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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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helle Flamme zuckte auf. Die vornübergebeugte Gestalt des alten Mannes zerfloß und verkohlte dann. Der Aluminiumstock schmolz dahin. Was der alte Mann gewesen war, begann zu rauchen. Der Leib platzte auf und verschrumpelte. Langsam schmorten die vertrockneten Aschereste zu einem gewichtslosen Haufen dahin. Allmählich erlosch das Feuer.
    Gannet stocherte geistesabwesend in den Überresten, das feiste Gesicht erstarrt vor Entsetzen und Unglauben. »Er ist tot. Und wir haben nichts erfahren.«
    Lieutenant West starrte auf die noch immer rauchende Asche. »Wir werden es niemals herausfinden«, preßte er hervor. »Wir können es nicht ändern. Wir können nicht gewinnen.« Plötzlich griff er an seine Jacke. Er riß die Rangabzeichen ab und warf den viereckigen Stoffetzen wütend fort. »Ich will verdammt sein, wenn ich mein Leben opfere, damit Sie das System in Ihre Hände bekommen. Ich werde nicht in diese Todesfalle tappen. Rechnen Sie nicht mit mir.«
    Das Wimmern des Notalarms erklang vom Krankenhausgebäude. Männer rannten auf Gannet zu, Soldaten und Hospitalwächter, die verwirrt herumliefen. Patterson beachtete sie nicht; seine Augen waren auf das Fenster gerichtet, das sich direkt über ihnen befand.
    Dort stand jemand. Ein Mann, an einem Objekt hantierend, das im Licht der Nachmittagssonne blitzte. Der Mann war V-Stephens. Er bekam das Objekt aus Metall und Plastik lose und verschwand damit, entfernte sich vom Fenster.
    Evelyn eilte zu Patterson. »Was ...« Sie sah die Überreste und schrie auf. »Oh, Gott. Wer hat das getan? Wer?«
    »V-Stephens.«
    »LeMarr muß ihn herausgelassen haben. Ich wußte, daß es geschehen würde.« Tränen traten in ihre Augen und ihre Stimme wurde schrill und hysterisch. »Ich habe Ihnen gesagt, daß er es tun wird! Ich habe Sie gewarnt!«
    Hilflos sah Gannet Patterson an. »Was sollen wir nun tun? Er ist ermordet worden.« Plötzlich verdrängte Wut die Furcht des dicken Mannes. »Ich werde jeden Schwimmfuß auf diesem Planeten umbringen. Ich werde ihre Häuser in Brand setzen und jeden einzelnen aufhängen. Ich werde ...«Abrupt verstummte er. »Aber es ist zu spät, nicht wahr? Wir können nichts mehr tun. Wir haben verloren. Wir sind besiegt, und der Krieg hat noch nicht einmal begonnen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Patterson. »Es ist zu spät. Sie haben Ihre Chance nicht genutzt.«
    »Hätten wir ihn doch nur zum Reden bringen können«, stieß Gannet hilflos hervor.
    »Das konnten Sie nicht. Es war unmöglich.«
    Gannet blinzelte. »Warum nicht?« Er gewann einen Teil seiner angeborenen animalischen Schläue zurück. »Warum haben Sie das gesagt?«
    Die H-Schleife um Pattersons Hals summte laut. »Doktor Patterson«, erklang die Stimme einer Angestellten in der Videofonzentrale, »ein dringender Anruf vom Statistischen Amt.«
    »Legen Sie ihn durch«, bat Patterson.
    Leise erklang die Stimme des Mädchens vom Statistischen Amt an seinem Ohr. »Doktor Patterson, ich habe jetzt die Informationen, die Sie angefordert haben.«
    »Und?« fragte Patterson. Aber er kannte bereits die Antwort.
    »Wir haben die Daten doppelt überprüft, um sicherzugehen. Es gibt keine Person, wie Sie sie uns beschrieben haben. In unseren Unterlagen wird und wurde keine Person namens David L. Unger mit den genannten Charakteristika geführt. Die Daten über das Gehirnwellenmuster, Zahn- und Fingerabdrücke stimmen mit keiner Person überein, die in unseren Akten verzeichnet ist. Möchten Sie ...«
    »Nein«, unterbrach Patterson. »Das beantwortet meine Frage. Es ist gut.« Er schaltete die H-Schleife aus.
    Gannet hatte benommen zugehört. »Das geht über meinen Verstand, Patterson. Erklären Sie mir das.«
    Patterson ignorierte ihn. Er kniete nieder und stocherte in der Asche, die von David Unger übriggeblieben war. Nach einem Moment schaltete er die H-Schleife wieder ein. »Ich möchte, daß dies hier zu den analytischen Labors geschafft wird«, befahl er ernst. »Schicken Sie sofort jemanden hierher.« Langsam richtete er sich wieder auf und fügte ein wenig freundlicher hinzu: »Jetzt werde ich mich auf die Suche nach V-Stephens machen – und ich hoffe, daß ich ihn finde.«
    »Zweifellos befindet er sich bereits auf dem Weg zur Venus«, bemerkte Evelyn Cutter bitter. »Nun, das war’s. Wir können nichts mehr tun.«
    »Wir werden in den Krieg eintreten müssen«, stimmte Gannet zu. Langsam fand er wieder in die Wirklichkeit zurück. Erst jetzt schien er sich der Gegenwart der

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