Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
Beschreibung entlockte Morgan ein Lachen. »Was sollte eine Waffe mir nützen?«
    »Ich meine, für dann, wenn Sie nicht draußen arbeiten«, sagte er. »Wenn Sie im Büro sind oder zu Hause. Ich weiß, dass Sie kein großer Waffenfan sind. Aber vielleicht vorübergehend, bis wir ihn haben?«
    Ich hatte tatsächlich schon darüber nachgedacht. »Glauben Sie, ich bin in Gefahr?«, fragte ich.
    Er überlegte. »Kommt darauf an, was Hamilton wichtiger ist«, sagte er, »davonzukommen oder es Ihnen heimzuzahlen. Er hat schon einmal versucht, Sie umzubringen. Vielleicht betrachtet er das als eine unerledigte Angelegenheit – etwas, was er nach seinem Ausbruch noch abhaken kann.«
    »Puh, da geht’s mir doch gleich besser«, sagte ich.
    »Ich will Ihnen keine Angst einjagen«, sagte er. »Ich bin nur realistisch. Besorgen Sie sich eine Waffe. Himmel, Sie sind Berater der Kriminalpolizei von Tennessee; ich bin mir sicher, dass wir Ihnen einen Waffenschein ausstellen können. Wir müssen nur raus mit Ihnen zur Schießanlage und Sie qualifizieren.«
    »Verdammt«, sagte ich. »Ich hasse so etwas. Aber wenn Sie es mir ermöglichen könnten, tue ich es.«
    »Gut«, sagte er. »Ich schaue mal, durch welche Reifen wir springen müssen. Und ich sage Ihnen Bescheid, sobald wir irgendetwas über Hamilton erfahren.« Er schüttelte mir die Hand und wandte sich ab. »Seien Sie vorsichtig«, sagte er im Gehen.
    »Sicher doch.«
    Nachdem Morgan weg war, nahm ich das Telefon und wählte.
    »Cooke County Sheriff«, sagte eine forsche Stimme in dem für den Osten Tennessees typischen näselnden Tonfall. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, Madam. Ich wüsste gerne, ob der Sheriff da ist.«
    »Und wer ist am Apparat?«
    »Hier spricht Dr. Bill Brockton von der University of Knoxville.«
    »Ich sag’s ihm, Schatz«, sagte sie. Das erinnerte mich eher an eine Fernfahrerkneipe als an eine Sheriff-Dienststelle. »Bleiben Sie dran, wenn Sie lustig dazu sind.« Der Ausdruck – der eigentlich so viel hieß wie »wenn es Ihnen nichts ausmacht« – entlockte mir ein Lächeln.
    Zehn Sekunden später hörte ich Jim O’Conners Stimme. »Doc, geht’s Ihnen gut? Ich habe gehört, da unten bei Ihnen geht es gerade ziemlich heiß her.«
    »Mir ging’s schon besser, aber ich komme klar«, sagte ich.
    »Tut mir leid, dass er geflohen ist.«
    »Nicht halb so leid wie mir«, sagte ich. »Hören Sie, sind Sie am späten Nachmittag da?«
    »Müsste ich eigentlich«, sagte er. »Es sei denn, jemand begeht hier in Cooke County ein spektakuläres Verbrechen. Was«, fügte er hinzu, »immer drin ist.«
    »Könnte ich hochkommen?«
    »Sicher doch. Gibt’s was Bestimmtes?«
    »Ich habe etwas, was ich Ihnen gerne zeigen würde«, sagte ich.
    »Ich bin da. Sie wissen doch noch, wie Sie uns finden?«
    »Klar«, sagte ich. »Ich fahre nach Osten, bis die Zivilisation endet, und dann folge ich dem Geballere.«
    Er lachte. »Ja, Sie wissen’s noch. Wenn etwas dazwischenkommt und ich nicht hier sein kann, rufe ich Sie an.«
    »Ebenfalls«, sagte ich. »Ich freue mich, Sie mal wiederzusehen, Jim.«
    »Ich mich auch, Doc.«
     
    Zwei Stunden später und achtzig Kilometer weiter östlich nahm ich von der I-40 die Abfahrt River Road und dann die kurvenreiche, zweispurige Asphaltstraße, die sich an einem tosenden Bergbach entlangschlängelte und nach Jonesport führte, der Kreishauptstadt von Cooke County.
    Das Büro des Sheriffs lag in einem granitenen Gerichtsgebäude, das eher aussah wie eine kleine Festung denn wie ein Verwaltungsgebäude. Als ich parkte, fiel mein Blick auf zwei krumme alte Kerle, die auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude auf einer Bank saßen und schnitzten. Die Späne häuften sich fast kniehoch zwischen den Füßen der Männer. Als ich vor neun Monaten in Cooke County war, hatte ich diese Männer in genau derselben Haltung auf ebendieser Bank sitzen sehen. Ich überlegte, ob sie ihren Posten je verlassen hatten oder ob sie zum Inventar gehörten wie die Kanone aus dem Bürgerkrieg und die Statue von Obadiah Jones, dem Stadtgründer und Namensgeber. Ich klemmte mir die Schachtel mit Leenas Knochen unter einen Arm. Als ich an der Bank vorbeiging, hob ich grüßend die andere Hand. Keiner der beiden Männer sagte etwas oder winkte zurück, doch es gab einen kurzen Augenkontakt, und beide betagte Köpfe deuteten ein Nicken an. Zwei Augenpaare richteten sich auf die Schachtel unter meinem Arm.
    »Das ist ein mächtiger Haufen Späne, den Sie da

Weitere Kostenlose Bücher