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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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lassen.«
    Ruhig blickte er zu dem Mann auf, der vor ihm stand.
    »Ich hoffe, Sie werden daran denken, daß jede emotionale Aufregung in diesem kritischen Stadium seiner Entwicklung äußerst hinderlich sein kann. Er hat sein Fachgebiet gewählt, Mr. Doyle. Es muß ihm gestattet sein, unabhängig von zeitweisen Blockierungen mit diesem Metier aufzuwachsen. Peter war während seiner ganzen Ausbildungsperiode in ständigem Kontakt mit unserem technischen Stab. Er ist nicht daran gewöhnt, mit menschlichen Wesen zu kommunizieren. Seien Sie also bitte vorsichtig.«
    Doyle schwieg. Er griff nach den Formularen und holte seinen Kugelschreiber aus der Tasche.
    Seinen Sohn erkannte er kaum, als ihn die beiden Robotpfleger aus dem massiven Betongebäude der Station führten und ihn ein paar Meter von Eds geparktem Bodenauto entließen.
    Ed öffnete die Wagentür. »Pete!« Sein Herz klopfte heftig und schmerzhaft. Er beobachtete seinen Sohn, wie er auf das Auto zukam und im hellen Sonnenlicht blinzelte. Es war Nachmittag, ungefähr vier Uhr. Ein milder Wind blies über den Parkplatz und ließ Papier und Abfall rascheln.
    Peter stand schmal und gerade da. Seine Augen waren groß, dunkelbraun, genau wie die von Ed. Sein Haar war hell, fast blond. Eher wie Janets. Er besaß Eds Kinn. Ed lächelte ihn an. Neun Jahre war es her. Neun Jahre, seit der Robotpfleger ihm das kleine, runzlige Baby gezeigt hatte, das rot gewesen war wie ein gekochter Krebs.
    Peter war gewachsen. Er war kein Baby mehr. Er war ein Junge, hochgewachsen und stolz, mit einem energischen Gesicht und großen, klaren Augen.
    »Pete«, sagte Ed. »Wie, zum Teufel, geht es dir?«
    Der Junge blieb an der Wagentür stehen. Ruhig sah er Ed an. Seine Augen funkelten, verschlangen das Auto, den Robotchauffeur, den schwergewichtigen Mann in dem verknitterten Tweedanzug, der ihn nervös anlächelte.
    »Steig ein. Komm schon.« Ed rutschte zur Seite. »Komm schon. Wir fahren weg von hier.«
    Wieder blickte ihn der Junge an. Plötzlich war sich Ed seines verdrückten Anzuges, seiner ungeputzten Schuhe und seines stoppelbärtigen Kinns bewußt. Er errötete, griff nach seinem roten Taschentuch und wischte nervös über seine Stirn. »Ich bin gerade aus dem Schiff gestiegen, Pete. Von Proxima. Ich hatte keine Zeit, mich frischzumachen. Ich bin etwas staubig. Es war eine lange Reise.«
    Peter nickte. »4,3 Lichtjahre, nicht wahr?«
    »Man braucht drei Wochen. Steig ein. Warum steigst du denn nicht ein?«
    Peter schlüpfte neben ihn. Ed schlug die Tür zu.
    »Fahren wir.« Das Auto ließ den Motor an. »Fahre ...« Ed blickte aus dem Fenster. »Fahre dort hinauf. Bis zu den Bergen. Draußen vor der Stadt.« Er wandte sich Pete zu. »Ich hasse große Städte. Ich kann mich nicht an sie gewöhnen.«
    »Es gibt keine großen Städte auf den Koloniewelten, nicht wahr?« murmelte Peter. »Das städtische Leben ist dir fremd.«
    Ed lehnte sich zurück. Sein Herz begann allmählich wieder normal zu schlagen. »Nein, um die Wahrheit zu sagen – es ist genau anders herum, Pete.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich ging nach Prox, weil ich keine Städte ertragen kann.«
    Peter sagte nichts. Das Bodenauto fuhr eine Stahlstraße hinauf, die bis zu den Bergen reichte. Die Station, riesig und beeindruckend, erstreckte sich genau unter ihnen wie ein Haufen Betonblöcke. Einige Autos fuhren über die Straße, aber nicht viele. Ein Großteil des Verkehrs wurde jetzt in der Luft abgewickelt. Immer weniger Bodenautos wurden benutzt.
    Die Straße verlief wieder eben. Sie fuhren jetzt am Kamm der Berge entlang. Bäume und Büsche säumten die Straße. »Hübsch hier oben«, bemerkte Ed.
    »Ja.«
    »Wie ... wie ist es dir ergangen? Ich habe dich schon sehr lange nicht mehr gesehen. Nur einmal. Kurz nach deiner Geburt.«
    »Ich weiß. Dein Besuch ist in den Aufzeichnungen vermerkt.«
    »Und dir gefällt alles?«
    »Ja. Sehr gut.«
    »Sie behandeln dich korrekt?«
    »Natürlich.«
    Nach einer Weile beugte sich Ed nach vorn. »Anhalten«, befahl er dem Robotchauffeur.
    Das Auto wurde langsamer und scherte zum Straßenrand aus. »Sir, es gibt dort nichts ...«
    »Hier ist es schön. Laß uns aussteigen. Von hier aus werden wir zu Fuß weitergehen.«
    Das Auto hielt an. Zögernd glitt die Tür auf. Ed stieg rasch aus dem Wagen. Langsam, verwirrt folgte ihm Peter. »Wo sind wir?«
    »Nirgendwo.« Ed schloß die Tür. »Kehre zur Stadt zurück«, wies er den Chauffeur an. »Wir brauchen dich nicht

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