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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hinzugestürzten Männer bewußt zu werden. Er strich seine weiße Haarmähne zurück und glättete seinen Anzug. Ein Hauch Würde glitt über sein einst eindrucksvolles Gesicht. »Stehen wir es wie Männer durch. Es hat keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken.«
    Patterson ging davon, als die Hospitalroboter eintrafen, um die verkohlten Überreste einzusammeln. »Fertigen Sie eine vollständige Analyse an«, befahl er dem Techniker, der die Arbeit überwachte. »Untersuchen Sie die Zellkerne und vor allem das Nervensystem. Berichten Sie mir sobald wie möglich über Ihre Erkenntnisse.«
     
    Es dauerte ungefähr eine Stunde.
    »Schauen Sie es sich selbst an«, forderte ihn der Labortechniker auf. »Hier, nehmen Sie es in die Hand. Es fühlt sich nicht einmal normal an.«
    Patterson nahm das Stück trockenen, spröden organischen Materials entgegen. Es hätte die verschmorte Haut eines Meerestieres sein können. Es zerfiel in seinen Händen; als er es zurücklegte, bestand es nur noch aus pulverigen Fragmenten. »Ich verstehe«, sagte er langsam.
    »Eine verhältnismäßig gute Qualität. Aber sehr mitgenommen. Wahrscheinlich hätte es nicht einmal mehr ein paar Tage standhalten können; die Sonne, die Luft, alles belastete es. Und es besaß kein normales Regenerationssystem. Unsere Zellen werden ständig erneuert, gereinigt und verstärkt. Dieses Ding wurde hergestellt und dann aktiviert. Offensichtlich ist uns jemand in der Biosynthese weit voraus. Es ist ein wahres Meisterwerk.«
    »Ja, eine gute Arbeit«, stimmte Patterson zu. Er griff nach einer weiteren Probe aus den Überresten von David Ungers Körper und verrieb sie nachdenklich zu kleinen, trockenen Stücken. »Es hat uns vollkommen getäuscht.«
    »Sie wußten es, nicht wahr?«
    »Nicht sofort.«
    »Wie Sie sehen können, haben wir das ganze System rekonstruiert und die Asche zusammengefügt. Natürlich fehlen Teile, aber im großen und ganzen ist es vollständig. Ich würde gern die Hersteller dieses Dings kennenlernen. Es hat wirklich gelebt. Es war keine Maschine.«
    Patterson betrachtete die verkohlte Asche, die zu dem Gesicht des Androiden zusammengefügt worden war. Faltige, geschwärzte, papierdünne Haut. Das erloschene Auge blickte gleichgültig und blind drein. Das Statistische Amt hatte recht. Es hatte nie einen David Unger gegeben. Eine derartige Person hatte weder auf der Erde noch an einem anderen Ort gelebt. Was sie »David Unger« genannt hatten, war ein von Menschen erschaffenes synthetisches Geschöpf gewesen.
    »Man hat uns wirklich genarrt«, nickte Patterson. »Wer außer uns weiß noch darüber Bescheid?«
    »Niemand.« Der Labortechniker deutete auf seine Arbeitsroboter. »Ich bin der einzige Mensch außer Ihnen.«
    »Können Sie es für sich behalten?«
    »Natürlich. Sie sind mein Chef.«
    »Danke«, sagte Patterson. »Aber wenn Sie möchten, könnten Sie sich mit diesen Informationen einen anderen Chef besorgen.«
    »Gannet?« Der Labortechniker lachte. »Ich glaube nicht, daß ich für ihn arbeiten möchte.«
    »Er würde Sie sehr gut bezahlen.«
    »Das stimmt«, nickte der Labortechniker. »Aber in nicht allzu ferner Zukunft würde ich dann an der Front stehen. Ich arbeite lieber hier im Krankenhaus.«
    Patterson näherte sich der Tür. »Wenn jemand fragt, sagen Sie, daß nicht genug für die Analyse erhalten geblieben ist. Können Sie diese Überreste verschwinden lassen?«
    »Nur ungern, aber ich kann’s.« Der Labortechniker sah ihn neugierig an. »Haben Sie eine Vorstellung, wer dies hier gebaut hat? Ich würde demjenigen gern die Hand schütteln.«
    »Mich interessiert im Augenblick nur eine Sache«, erklärte Patterson ausweichend. »V-Stephens muß gefunden werden.«
     
    LeMarr blinzelte, als das trübe Licht des Nachmittages in seine Augen stach. Er richtete sich auf – und stieß heftig mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett des Autos. Schmerz überwältigte ihn, und für eine Weile sank er zurück in die quälende Betäubung. Dann, langsam, allmählich, kam er wieder zu sich. Und sah sich um.
    Der Wagen war am Rande eines kleinen, heruntergekommenen Platzes geparkt. Es war fünf Uhr dreißig. Lärmend rollte der Verkehr über die enge Straße, über die man den Parkplatz erreichen konnte. LeMarr hob die Hand und tastete vorsichtig über seinen Kopf. An der Seite befand sich eine taube Stelle von der Größe eines Silberdollars, ein vollkommen gefühlloser Fleck. Von dem Fleck ging Kälte aus, die völlige

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