Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
Vom Netzwerk:
Messer stets bei sich und wetzte die Schneide sorgfältig an einem Schleifstein. Diesen Mann musste ich kennenlernen. Er hatte Geld – nach zehn Jahren musste er einfach Geld haben – und ich brauchte es.
    Das Schema von Arbeitsvertrag B war mir inzwischen klar. Man wurde seine Schulden niemals los. Teil des Systems war, dass man ohne weiteres Kredite bekam, desgleichen die vielen Verlockungen, die einen praktisch zwangen, von allen Krediten Gebrauch zu machen. Wenn ich pro Woche mehr als zehn Dollar im Rückstand blieb, schuldete ich Chlorella am Ende meines Kontrakts eintausendeinhundert Dollar und müsste weiterarbeiten, bis die Schuld getilgt wäre. Und während ich arbeitete, würden sich neue Schulden anhäufen.
    Ich brauchte Herreras Geld, um mir den Weg aus der Chlorellafabrik zurück nach New York freizukaufen: Kathy, meine Frau; das Venusprojekt, meine Arbeit. Runstead tat Dinge, die mir nicht gefielen. Und Gott allein wusste, was Kathy tat, die in der Gewissheit leben musste, ich sei tot. Ich bemühte mich, besonders an eines nicht zu denken: an Jack O’Shea und Kathy. Der kleine Mann hatte eine Menge nachzuholen. Bis zum Alter von fünfundzwanzig Jahren war er ein lächerlicher Zwerg von sechzig Pfund gewesen, dem etwas Groteskes anhaftete, weil er mit allen Mitteln durchgesetzt hatte, Testpilot zu werden.
    Im Alter von sechsundzwanzig Jahren war er dann plötzlich der berühmteste Mann der Welt; der erste Mensch, der ein Raumschiff auf der Venus gelandet hatte – kaum erwachsen, umgab ihn schon ein Hauch von Unsterblichkeit. Er hatte in der Liebe viel versäumt. Es hieß, er habe es auf seinen Vortragsreisen zu absoluten Rekorden gebracht. Das gefiel mir nicht. Mir gefiel auch nicht, dass er Kathy mochte – und dass Kathy ihn mochte.
    Und wieder verging ein Tag; aufstehen im Morgengrauen, Frühstück, Overalls und Schutzbrille, Frachtnetz, abschöpfen und in den Trichter schleudern; eine glühendheiße Stunde nach der anderen; Essen, dann Aufenthaltsraum und, wenn es sich einrichten ließ, eine kurze Unterhaltung mit Herrera.
     
    »Eine feine Schneide hat das Messer, Gus. Es gibt nur zwei Sorten von Menschen auf der Welt: diejenigen, die sich nicht um ihr Werkzeug kümmern, und dann die Klugen.«
    Er warf mir einen misstrauischen Blick aus seinen Aztekenaugen zu. »Zahlt sich aus, alles gründlich zu machen. Du bist neu, nicht?«
    »Ja. Zum ersten Mal hier. Was meinst du, soll ich bleiben?«
    Er begriff nicht. »Du musst. Der Vertrag.« Damit ging er zum Zeitungsständer.
    Morgen war auch ein Tag.
    »Hallo, Gus. Müde?«
    »Hallo, George. Ja, ein bisschen. Zehn Stunden das Messer geschwungen. Das geht in die Arme.«
    »Kann ich mir vorstellen. Abschöpfen ist leicht, dazu braucht man keinen Verstand.«
    »Na ja, eines Tages wirst du vielleicht befördert. Ich werde mich ’ne Weile vor das HypnoTele-Gerät setzen.«
    Und am nächsten Tag:
    »Hallo, George. Wie geht’s?«
    »Kann nicht klagen, Gus. Zumindest werde ich schön braun.«
    »Das kann man wohl sagen. Bist bald so dunkel wie ich. Haha! Wie findest du das?«
    »Porque no, amigo?«
    »He, tu hablas español! Cuando aprendiste la lengua?«
    »Nicht so schnell, Gus. Nur ein paar Worte hier und da. Ich wünschte, ich könnte mehr. Eines Tages, wenn ich ein paar Lappen auf die Seite gelegt habe, gehe ich in die Stadt und schaue mir die Mädchen an.«
    »Oh, die sprechen alle Englisch, zumindest gebrochen. Wenn du ein nettes kleines Mädchen findest, könntest du ein bisschen Spanisch lernen. Es würde ihr gefallen. Die meisten können aber Englisch, und für einen Lappen sagen sie dir das kleine englische Gedicht auf, das du dafür kriegst. Haha!« Und ein anderer Tag – ein erstaunlicher Tag.
    Es hatte wieder einmal Geld gegeben, meine Schulden hatten sich um acht Dollar erhöht. Ich zermarterte mir das Gehirn, um herauszubekommen, wo das Geld blieb, aber ich wusste es ja. Es war alles genau geplant: Ich kam ausgedörrt von der Schicht, nahm einen Schluck Popsie aus dem Automaten, nachdem ich meine Zahlenkombination gedrückt hatte – fünfundzwanzig Cents wurden von meinem Lohn abgezogen. Ein Schluck reichte nicht aus, ich nahm einen zweiten – fünfzig Cents. Das Essen war langweilig wie üblich; ich konnte nicht mehr als einen oder zwei Bissen Chicken Little runterwürgen. Später war ich hungrig, und in der Kantine gab es Crunchies auf Kredit. Die Kekse riefen Mangelerscheinungen hervor, die man nur beilegen konnte, indem man

Weitere Kostenlose Bücher