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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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deutete auf eine Zeltstadt oder einen Mob hin, der sich dort versammelt haben sollte. Und die Bürger in diesem Gebiet, die von ihnen befragt worden waren, hatten noch nie von jemandem namens »Cemoli« gehört. Und es gab kein Anzeichen von einem Krawall, der dort stattgefunden hatte, keine Erste-Hilfe-Stationen, keine Verletzten. Nur die friedliche, hauptsächlich bäurische Landschaft.
    Verblüfft las Hood den Artikel in der Times erneut durch. Dort stand er, schwarz auf weiß, auf der Titelseite, zusammen mit der Meldung über die Landung der CSEB-Armada. Was hatte das zu bedeuten?
    Das gefiel ihm nicht; nicht im geringsten.
    War es ein Fehler gewesen, die große alte, beschädigte homöosthatische Zeitung in Betrieb zu nehmen?
     
    In dieser Nacht wurde Hood aus seinem leichten Schlaf durch ein Klopfen aus der Tiefe geweckt, durch einen häßlichen Radau, der lauter und lauter wurde, als er sich verwirrt blinzelnd in seinem Bett aufsetzte. Maschinen lärmten; er hörte die schweren, rumpelnden Bewegungen, als sich automatische Schaltkreise schlossen und den Befehlen folgten, die aus dem Innern des geschlossenen Systems erteilt wurden.
    »Sir«, sagte Fletcher aus der Dunkelheit; Licht flammte auf, als Fletcher die Glühbirne an der Decke fand und sie festschraubte. »Ich dachte, es wäre besser, hereinzukommen und Sie zu wecken. Tut mir leid, Mrs. Hood.«
    »Ich bin wach«, murmelte Hood, erhob sich aus dem Bett und zog sich an. »Was ist da unten los?«
    »Sie druckt ein Extrablatt«, erklärte Fletcher.
    Joan setzte sich auf, strich ihr zerzaustes blondes Haar zurück und rief: »Großer Gott. Warum denn?« Mit großen Augen sah sie von ihrem Mann zu Fletcher.
    »Wir müssen die örtlichen Behörden informieren«, sagte Hood. »Sprechen Sie mit ihnen.« Er hatte das Gefühl, als ob er den Inhalt des Extrablattes bereits kannte, das in diesem Augenblick durch die Rotationsmaschinen lief. »Schaffen Sie diesen LeConte her, diesen Politiker, der uns bei unserer Ankunft begrüßte. Wecken Sie ihn und fliegen Sie ihn her; wir brauchen ihn.«
    Es nahm fast eine Stunde in Anspruch, um den hochnäsigen, würdevollen lokalen Potentaten und sein Stabsmitglied herbeizuschaffen; schließlich betraten die beiden in ihren prunkvollen Uniformen Hoods Büro, beide voller Entrüstung. Stumm sahen sie Hood an und warteten darauf, daß er ihnen sagte, was er wollte.
    Hood saß, bekleidet mit seinem Morgenmantel und in Pantoffeln, an seinem Schreibtisch und hatte das Extrablatt der Times vor sich liegen; er las es zum wiederholten Male, als LeConte und sein Begleiter eintraten.
     
    NEW YORKER POLIZEI MELDET, DASS CEMOLIS TRUPPEN AUF DIE STADT ZUMARSCHIEREN. BARRIKADEN IN BAU.
    NATIONALGARDE ALARMIERT
     
    Er zeigte den beiden Erdmenschen die Schlagzeilen. »Wer ist dieser Mann?« fragte er.
    Nach einem Moment gestand LeConte: »Ich ... weiß es nicht.« »Kommen Sie schon, Mr. LeConte«, fauchte Hood. »Lassen Sie mich den Artikel lesen«, bat LeConte nervös. Hastig überflog er ihn; seine Hände zitterten, während er die Zeitung hielt.
    »Interessant«, sagte er schließlich. »Aber ich kann Ihnen nichts dazu sagen; das ist mir völlig neu – Sie müssen wissen, daß unsere Nachrichtenverbindungen seit der Katastrophe nur sehr lückenhaft sind, und es ist durchaus möglich, daß sich eine politische Bewegung gebildet haben könnte, ohne daß wir ...«
    »Bitte«, unterbrach Hood. »Seien Sie nicht albern.«
    Errötend stammelte LeConte: »Ich tue, was ich kann, obwohl man mich mitten in der Nacht aus dem Bett gescheucht hat.«
    Die Tür des Büros wurde aufgerissen, und Otto Dietrich stürzte mit grimmigem Gesicht herein. »Hood«, stieß er grußlos hervor, »neben meinem Hauptquartier steht ein Times -Verkaufsstand – und dort habe ich das hier bekommen.« Er zeigte ihm das Extrablatt. »Das verdammte Ding verteilt das auf der ganzen Welt, nicht wahr? Jedenfalls haben wir in diesem Gebiet ein paar Leute sitzen, und sie haben absolut nichts feststellen können, keine Straßensperren, keine paramilitärischen Truppen, überhaupt nichts.«
    »Ich weiß«, gestand Hood. Er war müde. Und noch immer ging das Rumpeln in der Tiefe weiter, druckte die Zeitung ihr Extrablatt, informierte die Welt über den Marsch von Benny Cemolis Anhängern auf New York – offenbar ein Hirngespinst, das nur im Cephalon der Zeitung existierte.
    »Schalten Sie sie ab«, forderte Dietrich.
    Hood schüttelte den Kopf. »Nein. Ich ... will mehr

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