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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dumpfe Rumpeln. Die Homöozeitung hatte erneut ihren Betrieb aufgenommen.
    »Das ist keine normale Ausgabe«, stellte Joan mit einem raschen Blick auf ihre Armbanduhr fest. »Ein weiteres Extrablatt. Wie aufregend; ich kann es kaum erwarten, die Titelseite zu lesen.«
    Was hat Benny Cemoli jetzt getan? fragte sich Hood. Zumindest nach der Times mit ihren zeitlich durcheinandergeratenen Berichten über diesen Mann ... welche Situation, die es Vorjahren gegeben hat, ist jetzt eingetreten? Ein neuer Höhepunkt, der ein Extrablatt verdient. Zweifellos wird es interessant sein; die Times weiß, wie man eine gute Story bringt.
    Auch er konnte es kaum noch erwarten.
     
    In der Stadtmitte von Oklahoma City warf Joan LeConte eine Münze in den Zahlschlitz des Kiosks, den die Times vor langer Zeit hier aufgestellt hatte. Die Ausgabe der Times, das neueste Extrablatt, glitt heraus, und er griff danach und überflog kurz die Schlagzeile, verbrachte nur einen Moment mit der Überprüfung ihres Inhaltes. Dann verließ er den Bürgersteig und setzte sich wieder auf den Rücksitz seines Dampfautos. Bedächtig sagte Mr. Fall: »Sir, hier ist der Originaltext, wenn Sie ihn mit dem Artikel vergleichen wollen.« Er reichte ihm den Folianten, und LeConte nahm ihn an sich.
    Das Auto fuhr los; der Chauffeur steuerte in die Richtung der Parteizentrale. LeConte lehnte sich zurück, entzündete eine Zigarre und machte es sich bequem.
    Die Zeitung lag auf seinem Schoß und verkündete mit riesigen Schlagzeilen:
     
    CEMOLI TRITT IN UNO-KOALITIONSREGIERUNG EIN STREITIGKEITEN VORÜBERGEHEND BEGRABEN
     
    »Geben Sie mir bitte das Telefon«, wandte sich LeConte an seinen Sekretär.
    »Jawohl, Sir.« Mr. Fall reichte ihm das transportable Feldtelefon. »Aber wir sind fast da. Und es ist immer möglich, wenn Sie mir den Hinweis erlauben, daß man das Gespräch anzapft.«
    »Sie sind in New York beschäftigt«, entgegnete LeConte. »Kriechen in den Ruinen herum.« In einem Gebiet, das, so lange ich zurückdenken kann, keine Rolle gespielt hat, sagte er sich. Nun, vielleicht hatte Mr. Fall recht; ex entschied, auf den Anruf zu verzichten. »Was halten Sie von der letzten Ausgabe?« fragte er seinen Sekretär und hielt die Zeitung hoch.
    »Sehr vielversprechend«, sagte Mr. Fall und nickte.
    LeConte öffnete seine Aktentasche und holte ein zerfleddertes, einbandloses Buch hervor. Es war erst vor einer Stunde fertiggestellt worden, und es war das nächste Artefakt, das die Invasoren von Proxima Centauri finden würden. Es war sein eigener Beitrag, und er war sehr stolz darauf. Das Buch beinhaltete in groben Zügen Cemolis Programm für die soziale Veränderung, für die Revolution, in einer Sprache geschrieben, die jedes Schulkind verstehen konnte.
    »Darf ich fragen«, meldete sich Mr. Fall, »ob die Partei beabsichtigt, sie eine Leiche entdecken zu lassen?«
    »Vielleicht«, erwiderte LeConte. »Aber erst in mehreren Monaten.« Er holte einen Schreibstift aus seiner Jackentasche und krakelte in das zerfledderte Buch:
     
    NIEDER MIT CEMOLI
     
    Oder ging das zu weit? Nein, entschied er. Es mußte Widerstand geben. Er fügte hinzu:
     
    WO SIND DIE ORANGEN?
     
    Mr. Fall äugte über die Schulter und fragte: »Was bedeutet das?«
    »Cemoli hat der Jugend Orangen versprochen«, erklärte LeConte. »Ein weiteres leeres Versprechen, das die Revolution niemals erfüllt hat. Das war Stavros’ Idee ... er ist eben Lebensmittelhändler. Ein netter Einfall.« Es verleiht dem Ganzen mehr Glaubwürdigkeit. Es sind die kleinen Dinge, die überzeugen.
    »Gestern war ich in der Parteizentrale«, erzählte Mr. Fall, »und hörte dort ein Tonband ab. Cemolis Ansprache an die UNO. Es war unheimlich; wenn ich nicht gewußt hätte ...«
    »Wen haben sie dafür gewonnen?« wollte LeConte wissen, und er fragte sich, warum man ihn nicht darum gebeten hatte.
    »Irgendeinen Nachtclub-Unterhalter aus Oklahoma City. Natürlich einen recht unbekannten. Ich glaube, er hat sich auf das Parodieren bekannter Persönlichkeiten spezialisiert. Dieser Bursche hat der Rede etwas Bombastisches, Drohendes verliehen; meiner Meinung nach ein wenig zu dick aufgetragen, aber sehr wirkungsvoll. Man hat einen Haufen Zwischenrufe reingemischt ... Ich muß gestehen, es hat mir sehr gefallen.«
    Und in der Zwischenzeit, dachte LeConte, wird es keine Kriegsverbrecher-Prozesse geben. Wir, die wir während des Krieges die Führer waren, auf der Erde und auf dem Mars, wir, die wir die Regierung

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