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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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darüber wissen.«
    »Das ist doch sinnlos«, entgegnete Dietrich. »Offensichtlich ist die Zeitung defekt. Schwer beschädigt. Sie arbeitet nicht mehr richtig. Sie müssen sich woanders nach Ihrem weltumfassenden Propagandanetz umschauen.« Er warf die Zeitung auf Hoods Schreibtisch.
    Zu LeConte sagte Hood: »War Benny Cemoli schon vor dem Krieg aktiv?«
    Stille trat ein. LeConte und sein Assistent, Mr. Fall, waren bleich und erregt; mit zusammengepreßten Lippen sahen sie ihn an und wechselten dann einen Blick.
    »Ich habe für die Methoden der Polizei nicht viel übrig«, wandte sich Hood an Dietrich, »aber ich glaube, Sie können sich jetzt einschalten.«
    Dietrich verstand. »Gewiß. Sie beide stehen unter Arrest. Solange, bis Sie etwas offener über diesen Agitator sprechen, über diesen Geist in der roten Toga.« Er nickte den beiden Polizisten zu, die neben der Bürotür standen; sie traten vor.
    Als sich ihm die beiden Polizisten näherten, stieß LeConte hervor:
    »Ich erinnere mich jetzt an diesen Mann. Aber – er war eine sehr obskure Gestalt.«
    »Vor dem Krieg?« fragte Hood.
    »Ja.« LeConte nickte langsam. »Er war eine Witzfigur, ein Clown. Soweit ich mich erinnere, und das ist schwierig.. war er ein fetter, ungebildeter Clown aus irgendeiner gottverlassenen Gegend. Er besaß eine kleine Radiostation, über die er sendete. Er ging mit einer Art Anti-Strahlungs-Box hausieren, die man bei sich daheim installieren konnte, um vor dem Fallout der Bombentests sicher zu sein.«
    Mr. Fall, sein Assistent, meldete sich jetzt auch zu Wort. »Ich erinnere mich. Er hat sogar für den UNO-Senat kandidiert. Aber natürlich wurde er geschlagen.«
    »Und das war das letzte, was Sie von ihm gehört haben?« wollte Hood wissen.
     
    Mit einem Helikopter überflog Hood langsam das Gebiet, das in den Artikeln der Times erwähnt worden war, und überzeugte sich selbst davon, daß es dort kein Zeichen politischer Aktivität gab; erst danach, erst als er mit eigenen Augen gesehen hatte, daß die Zeitung den Kontakt mit der Realität verloren hatte, fühlte er sich wieder sicher. Die tatsächliche Lage stimmte in keiner Weise mit den Artikeln in der Times überein; das war offensichtlich. Und dennoch – das homöosthatische System machte weiter.
    Joan, die neben ihm saß, bemerkte: »Ich habe hier den dritten Artikel, wenn du ihn lesen möchtest.« Sie hatte die letzte Ausgabe durchgesehen.
    »Nein«, wehrte Hood ab.
    »Dort steht, daß sie in die Außenbezirke der Stadt eingedrungen sind«, fuhr sie fort. »Sie haben die Polizeisperren durchbrochen, und die Regierung hat die UNO um Unterstützung gebeten.«
    Nachdenklich brummte Fletcher: »Ich habe eine Idee. Einer von uns, am besten Sie, Hood, sollte einen Brief an die Times schreiben.«
    Hood starrte ihn an.
    »Ich glaube, ich weiß auch genau, wie sein Wortlaut sein sollte«, erklärte Fletcher. »Eine einfache Frage. Sie hätten die Zeitungsberichte über Cemolis Bewegung verfolgt. Schreiben Sie dem Herausgeber ...« Fletcher schwieg einen Moment. »Schreiben Sie ihm, daß Sie mit Cemoli sympathisieren und daß Sie gern in die Bewegung eintreten würden. Fragen Sie die Zeitung, wie Sie das anstellen können.«
    Hood dachte: Mit anderen Worten, ich soll die Zeitung bitten, mich mit Cemoli zusammenzuführen. Er mußte Fletchers Idee zustimmen; sie war auf eine verrückte Weise brillant. Es schien, als ob Fletcher seinen gesunden Menschenverstand abgelegt hätte, um so der Verwirrung der Zeitung zu begegnen. Er würde von der Selbsttäuschung der Zeitung partizipieren. Vorausgesetzt, daß es Cemoli und den Marsch auf New York gab, war dies eine vernünftige Frage.
    »Ich möchte mich nicht dumm anstellen«, sagte Joan, »aber wie stellt man einer Homöozeitung einen Brief zu?«
    »Ich habe mich bereits darum gekümmert«, erwiderte Fletcher. »Jeder Zeitungsstand besitzt neben dem Münzschlitz, wo man für das Blatt bezahlt, einen Schlitz, in den man Briefe einwerfen kann. Das wurde gesetzlich festgelegt, als die Homöozeitungen vor mehreren Jahrzehnten eingeführt wurden. Wir brauchen nur noch die Unterschrift Ihres Mannes.« Er griff in seine Jackentasche und holte einen Umschlag hervor. »Der Brief ist schon geschrieben.«
    Hood nahm den Brief und las ihn durch. Also wollen wir bei der Meute des mythischen fetten Clowns Mitglied werden, sagte er sich. »Wird es nicht eine Schlagzeile geben, die lautet CSEB-CHEF MACHT MIT BEIM MARSCH AUF IRDISCHE HAUPTSTADT?«

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