Eine Handvoll Dunkelheit
Hügel.“
„Warum?“
„Das geht dich nichts an.“
Trent beobachtete die schimmernden Käfer und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, daß es sich bei ihnen einst um Menschen gehandelt hatte. Zumindest bei ihren Vorfahren. Trotz ihrer unglaublich veränderten Physiologie unterschieden sie sich in ihrer Mentalität kaum von ihm. Der soziologische Aufbau ihres Staatswesens entsprach in etwa dem menschlicher totalitärer Systeme wie dem Faschismus.
„Darf ich dich etwas fragen?“ sagte Trent.
„Was?“
„Bin ich der erste Mensch, den ihr getroffen habt? Gibt es in diesem Gebiet sonst keine mehr?“
„Keine.“
„Habt ihr Kenntnis von menschlichen Siedlungen?“
„Warum?“
„Ich bin nur neugierig“, erwiderte Trent hastig.
„Du bist der einzige.“ Der Käfer wirkte dankbar. „Wir werden eine Belohnung dafür bekommen, daß wir dich gefangengenommen haben. Ein Preis ist darauf ausgesetzt. Niemand hat ihn bisher beanspruchen können.“
Also wurde auch hier ein Mensch gebraucht. Ein Mensch besaß Gnosis, wertvolles, wenn auch bruchstückhaftes Wissen über die Traditionen, die die Mutanten in ihre instabilen Sozialstrukturen integrieren mußten. Mutantenkulturen waren noch immer labil. Sie brauchten eine Verbindung zur Vergangenheit. Ein menschliches Wesen war ein Schamane, ein Weiser, der sie lehren und lenken konnte. Der ihnen beibrachte, wie das Leben gewesen war, wie die Vorfahren gelebt und gehandelt und ausgesehen hatten.
Ein wertvoller Besitz für jeden Stamm – vor allem, wenn es in diesem Gebiet keine weiteren Menschen gab.
Trent fluchte wütend. Keine? Keine anderen? Aber es mußte andere Menschen geben – irgendwo. Wenn nicht im Norden, dann im Osten. In Europa, Asien, Australien. An irgendeinem Ort auf dem Globus. Menschen mit Werkzeugen und Maschinen und Ausrüstung. Das Bergwerk konnte nicht die einzige Siedlung, das letzte Überbleibsel der wahren Menschen sein. Kostbare Kuriositäten – zum Tode verdammt, wenn ihre Kompressoren ausbrannten und die Nahrungsmitteltanks austrockneten.
Wenn er nicht bald Erfolg hatte …
Die Käfer verharrten, lauschten. Mißtrauisch krümmten sich ihre Fühler.
„Was ist?“ fragte Trent.
„Nichts.“ Sie wanderten weiter. „Einen Moment lang …“
Ein Blitz. Die Käfer an der Spitze der Kolonne verschwanden. Eine trübe Lichtkaskade schoß über sie hinweg.
Trent warf sich auf den Boden. Er kämpfte gegen die Umklammerung der Ranken und des kräftigen Unkrautes an. Um ihn herum wanden und kämpften die Käfer. Kämpften mit kleinen, pelzigen Geschöpfen, die rasch und geschickt ihre Handfeuerwaffen einsetzten und, wenn sie nah genug heran waren, auch mit ihren großen Hinterbeinen traten.
Renner.
Die Käfer waren unterlegen. Sie wichen auf dem Pfad zurück, flohen in den Dschungel. Die Renner hüpften hinter ihnen her, sprangen wie Känguruhs mit ihren kräftigen Hinterbeinen. Der letzte Käfer verschwand. Der Lärm ließ nach.
„Gut“, sagte einer der Renner. Er schnappte nach Luft und richtete sich auf. „Wo ist der Mensch?“
Trent kam langsam auf die Beine. „Hier.“
Die Renner halfen ihm, aufzustehen. Sie waren klein, nicht größer als einen Meter zwanzig. Dick und rund, mit dichtem Pelz bedeckt.
Winzige, gutmütige Gesichter sahen besorgt zu ihm auf. Perlaugen, zitternde Nasen und kräftige Känguruhbeine.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“ fragte einer. Er bot Trent seine Wasserflasche an.
„Alles in Ordnung“, bestätigte Trent und schob die Flasche zur Seite. „Sie haben meinen Laser.“
Die Renner begannen zu suchen. Von dem Laser gab es keine Spur.
„Laßt nur.“ Benommen schüttelte Trent den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. „Was war das? Der Blitz?“
„Eine Granate.“ Die Renner plusterten sich vor Stolz auf. „Wir haben einen Draht über den Pfad gespannt und ihn mit dem Zünder verbunden.“
„Die Käfer kontrollieren den Großteil dieses Gebietes“, erklärte ein anderer. „Wir müssen uns durchkämpfen.“ Um seinen Hals hingen zwei Prismengläser. Die Renner waren mit Schrotpistolen und Messern bewaffnet.
„Bist du wirklich ein Mensch?“ fragte einer der Renner. „Einer von der ursprünglichen Rasse?“
„Ja“, murmelte Trent undeutlich.
Die Renner waren beeindruckt. Ihre Knopf äugen weiteten sich. Sie berührten seinen Metallanzug, seine Helmscheibe. Seinen Sauerstofftank und den Tornister. Einer kniete nieder und betrachtete fachmännisch die Schaltungen
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