Poststempel zwischen 1915 und 1922 aufgegeben worden waren. Bei ihrer Lektüre entdeckte sie keinerlei Anzeichen von Unschicklichkeit, dennoch zeugten die Briefe von großer Wärme und einer gewissen Intimität. Viele endeten mit den Worten: »Bitte grüße meinen Bruder von mir.«
    Nachdem Katerina eine Stunde gelesen hatte, öffnete sie den letzten Brief. Er stammte aus Smyrna und war auf September 1922 datiert.
    Liebe Olga,
    in diesem Moment schäme ich mich, Grieche zu sein. Viele meiner Männer haben sich nicht besser verhalten als die Türken, und ich habe Dinge gesehen, die ich nie mehr vergessen werde. In all den vergangenen Monaten gab es nur einen einzigen Moment, der mir nicht vollkommen sinnlos erschien. Es ist der einzige Grund, weshalb ich glaube, dass noch ein Rest Menschlichkeit in mir ist. Ich habe ein Kind gerettet. Das kleine Mädchen wäre fast niedergetrampelt worden, und ich habe es hochgehoben und aus der Menge befreit. Die Haut auf seinem Arm war schlimm verbrannt, und ich riss meinen Hemdsärmel ab, verband es notdürftig damit und brachte es zu einem der Boote. Ich glaube, das war die einzige gute Tat, die ich je begangen habe.
    Beim Gedanken an all die anderen Dinge, die ich verbrochen habe, wird mir übel. Gott weiß, wie oft ich um Vergebung betete, aber gleichgültig, wie oft ein Priester mich segnet, die Erinnerungen lassen mich nicht los. Ich denke an dieses Kind und frage mich, ob es noch am Leben ist. Wahrscheinlich nicht. Aber ich habe getan, was ich konnte.
    Bitte küsse den kleinen Dimitri von mir. Ich hoffe, dass er nie Dinge sehen muss, wie ich sie gesehen habe. Sag ihm, dass sein Onkel ihn vermisst, und sobald ich zurück bin, bekommt er meine Uniformknöpfe zum Spielen. Sie sind mit Blut befleckt, Olga, und müssen poliert werden.
    Wie immer denke ich an Dich.
    Mit lieben Grüßen,
    Leonidas
    Â»Es ist wirklich schade, dass er nicht mehr da ist«, sagte Dimitri, während er sich entkleidete. »Es wäre schön gewesen, wenn du ihn kennengelernt hättest.«
    Katerina schwieg. Sie las den Brief noch einmal, dann blickte sie zu ihrem Mann auf.
    Â»Das habe ich, Dimitri«, flüsterte sie. »Das habe ich.«

Epilog
    V iele Stunden waren vergangen, seit Mitsos mit in die Wohnung seiner Großeltern gekommen war.
    Katerina nahm die Hand ihres Enkelsohns und streichelte sie liebevoll.
    Â»Jeden Tag wache ich auf und bin froh, dass ich in diese Stadt gekommen bin. Das Leben hätte eine ganz andere Wendung nehmen können – ich hätte in Smyrna oder auf Lesbos sterben können, oder man hätte mich nach Athen gebracht, wo ich hätte hungern müssen. Aber so ist es nicht gekommen. Nenn es, wie du willst, aber ich würde sagen, das Schicksal hat mich hierhergeführt.«
    Â»Ich verstehe jetzt, warum du dich der Stadt so verbunden fühlst«, antwortete der junge Mann. »Ich hatte ja keine Ahnung …«
    Â»Wenn dein Onkel Leonidas mich nicht gerettet hätte, wäre ich nie nach Thessaloniki gekommen, nicht?«
    Â»Die einzig wirklich unglücklichen Jahre meines Lebens«, sagte Dimitri, »waren diejenigen, die ich so weit fort von hier verbracht habe. In der ganzen

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