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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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freie, also griff ich nach einem weißen Stecker. Gerade als ich ihn rauszog, hörte ich, wie Miranda sagte: »Ziehen Sie nicht den weißen …« Dann hörte ich nur noch ein »Oooooh …«.
    »Was ist?«
    »Das war der Computer«, sagte sie. »Ich hatte eine Datei offen, die ich noch nicht gesichert hatte. Ach … Es war ja bloß ein Exposé meiner Dissertation. Ich bin mir sicher, das kann ich in, sagen wir, drei Monaten wieder neu formulieren.«
    Ich wusste, wie gründlich Miranda war, und zweifelte nicht daran, dass sie ihre Arbeit alle drei Minuten sicherte.
    »Was du auch tust, tue es mit Freuden noch mal«, neckte ich sie.
    »Danke«, sagte sie nur. »Eine solche Perle der Weisheit wiegt glatt all die langen Arbeitszeiten und die niedrige Entlohnung auf.«
    Ich richtete mich auf, wischte mir die staubigen Hände an der Hose ab und schaltete die Leuchtplatte ein. Die Neonröhren flackerten kurz und schienen dann beständig durch das Milchglas. Ich legte die Röntgenaufnahme von Freddie Parnells Schädel darauf und rückte die gebogte Linie der Stirnbeinhöhle über die hellste Stelle.
    »Was meinen Sie? Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Klar«, sagte sie. »Das ist Billy Bobs wieheißternoch stadtbekannte Stirnbeinhöhle.«
    »Ich dachte nur, weil sie so viel Zeit über diesen Schädelfragmenten verbracht haben, könnten einige dieser Bögen bei Ihnen etwas zum Klingeln bringen.«
    »Ich versuche, Frakturlinien zusammenzusetzen«, sagte sie, »also habe ich mir nicht unbedingt viele Gedanken über die Knochenhöhle selbst gemacht. Abgesehen davon«, fügte sie hinzu, »fehlt immer noch ein großer Teil vom oberen Rand. Ich glaube nicht, dass wir schon genug haben, um beim Vergleich einen Treffer zu erzielen oder eine Übereinstimmung ausschließen zu können.«
    Sie hielt das briefmarkengroße Mosaik hoch, nahm dann ein zweites Stückchen aus der Sandkiste und hielt es mit einer Ecke an das größere Stück. Die Kanten passten einigermaßen, aber nicht richtig, und ich wusste, dass Miranda seit Tagen nichts anderes tat, als solche winzigen Teile zusammenzusetzen.
    Sie drehte das Fragment um, sodass wir sehen konnten, wo sich die innere Knochenschicht abgelöst und die Knochenhöhle freigelegt hatte. An jedem Stück, das sie hochhielt, sah ich in einem Abschnitt eine dünne Linie, wo die Knochenhöhle endete.
    »Wir haben hier und hier einen Rand«, sie zeigte darauf, »aber es ist nicht viel und auch nicht besonders charakteristisch. Möchten sie das Röntgenbild herumdrehen, damit wir von hinten draufschauen?«
    Ich drehte es um, und sie schob und drehte das Knochenstück über dem Röntgenbild und suchte nach einer Übereinstimmung.
    »Schwer zu sagen.« Ich runzelte die Stirn.
    »Sehr schwer«, stimmte sie mir zu. »Was sagten Sie, wie verlässlich sind Vergleiche der Stirnbeinhöhle?«
    »Sehr«, sagte ich. »Keine zwei sind identisch.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Ich denke, ja.«
    »Wer hat das erforscht?«
    »Dough Ubelaker an der Smithsonian hat vor zehn Jahren einen Artikel darüber geschrieben. Er kam zu dem Schluss, dass es eine gute Basis zur Identifikation oder zum Ausschluss ist.«
    »Wie viele Knochenhöhlen hat er sich angeschaut? Und wie hat er die Treffer quantifiziert?«
    »Einige Dutzend«, sagte ich. »Ich wüsste nicht, dass er sie numerisch quantifiziert hätte. Ich glaube, er hat aus seiner Erfahrung geschöpft, ob die Dinge übereinstimmten oder nicht.«
    »Hm«, sagte sie. »Klingt so, wie man vor hundert Jahren Fingerabdrücke verglichen hat.«
    »Haben Sie eine bessere Idee?« Ich fühlte mich ein wenig in der Defensive, obwohl ich nicht recht wusste, warum.
    »Nein«, sagte sie, fügte jedoch nach einer Pause hinzu: »Na ja, vielleicht. Ich meine, der Rand der Knochenhöhle folgt einer gekrümmten Linie, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wenn man diese Krümmungen mathematisch bestimmen könnte – die Krümmung, die Parnells Röntgenbild hier aufweist, und die Krümmung von unserem Freund hier, sobald wir ihn wieder vollständig zusammengesetzt haben –, müsste man graphisch darstellen können, wie groß die Übereinstimmung dieser Gleichungen ist.«
    Ich hatte Probleme, ihr zu folgen, doch sie schien sich für ihre Idee zu erwärmen.
    »Eigentlich«, sagte sie, »wäre das ein ziemlich hübsches Dissertationsthema. Ich bin ja wieder frei, da Sie ja eben das Exposé gelöscht haben.«
    »Habe ich nicht«, sagte ich. »Abgesehen davon habe ich einen Entwurf Ihres Exposés. Sie

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