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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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hier oben endete? Kneipenschlägereien und brennende Keller – ich glaube, er hatte schlechtes Karma.«
    »Alle Wege führen nach Cooke County«, sagte ich. »Erinnern Sie sich daran, wie Leenas Skelett gestohlen wurde?«
    Er nickte, auch wenn er inzwischen gar nichts mehr verstand.
    »Damals wurde noch ein zweites Skelett gestohlen – dieses hier. Garland Hamilton hat sie gestohlen. Leenas Skelett hat er wahrscheinlich nur mitgenommen, um für zusätzliche Verwirrung zu sorgen. Dieses Skelett hier wollte er unbedingt in seinen Besitz bringen, denn dies war der Fall, den er generalstabsmäßig verpfuscht hatte.«
    Das erste Skelett, das wir geborgen hatten, Ledbetters Skelett, fand ich interessant, doch das zweite Skelett faszinierte mich regelrecht. Im Gegensatz zu Ledbetter schienen diese Knochen von einem Mann zu stammen, der bis zu dem Augenblick, da er es nicht mehr war, lebendig und wohlauf gewesen war, dem Augenblick, da seine unmittelbare Umgebung explodierte und er bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Wie das erste war auch dieses Skelett vollständig kalziniert, und ich bezweifelte, dass in den Knochen noch DNA zu finden war. Doch die Brüche wiesen die gesplitterte, spiralförmige Struktur auf, die charakteristisch ist für frische Knochen, die sehr hohen Temperaturen ausgesetzt waren. Zwischen den Fußknochen hatten zwei Dutzend Ösen von einem Paar Stiefel gelegen, in die jeweils die Aufschrift »Herman Survivors« geprägt war. Unter den Beckenknochen fanden sich die geschmolzenen Nieten und der verbrannte Reißverschluss einer Levi’s-Jeans, zusammen mit Münzen, Schlüsseln sowie der Schnalle und dem Dorn eines Gürtels aus Segeltuchgewebe, jetzt natürlich ohne das Gewebe. »Eine historische Fußnote, von der ich wette, dass keiner von euch sie kennt«, sagte ich und hielt den Knopf vom Hosenbund hoch, in den der Name der Jeansfirma eingeprägt war. »In den ersten sechzig oder achtzig Jahren waren Levi’s-Hosen auch im Schritt mit Nieten verstärkt. Doch irgendwann in den 1940er Jahren saß der Direktor der Firma zu nah an einem Lagerfeuer und verbrannte sich an den Nieten im Schritt.«
    Miranda lachte. »Hotpants mit Brandfolgen – das gefällt mir.« Waylons buschige Augenbrauen schossen bei ihrer Bemerkung in die Höhe, doch er war so klug, den Mund zu halten.
    Ein Stück von dem zerbrochenen zweiten Schädel entfernt hatten wir ein Brillengestell gefunden. Es war verbogen, und die Gläser fehlten, doch es sah genauso aus wie das, das wir neben dem ersten Schädel gefunden hatten. Und beide Brillen sahen so aus wie die, die auf Garland Hamiltons Nase gesessen hatte, wenn er Stichwunden inspizierte und Obduktionsnotizen durchsah. In dem Augenblick, da mir klar geworden war, dass das erste Skelett unmöglich Garland Hamilton sein konnte, hatte ich gespürt, wie mein Blutdruck sprunghaft angestiegen war, doch als das zweite Skelett und die dazugehörigen Gegenstände aufgetaucht waren, hatte sich mein Puls wieder verlangsamt und mein Blutdruck annähernd wieder normalisiert.
    Wir hatten auch die verbogenen Überbleibsel einer Coleman Gaslaterne und eines Zwanzig-Liter-Benzinkanisters gefunden, was die enorme Hitze des Feuers erklärte. Auf den ersten Blick zumindest schien das zweite Skelett von Hamilton zu stammen. Die Lage der Knochen und die Verletzungen, die sie aufwiesen, konnten durchaus bei einer gewaltigen Explosion passiert sein. Das Skelett lag auf dem Rücken, als wäre die Person nach hinten gestürzt. Die Gesichtsknochen waren im Wesentlichen zerstört, genau wie die beider Hände. Unter den restlichen Trümmern liefen zwei dünne Drahte hindurch, die von der Umgebung des Skeletts zu einem Klumpen geschmolzenen Bleis ein Stück weiter weg führten. Diese Drähte – die Isolierung war verbrannt, aber der Kupfer war noch intakt – lagen direkt auf dem Estrich, wo die Temperaturen nicht ganz den Schmelzpunkt des Metalls erreicht hatten.
    »Ich glaube, es ist Folgendes passiert«, sagte ich zu den anderen. »Garland Hamilton beschließt, seinen Tod zu simulieren und dafür dieses Skelett zu benutzen, doch als Medical Examiner weiß er, dass er seine Spuren ziemlich gut verwischen muss. Er nimmt Dynamit, damit die Knochen mehr Verletzungen aufweisen – wahrscheinlich, um das Gebiss zu zerstören, sodass wir es nicht mit seinen Zahnarztunterlagen vergleichen können. Doch irgendwie vermasselt er es, als er die Sprengkapseln einführt, und die Batterie da drüben«, ich zeigte auf den

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