Eine handvoll Dunkelheit
allmählich an das blendende Licht. Menschen strömten an ihm vorbei. Menschen und Lärm. Er ließ sich forttreiben.
Etwas wie Benommenheit erfüllte ihn. Natürlich hatte er es gewußt. In seinem Unterbewußtsein. Der neue Trend in der Kindererziehung. Aber es war ein abstraktes, allgemeines Wissen gewesen. Es hatte nichts mit ihm zu tun gehabt. Mit seinem Kind.
Langsam beruhigte er sich. Er regte sich über nichts auf. Selbstverständlich hatte Janet recht. Es war zu Peters Nutzen. Peter existierte nicht für sie, er war kein Hund und keine Katze. Kein Schoßtier. Er war ein menschliches Wesen, das sein eigenes Leben führen mußte. Die Ausbildung diente ihm und nicht ihnen. Sie sollte seine Fähigkeiten, seine Begabungen entwickeln. Er mußte geformt, an die Wirklichkeit angepaßt, erzogen werden.
Natürlich waren Roboter dafür am besten geeignet. Roboter konnten ihn wissenschaftlich, nach einer bewährten Technik ausbilden. Ohne gefühlsbedingte Vorstellungen. Roboter wurden nicht wütend. Roboter klagten und nörgelten nicht. Sie schlugen Kinder nicht und schrien sie auch nicht an. Sie erteilten keine widersprüchlichen Befehle. Sie stritten nicht miteinander oder benutzten ein Kind, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Und solange es nur von Robotern umgeben war, konnte sich auch kein Ödipuskomplex entwickeln.
Überhaupt keine Komplexe. Schon vor langer Zeit hatte man festgestellt, daß alle Neurosen sich auf die Kindheit zurückführen ließen. Auf die Art, wie die Eltern das Kind erzogen hatten. Auf die Dinge, die man es gelehrt hatte, die Manieren, die Lektionen, die Strafen, die Belohnungen. Neurosen, Komplexe, Fehlentwicklungen, alle beruhten sie auf der subjektiven Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern. Und wenn man die Eltern als Faktor ausschalten konnte ...
Eltern konnten nie objektiv über ihre Kinder urteilen. Sie projizierten ihre eigenen emotionalen Vorurteile in das Kind hinein. Zweifellos machten sich die Eltern falsche Vorstellungen. Keine Eltern konnten ihr Kind vernünftig großziehen.
Roboter konnten das Kind studieren, seine Bedürfnisse und Wünsche analysieren, seine Fähigkeiten und Interessen testen. Roboter würden nicht versuchen, ein Kind in eine bestimmte Form zu pressen. Das Kind würde so ausgebildet werden, wie es seinen Anlagen entsprach und gemäß den Interessen und Wünschen, die wissenschaftliche Untersuchungen ergaben.
Ed erreichte die Straßenecke. Der Verkehr brummte an ihm vorbei. Geistesabwesend ging er weiter.
Ein Klirren und ein Krachen. Eine Schranke senkte sich vor ihm und hielt ihn auf. Eine Robotsicherung.
»Sir, Sie müssen vorsichtiger sein!« ertönte eine strenge Stimme ganz in seiner Nähe.
»Tut mir leid.« Ed trat zurück. Die Kontrollschranke hob sich wieder. Er wartete, daß die Ampel umsprang. Es war zu Peters Bestem. Die Roboter konnten ihn vernünftig ausbilden. Später, wenn er erwachsen war und nicht mehr so leicht verformbar, so empfänglich ...
»Für ihn ist es das beste«, murmelte Ed. Er wiederholte den Satz, lauter diesmal. Einige Passanten starrten ihn an, und er errötete. Natürlich war es das beste für ihn. Daran bestand kein Zweifel.
Achtzehn. Er konnte erst mit seinem Sohn zusammenkommen, wenn er achtzehn war. Praktisch erwachsen.
Die Ampel sprang um. Tief in Gedanken versunken überquerte Ed mit den anderen Fußgängern die Straße und hielt sich sorgfältig innerhalb des Sicherheitsbereiches. Es war das beste für Peter. Aber achtzehn Jahre waren eine lange Zeit.
»Eine verdammt lange Zeit«, brummte Ed und runzelte die Stirn. »Viel zu lange.«
Doktor 2g-Y Bish betrachtete sorgfältig den Mann, der vor ihm stand. Seine Relais und Gedächtnisspeicher klickten und aktivierten seine Bildidentifizierung und ließen eine Vielzahl vergleichbarer Möglichkeiten an dem Abtaster vorbeilaufen.
»Ich erinnere mich an Sie, Sir«, erklärte Doktor Bish schließlich. »Sie sind der Mann von Proxima. Von den Kolonien. Doyle. Edward Doyle. Lassen Sie mich nachdenken. Es ist jetzt schon einige Zeit her und muß so ...«
»Vor neun Jahren«, unterbrach Ed Doyle grimmig. »Auf den Tag genau ist es jetzt neun Jahre her.«
Doktor Bish faltete die Hände. »Nehmen Sie Platz, Mr. Doyle. Was kann ich für Sie tun? Wie geht es Mrs. Doyle? Eine sehr charmante Frau, wie ich mich erinnere. Während ihrer Entbindung hatten wir ein reizendes Gespräch geführt. Wie ...«
»Doktor Bish, wissen Sie, wo sich mein Sohn befindet?«
Doktor
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