Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
schnell handeln; sie konnten nicht an alles denken, selbst in zehn Jahren nicht. Es muß schwer sein, jeden Hinweis auf das Wirken einer weltweiten politischen Bewegung zu beseitigen, vor allem, wenn ihr Führer im letzten Stadium die absolute Macht besaß.«
    »Völlig unmöglich, alles zu beseitigen«, stimmte Hood zu. Ein zugemauerter Lagerraum im hinteren Teil eines griechischen Lebensmittelladens ... das genügte, um uns alles zu verraten. Jetzt können Dietrichs Leute den Rest erledigen. Wenn Cemoli noch lebt, werden sie ihn vermutlich finden, und wenn er tot ist – es wird schwer sein, sie davon zu überzeugen, wie ich Dietrich kenne. Von nun an werden sie nicht mehr aufhören, nach ihm zu suchen.
    »Ein gutes hat die Sache ja«, bemerkte Joan. »Viele unschuldige Leute sind jetzt aus den Schwierigkeiten heraus. Dietrich wird nicht mehr hinter ihnen herschnüffeln; er wird zu sehr mit der Suche nach Cemoli beschäftigt sein.«
    Das stimmt, dachte Hood. Und das war sehr wichtig. Die centaurische Polizei würde sich lange Zeit nur noch um dieses Problem kümmern, und das war für jeden Beteiligten nur von Vorteil, CSEB und sein ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm eingeschlossen.
    Hätte es Benny Cemoli nicht gegeben, dachte er, hätte man ihn erfinden müssen. Ein merkwürdiger Gedanke ... er fragte sich, wie er darauf gekommen war. Erneut betrachtete er das Bild und vertiefte sich in das Foto des Mannes; was war Cemoli für ein Mensch gewesen? Hatte er, wie so viele Demagogen vor ihm, Macht durch das gesprochene Wort erlangt? Und seine Schriften ... vielleicht würden einige davon wieder auftauchen. Oder sogar Tonbandaufnahmen seiner Reden, der wirkliche Klang seiner Stimme. Und möglicherweise auch Videobänder. Vielleicht würde alles ans Licht kommen; es war nur eine Frage der Zeit. Und dann werden wir in der Lage sein, uns vorzustellen, wie es gewesen war, unter dem Schatten eines derartigen Mannes zu leben.
    Das Telefon, das ihn direkt mit Dietrichs Büro verband, klingelte. Er griff nach dem Hörer.
    »Wir haben den Griechen hier«, erklärte Dietrich. »Unter Drogenwirkung hat er ein Geständnis abgelegt, das Sie vielleicht interessieren wird.«
    »Ja«, sagte Hood.
    »Er hat zugegeben«, fuhr Dietrich fort, »siebzehn Jahre lang ein Anhänger der Bewegung gewesen zu sein, ein richtiger Veteran. Sie trafen sich zweimal in der Woche im Hinterzimmer seines Lebensmittelgeschäftes, in der ersten Zeit, als die Bewegung noch klein und relativ machtlos war. Dieses Bild – natürlich kenne ich es nicht, aber Stavros, unser griechischer Freund, berichtete mir davon – das Foto ist ziemlich veraltet, da einige Zeit lang neuere Aufnahmen unter den Anhängern im Umlauf waren. Stavros hat es aus sentimentalen Gründen aufgehängt. Es erinnerte ihn an die alten Zeiten. Später, als die Bewegung an Macht gewann, ließ sich Cemoli nicht mehr im Lebensmittelgeschäft blicken, und der Grieche verlor jeden persönlichen Kontakt zu ihm ... er blieb zwar Mitglied und zahlte pünktlich seine Beiträge, aber das war auch alles.«
    »Was ist mit dem Krieg?« fragte Hood.
    »Kurz vor dem Krieg erlangte Cemoli hier in Nordamerika die Macht, durch seinen Marsch auf New York während einer schweren wirtschaftlichen Krise ... Millionen Menschen waren arbeitslos, und von ihnen erhielt er sehr viel Unterstützung. Er versuchte, die wirtschaftlichen Probleme durch eine aggressive Außenpolitik zu lösen – überfiel mehrere lateinamerikanische Staaten, die zu der Einflußsphäre der Chinese gehörten. Das scheint zu stimmen, aber Stavros ist über die politischen Ereignisse nicht besonders informiert ... Wir werden im Zuge unserer Untersuchungen andere Anhänger befragen müssen, um die Lücken zu schließen. Vielleicht wissen einige der Jüngeren mehr; schließlich ist er über siebzig Jahre alt.«
    »Ich hoffe«, sagte Hood, »Sie werden ihn nicht anklagen.«
    »Oh, nein. Er ist nur eine Informationsquelle; wenn er uns alles gesagt hat, was er weiß, werden wir ihn zu seinen Zwiebeln und Apfelkonserven zurückkehren lassen. Er ist harmlos.«
    »Hat Cemoli den Krieg überlebt?«
    »Ja«, erwiderte Dietrich. »Aber das ist jetzt zehn Jahre her; Stavros weiß nicht, ob der Mann jetzt noch immer lebt. Ich persönlich bin davon überzeugt, und wir werden davon ausgehen, bis sich das Gegenteil herausstellt. Das ist unsere Pflicht.«
    Hood dankte ihm und legte auf.
    Als er sich von dem Telefon abwandte, hörte er in der Tiefe das leise,

Weitere Kostenlose Bücher