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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Schließlich fuhr er mit dem Finger die Spalten mit den Aktienkursen entlang.
    Der Krieg war gut für Komninos. Er hatte in der Nähe des Hafens ein großes Lagerhaus eröffnet, um bei dem neuen Geschäft mitzumischen – dem Nachschub an Uniformtuch. Da Zehntausende zum Kriegsdienst einberufen wurden, bedeutete dies einen gewaltigen Umsatz. Er konnte gar nicht genug Leute einstellen, um mit den Bestellungen nachzukommen. Die Nachfrage stieg mit jedem Tag.
    Komninos leerte seine Tasse mit einem einzigen Schluck und stand auf. Jeden Tag aufs Neue verspürte er ein zutiefst befriedigendes Gefühl, schon vor sieben Uhr morgens auf den Beinen und bei der Arbeit zu sein. Heute genoss er die Vorstellung, dass noch acht Stunden in seinem Büro vor ihm lagen, bevor er nach Konstantinopel fahren würde. Vor seiner Abfahrt gab es noch wichtige Schreibarbeit zu erledigen.
    Seine Frau, Olga Komninou, blickte an diesem Nachmittag von ihrer Villa an der Nikistraße zum Olymp hinüber, der gerade im Dunst auftauchte. Die Hitze hatte noch weiter zugenommen, und sie öffnete eines der hohen Fenster, um etwas Luft einzulassen. Da sich kein Windhauch regte, drangen die Geräusche noch deutlicher zu ihr herauf: die Gebetsrufe der Muezzins, die sich mit Hufeklappern und dem Knirschen von Wagenrädern vermischten, und das Signal einer Sirene, mit dem ein Schiff seine Ankunft ankündigte.
    Olga setzte sich wieder und legte die Füße auf eine Chaise longue, die näher ans Fenster gerückt worden war, damit sie vielleicht ein wenig Zugluft erhaschen konnte. Ihr Seidenkleid und die mattgrüne Farbe der Polsterung schienen mit einander zu verschmelzen, und das Blauschwarz ihrer gefloch tenen Haare hob die vornehme Blässe ihrer Haut hervor. Es gelang ihr einfach nicht, sich bei der Schwüle wohlzufühlen, und sie leerte Glas um Glas gekühlter Limonade, das von ihrer ergebenen Haushälterin regelmäßig nachgefüllt wurde.
    Â»Kann ich Ihnen noch etwas bringen, Kyria Olga? Vielleicht etwas zu essen? Sie haben den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen«, sagte sie besorgt.
    Â»Danke, Pavlina, aber mir ist nicht nach Essen. Ich weiß, ich sollte … aber heute kann ich einfach nicht.«
    Â»Sind Sie sicher, dass ich nicht doch den Arzt holen soll?«
    Â»Es ist bloß die Hitze, glaube ich.«
    Olga sank in die Kissen zurück, auf ihren Schläfen standen Schweißperlen. In ihrem Kopf hatte ein Hämmern eingesetzt, und sie drückte das eiskalte Glas an die Stirn, um den Schmerz zu lindern.
    Â»Aber wenn Sie später immer noch nichts gegessen haben, muss ich Kyrios Konstantinos Bescheid sagen.«
    Â»Das ist nicht nötig, Pavlina. Außerdem fährt er ohnehin heute Abend weg. Ich möchte nicht, dass er sich unnötig Sorgen macht.«
    Â»Man sagt, dass heute Abend das Wetter umschlägt. Es wird ein wenig kühler. Das sollte Ihnen ein bisschen Erleichterung verschaffen.«
    Â»Ich hoffe, du hast recht«, antwortete Olga. »Es sieht aus, als käme ein Gewitter.«
    Beide hörten etwas, das wie ein Donnerschlag klang, stell ten dann jedoch fest, dass es die Haustür war. Darauf folgte das rhythmische Geräusch fester Schritte die breite Holztreppe herauf. Olga erkannte den geschäftsmäßigen Gang ihres Ehemanns und zählte wie üblich bis zwanzig, bevor die Tür aufschwang.
    Â»Hallo, Liebste. Wie geht es dir heute?«, fragte er munter, trat auf sie zu und redete wie ein Arzt mit ihr, der sich an eine etwas beschränkte Patientin wendet. »Du findest es doch nicht zu heiß, oder?«
    Komninos zog sein Jackett aus und hängte es sorgfältig über eine Stuhllehne. Sein Hemd war schweißdurchtränkt.
    Â»Ich bin nur schnell zurückgekommen, um zu packen. Dann gehe ich noch ein paar Stunden ins Büro, bevor das Schiff ausläuft. Der Arzt kommt, wenn du ihn brauchst. Kümmert sich Pavlina um dich? Hast du seit gestern Abend etwas gegessen?« Ohne Pause gingen Komninos’ Feststellungen und Fragen ineinander über.
    Â»Achte gut auf sie, während ich fort bin«, sagte er abschließend zu der Haushälterin.
    Er lächelte seine Frau an, aber die hatte sich bereits abgewendet. Ihre Augen richteten sich auf die blitzende See vor dem offenen Fenster. Himmel und Meer waren inzwischen dunkler geworden, und einer der Fensterflügel schlug gegen den Rahmen. Der Wind hatte

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