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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Bleiklumpen, »zündet die Kapseln, während er das Dynamit noch in den Händen hält.«
    »Und krawums?«, fragte Art.
    »Krawums«, sagte ich und lächelte über die Anspielung. Entweder merkte von den anderen keiner, dass er Barney Fife zitierte, oder die anderen fanden Andy Griffith’ linkischen Kumpel nicht so amüsant wie Art und ich.
    »Klingt logisch«, sagte Miranda. »Ich kann mir gut vorstellen, wie Garland mit oberschlauer Miene eine Stange Dynamit in der Hand hält und sich einbildet, er würde alle austricksen. Kurz bevor er die Drähte kurzschließt.«
    »Und krawums«, witzelte Art noch einmal mit ausdrucksloser Miene.
    »Bis jetzt ist das reine Theorie«, sagte ich. »Sicher können wir erst sein, wenn wir ihn eindeutig identifiziert haben.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Waylon. »Der Scheißkerl ist doch vollkommen verbrannt und in die Luft geflogen.«
    O’Conner lachte. »Da hat Waylon recht. Können Sie daraus noch DNA gewinnen?«
    Ich schüttelte zweifelnd den Kopf. »Weiß nicht. Wir werden es natürlich versuchen, aber die Hitze hat wahrscheinlich alles zerstört. Ich hoffe, die Zahnarztunterlagen helfen uns weiter.« Ich nahm die Überreste des Unterkiefers in die Hand und betrachtete sie eingehender. Der Unterkiefer war bei der Explosion zerstört worden, die meisten Zähne fehlten. Der Oberkiefer war in genauso schlechtem Zustand, da das Gesicht – die Wangenknochen, das Nasenbein, die zerbrechlichen Knochen der Augenhöhle – durch die Explosion praktisch völlig vernichtet worden war. Alles in allem waren am Ober- und am Unterkiefer noch fünf Zähne. Doch zwei dieser fünf Zähne wiesen Füllungen auf, und ich war optimistisch, dass dies für einen Vergleich mit Hamiltons Zahnarztunterlagen ausreichen würde.
    »Doc?« O’Conner sah mich nachdenklich an. »Das ist vielleicht eine dumme Frage, aber ich stelle sie trotzdem.«
    »Dumme Fragen gibt es nicht, Jim. Das sage ich meinen Studenten fast in jeder Vorlesung.«
    »Okay. Dann lassen Sie uns mal annehmen, Sie haben recht«, sagte er, »und Hamilton hat das Skelett als Double für sich benutzt.«
    Ich nickte.
    »Wie kommt es, dass wir die Knochen in der pugilistischen Haltung gefunden haben? Wenn an den Knochen keine Muskeln waren, war da doch nichts, was Arme und Beine hätte anziehen können, oder?«
    Ich dachte einen Augenblick über O’Conners Frage nach und merkte, dass ich verdutzt war. Nicht über die Frage an sich, sondern über die Erkenntnis, dass ich sie mir schon vor Stunden im Geiste gestellt und beantwortet hatte, ohne es überhaupt bewusst zu registrieren. »Gott steckt im Detail«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu O’Conner. »Oder der Teufel. Hamilton hat natürlich gewusst, wie er die Knochen arrangieren musste.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«, fragte O’Conner.
    Miranda ergriff das Wort, bevor ich eine Chance hatte. »Ich weiß es! Ich weiß es!«, rief sie und klang eher wie eine Drittklässlerin als eine Doktorandin. »Weil er und Dr. B. zusammen an dem Fall gearbeitet haben, wo der Typ mit den auf dem Rücken gefesselten Armen in seinem Bett verbrannt wurde.«
    »Genau«, sagte ich. »Ich wusste, dass er es wusste, aber ich wusste nicht mehr, woher.«
    Art hob in gespielter Kapitulation die Hand. »Okay, ich geb’s auf«, sagte er. »Ihr zwei seid wie Zwillinge mit einer ganz eigenen Geheimsprache. Ich weiß, dass ich das hätte verstehen müssen, aber ich weiß nicht mehr, wie.«
    »Also, ich hab’s kapiert«, sagte der Sheriff und lachte. »Wenn er so schlau ist, die Knochen in Kleider zu stecken und die Coleman-Laterne und den Benzinkanister zu platzieren, dann ist er auch schlau genug, es so aussehen zu lassen, als wären Arme und Beine angezogen.«
    Die letzte halbe Stunde Tageslicht nutzten wir, um die Knochen und die Gegenstände einzutüten, lange nachdem das SWAT-Team und die Feuerwehrmänner weg waren. Sobald wir sie aus der feuchten Asche gefischt, abgebürstet und auf die Drahtgitter gelegt hatten, waren die Knochen in der Hitze des Tages schnell getrocknet. Auch die feuchte Asche auf dem Boden des Kellers verbackte allmählich beim Trocknen und bildete eine Kruste, die fast so hart war wie Beton, und ich war wirklich froh, dass wir früh angefangen und die Knochen geborgen hatten, bevor rundherum alles hart geworden war. Wir bürsteten die Knochen noch einmal vorsichtig mit weichen Pinseln ab und taten sie behutsam in Asservatenbeutel aus braunem Papier. In

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