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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu den anderen. Peter näherte sich der Tür von Bishs Büro. »Ich gehe jetzt. In die Kantine zum Essen.«
    »Du hast noch nicht gegessen?«
    »Nein.«
    Doktor Bish verschränkte die Arme und musterte den Jungen. »Nun?« sagte er. »Was hältst du von ihm? Heute hast du zum erstenmal deinen Vater gesehen. Es muß ein merkwürdiger Augenblick für dich gewesen sein.«
    »Es war ... ungewöhnlich.«
    »Ist dir irgend etwas aufgefallen?«
    »Er reagierte sehr emotional. Alles, was er sagte und machte, war von einer gewissen Voreingenommenheit geprägt ...«
    »Noch etwas?«
    Peter zögerte an der Tür. Plötzlich lächelte er. »Ja, noch etwas.«
    »Und das wäre?«
    »Ich habe ...« Peter lachte. »Ich habe einen auffälligen Geruch an ihm bemerkt. Einen ständigen, beißenden Geruch.«
    »Ich befürchte, daß dies bei allen so ist«, erklärte Doktor Bish. »Gewisse Hautdrüsen. Abfallprodukte, die das Blut absondert.«
    »Er erinnerte mich an etwas. Ich meine, der beißende Geruch. Ich habe die ganze Zeit, während ich mit ihm zusammen war, darüber nachgedacht. Habe versucht, ihn zu klassifizieren.«
    »Und ist es dir gelungen?«
    Peter überlegte. Er dachte angestrengt nach, konzentrierte sich vollkommen. Sein schmales Gesicht verzerrte sich. Doktor Bish wartete geduldig neben dem Schreibtisch, die Arme noch immer verschränkt.
    »Ich weiß es jetzt!« erklärte Peter plötzlich.
    »Was war es?«
    »Die Tiere in den biologischen Laboratorien. Es war der gleiche Geruch. Der gleiche Geruch wie bei den Versuchstieren.«
    Sie blickten einander an, der Robotarzt und der vielversprechende Junge. Beide lächelten ein geheimnisvolles, intimes Lächeln. Ein Lächeln völligen Verständnisses.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, sagte Doktor Bish. »Um ehrlich zu sein, ich weiß genau, was du meinst.«
     
Die Keks-Dame
    (THE COOKIE LADY)
     
    »Wohin willst du, Bubber?« rief Ernie Mill von der anderen Straßenseite und machte die Papiere für seine Route fertig.
    »Nirgendwohin«, entgegnete Bubber Surle.
    »Willst du wieder deine Freundin besuchen?« Ernie lachte und lachte. »Was treibst du eigentlich bei der alten Dame? Willst du uns nicht einweihen?«
    Bubber ging weiter. Er bog um die Ecke und schritt die Elm Street hinunter. Bereits jetzt konnte er das Haus am Ende der Straße sehen, wie es geduckt dastand. Die Vorderfront war unkrautüberwuchert, von altem trockenem Efeu bedeckt, der im Wind raschelte und knisterte. Das Haus selbst war ein kleiner, grauer Kasten, heruntergekommen und ohne Anstrich, und die Verandatreppe war baufällig. Auf der Veranda befand sich ein alter, zerschlissener Schaukelstuhl, über dem ein abgetragenes Kleidungsstück hing.
    Bubber wanderte über den Weg. Bevor er die wackeligen Stufen hinaufkletterte, holte er tief Atem. Er konnte ihn riechen, den wunderbaren, warmen Duft, und das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Sein Herz pochte erwartungsvoll. Bubber drückte den Klingelknopf. Auf der anderen Seite der Tür begann die Klingel rostig zu schellen. Dann herrschte eine Weile Stille, bis schließlich Schritte ertönten.
    Mrs. Drew öffnete die Tür. Sie war alt, sehr alt, eine kleine, vertrocknete alte Dame, vertrocknet wie das Unkraut vor ihrem Haus. Sie lächelte Bubber an und hielt ihm einladend die Tür auf.
    »Du kommst genau zur rechten Zeit«, sagte sie. »Nur herein, Bernard. Genau zur rechten Zeit – sie sind soeben fertig geworden.«
    Bubber ging in die Küche und sah sich um. Er konnte sie sehen, wie sie auf einem großen, blauen Blech auf dem Ofen lagen. Kekse, ein Blech voller warmer, frischer Kekse direkt vor ihm auf dem Backofen. Kekse mit Nüssen und Rosinen.
    »Wie findest du sie?« fragte Mrs. Drew. Sie rauschte an ihm vorbei in die Küche. »Und vielleicht möchtest du kalte Milch dazu trinken? Mit kalter Milch werden sie dir bestimmt schmecken.« Sie holte die Milchkanne von der Veranda. Dann goß sie ihm ein Glas Milch ein und legte einige Kekse auf einen kleinen Teller. »Gehen wir ins Wohnzimmer«, forderte sie ihn auf.
    Bubber nickte. Mrs. Drew trug die Milch und die Kekse hinüber und stellte beides auf der Armlehne der Couch ab. Dann ließ sie sich in ihrem Sessel nieder und sah Bubber zu, wie er sich über den Teller beugte und zu essen begann.
    Bubber aß gierig, wie gewöhnlich, ganz auf die Kekse konzentriert, lange Zeit waren nur seine Kaugeräusche zu hören. Mrs. Drew wartete, bis der Junge fertig war und sich seine fülligen Hüften noch weiter

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