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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ihm. „Nach all den vielen Jahren. Sie waren die ganze Zeit hier. Und nun, da wir sie endlich gefunden haben …“
    „Irgendwelche Hinweise? Wissen Sie, was aus ihnen geworden ist?“
    „Ich werde nachschauen.“ Mühsam richtete sich Trent auf. „Wenn ich auf etwas stoße, werde ich mich bei Ihnen melden.“
    „Viel Glück.“ Das statische Knistern begann die Stimme zu überlagern. „Wir werden warten.“
    Trent verstaute das Funkgerät wieder an seinem Gürtel. Er blickte hinauf in den grauen Himmel. Es war Abend – beinahe Nacht. Der Wald wirkte düster und unheilvoll. Eine dünne Schneedecke legte sich lautlos über die braunen Büsche, verbarg sie unter einer Schicht aus schmutzigweißem Schnee. Schnee, mit radioaktiven Partikeln gemischt. Tödlicher Staub – der noch immer vom Himmel fiel, selbst nach dreihundert Jahren.
    Er schaltete den Helmscheinwerfer ein. Der Strahl schnitt eine bleiche Schneise durch die vor ihm liegenden Bäume, flackerte über zerbrochene Betonsäulen, die allgegenwärtigen, rostigen Schutthaufen. Er betrat das Ruinengebiet.
    Im Zentrum stieß er auf die Türme und die Installationen. Große Säulen, umhüllt von Gitterkonstruktionen – die noch immer funkelten. Tunnelöffnungen, die in die Tiefe führten, lagen wie schwarze Seen vor ihm. Stille, verlassene Tunnel. Er äugte in einen hinunter, leuchtete mit dem Helmscheinwerfer hinein. Der Tunnel führte steil nach unten, geradewegs in das Herz der Erde. Aber er war leer.
    Wohin waren sie verschwunden? Was war ihnen zugestoßen? Benommen wanderte Trent herum. Menschen hatten hier gewohnt, gearbeitet, überlebt. Sie waren herauf zur Oberfläche gekommen. Er konnte die spitznasigen Fahrzeuge erkennen, die zwischen den Türmen standen und die nun grau waren vom nächtlichen Schnee. Sie waren heraufgekommen und dann – verschwunden.
    Wohin?
    Er ließ sich in dem Schutz einer verwitterten Säule nieder und schaltete sein Heizgerät ein. Sein Anzug erwärmte sich, gloste mild und rot, und er begann sich wohler zu fühlen. Er musterte den Geigerzähler. Das Gebiet war verseucht. Wenn er essen und trinken wollte, mußte er einen anderen Ort aufsuchen.
    Er war müde. Viel zu müde, um weiter zu suchen. Erschöpft hockte er da, ganz zusammengekauert, und der Strahl seines Helmscheinwerfers riß einen kreisförmigen Fleck aus grauem Schnee aus der Dunkelheit. Lautlos fiel der Schnee auf ihn herab. Schließlich war er von ihm bedeckt, ein grauer kleiner Hügel zwischen dem verwitterten Beton. So still und reglos wie die Türme und Gerüste um ihn herum.
    Er döste. Das Heizgerät summte leise. Wind kam auf, ergriff den Schnee, wirbelte ihn hoch. Er rutschte ein wenig nach vorn, bis sein Metall- und Plastikhelm an dem Beton zum Ruhen kam.
    Gegen Mitternacht erwachte er. Er richtete sich auf, plötzlich von Argwohn erfüllt. Da war irgend etwas – ein Geräusch. Er lauschte.
    Ein dumpfes Dröhnen in der Ferne.
    Douglas mit dem Traktor? Nein, noch nicht – frühestens in zwei Tagen war mit ihm zu rechnen. Er stand da, und der Schnee fiel von ihm ab. Das Dröhnen nahm zu, wurde lauter. Sein Herz begann heftig zu pochen. Er blickte sich um, und der Lichtstrahl des Scheinwerfers flackerte durch die Nacht.
    Der Boden bebte, vibrierte in ihm, ließ den fast leeren Sauerstofftank klappern. Er sah hinauf zum Himmel – und keuchte.
    Ein glühender Schweif schoß über den Himmel und erhellte die frühmorgendliche Finsternis. Ein tiefes Rot, das mit jeder Sekunde an Leuchtkraft gewann. Mit offenem Mund beobachtete er weiter.
    Etwas kam herunter – landete.
    Eine Rakete.
    Der lange Metallrumpf glitzerte in der Morgensonne. Männer arbeiteten geschäftig und verluden Vorräte und Ausrüstungsgegenstände. Tunnelfahrzeuge schossen herauf und hinunter, schafften Material von den unterirdischen Stockwerken zum wartenden Schiff. Die Männer arbeiteten geschickt, jeder von seinem Metall- und Plastikanzug umhüllt, dem sorgsam verschlossenen Schutzschild.
     
    „Wie viele befinden sich noch im Bergwerk?“ fragte Norris ruhig.
    „Ungefähr dreißig.“ Trents Blick ruhte auf dem Schiff. „Dreiunddreißig, jene eingeschlossen, die unterwegs sind.“
    „Unterwegs?“
    „Die Sucher. Männer wie ich. Zwei von ihnen befinden sich auf dem Weg nach hier. Sie müßten bald eintreffen. Entweder heute oder morgen früh.“
    Norris machte ein paar Notizen auf seiner Karte. „Wir können bei diesem Transport fünfzehn mitnehmen. Den Rest holen wir das

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