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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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…«
    Â»Katerina, ich bin sicher, er möchte keine Eiscreme!«
    Der Kellner tauchte wieder auf.
    Â»Ich möchte bloß ein Glas Wasser bitte.«
    Â»Ist das alles? Bist du sicher?«, fragte seine Großmutter. »Wie wär’s mit Frühstück?«
    Der Kellner war schon wieder fort. Der alte Mann beugte sich vor und berührte den Arm seines Enkels.
    Â»Also wieder keine Vorlesungen heute?«, fragte er.
    Â»Nein, leider«, antwortete Mitsos. »Inzwischen bin ich daran gewöhnt.«
    Der junge Mann besuchte einen Master-Lehrgang an der Universität von Thessaloniki, aber da sich auch die Dozenten gemeinsam mit allen Beamten des Landes im Streik befanden, hatte er frei. Nach einer langen Nacht in den Bars auf der Proxenou Koromila war er jetzt auf dem Heimweg, um sich schlafen zu legen.
    Er war in London aufgewachsen, hatte aber jeden Sommer bei seinen Großeltern in Griechenland verbracht und von seinem fünften Lebensjahr an jeden Samstag eine griechische Schule besucht. Sein Jahr an der Universität war nun fast vorbei, und wegen der Streiks waren oft Vorlesungen ausgefallen, aber die Landessprache beherrschte er inzwischen absolut fließend.
    Obwohl ihn seine Großeltern bedrängt hatten, bei ihnen zu wohnen, lebte Mitsos im Studentenheim, aber er besuchte sie regelmäßig an den Wochenenden, und sie erdrückten ihn fast mit ihrer Liebe, wie es bei griechischen Großeltern üblich ist.
    Â»Dieses Jahr hat es so viele Streiks gegeben wie noch nie«, sagte sein Großvater. »Aber wir müssen uns damit abfinden, Mitsos. Und hoffen, dass es besser wird.«
    Neben den Lehrern und Ärzten befanden sich auch die Müllmänner im Streik, dazu fuhren wie gewöhnlich auch keine öffentlichen Transportmittel. Und für die Schlaglöcher in den Straßen und die rissigen Gehsteige fühlte sich auch niemand zuständig. Selbst in den besten Zeiten war das Leben hier schwer für die zwei alten Leute, und Mitsos wurde sich plötzlich ihrer Gebrechlichkeit bewusst, als er einen Blick auf den von Narben entstellten Arm seiner Großmutter und die arthritischen Finger seines Großvaters warf.
    Im gleichen Moment bemerkte er einen Mann, der über den Gehsteig auf sie zukam und mit einem weißen Stock den Weg vor sich abtastete. Er hatte einen wahren Hindernisparcours zu bewältigen: rücksichtslos abgestellte Autos, die das halbe Trottoir versperrten, dazu verschiedene Stra ßenpoller und Kaffeehaustische, denen er ausweichen musste. Mitsos sprang auf, als er den Mann zögern und schließlich verwirrt vor einem mitten auf dem Gehsteig platzierten Reklameschild anhalten sah.
    Â»Darf ich Ihnen helfen?«, fragte er. »Wohin möchten Sie denn?«
    Er blickte in ein Gesicht, das jünger war als sein eigenes, und in milchige, blinde Augen. Die Haut war auffallend blass, und über einem Augenlid verlief eine gezackte, schlecht genähte Narbe.
    Der blinde Mann lächelte in Mitsos’ Richtung.
    Â»Danke, aber ich komme schon zurecht«, antwortete er. »Ich gehe diesen Weg jeden Tag. Allerdings gibt es immer wieder unliebsame Überraschungen …«
    Autos donnerten auf der kurzen Strecke bis zur nächsten Ampel vorbei, und in dem Lärm gingen Mitsos’ Worte fast unter.
    Â»Darf ich Ihnen wenigstens auf die andere Seite helfen?«
    Er nahm den Arm des jungen Mannes, und sie überquerten gemeinsam die Straße, obwohl Mitsos das Selbstvertrauen und die Entschlossenheit des Blinden spürte und es ihn deshalb fast ein wenig verlegen machte, ihm behilflich zu sein.
    Als sie auf den gegenüberliegenden Gehsteig traten, lockerte er seinen Griff am Arm des Mannes. Ihre Blicke schienen sich zu treffen.
    Â»Vielen Dank.«
    Mitsos erkannte, dass nun eine neue Gefahr für den Blinden drohte. Ganz in der Nähe befand sich eine Böschung, die steil zum Meer abfiel.
    Â»Sie wissen, dass Sie ganz dicht am Wasser sind?«
    Â»Natürlich weiß ich das. Wie gesagt, ich gehe diesen Weg jeden Tag.«
    Die anderen Spaziergänger, die nur mit sich selbst beschäftigt waren oder ausschließlich die hämmernde Musik ihrer MP 3 -Player wahrnahmen, bemerkten nichts von der Verletzlichkeit des Mannes. Seinen weißen Stock registrierten sie erst, wenn es schon fast zum Zusammenstoß gekommen war.
    Â»Wäre es nicht sicherer, einen weniger überfüllten Weg zu nehmen?«, fragte

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