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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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und Unannehmlichkeiten schützt, die es in dieser Branche gibt. Dein Einstand und die Beiträge werden automatisch vom Lohn abgezogen, diese wertvolle Broschüre ist nicht inbegriffen.«
    Ich fragte ihn: »Bruder, was kann mir schlimmstenfalls passieren, wenn ich sie nicht kaufe?«
    »Man fällt hier ganz schön tief«, sagte er schlicht. Er lieh mir fünf Dollar, damit ich die Broschüre kaufen konnte.
    Ich brauchte nicht zu Fuß in den 41. Stock hochzusteigen, um zu Zimmer 10 zu gelangen. Es gab zwar keinen Aufzug für Leute der Klasse 2, stattdessen aber ein ständig kreisendes Frachtnetz, von dem wir uns transportieren lassen konnten. Es war ein wenig gefährlich, auf- und abzuspringen, auch waren die Luken recht klein, und wenn man seinen Hintern nicht schnell genug einzog, konnte man mit ziemlicher Sicherheit damit rechnen, dass er einem abrasiert wurde.
    Der Schlafraum war vollgestopft mit etwa sechzig Kojen, jeweils drei übereinander. Die Produktion lief nur bei Tageslicht, es wurde nicht schichtweise geschlafen, jeder hatte also sein eigenes Bett. Meine Koje gehörte mir allein, vierundzwanzig Stunden am Tag. Tolle Sache.
    Ein missgelaunter alter Mann scheuerte nachlässig den Haupteingang, als ich ankam. »Ein Neuer?«, fragte er und besah meine Papiere. »Da ist deine Koje. Ich bin Pine. Sorge hier für Ordnung. Weißt du, wie man schöpft?«
    »Nein«, sagte ich. »Sagen Sie, Mr. Pine, wo kann man hier telefonieren?«
    »Im Tagesraum«, sagte er und deutete mit dem Daumen in eine Richtung. Ich ging in den angrenzenden Tagesraum. Dort stand ein Telefon, und ein riesiges HypnoTele-Gerät, außerdem lagen Bücher und Zeitschriften aus. Ich knirschte mit den Zähnen, als mir »Taunton’s Weekly« vom Zeitungsstand entgegenschillerte. Zum Telefonieren brauchte ich natürlich Münzen.
    Ich eilte zurück in den Schlafraum. »Mr. Pine«, sagte ich, »können Sie mir etwa zwanzig Dollar in Münzen leihen? Ich muss ein Ferngespräch führen.«
    »Fünfundzwanzig für zwanzig?«, fragte er gerissen.
    »Gewiss. Wenn Sie wollen.«
    Umständlich schrieb er einen Schuldschein aus, ich unterzeichnete und versah ihn mit meinen Fingerabdrücken. Dann zählte er sorgfältig das Geld aus seinen ausgebeutelten Taschen ab. Ich wollte Kathy anrufen, wagte es jedoch nicht. Vielleicht war sie in ihrer Wohnung, vielleicht in der Klinik. Na ja, vermutlich würde ich sie nicht antreffen. Ich wählte kurzerhand die fünfzehnstellige Nummer von Fowler Schocken Inc., nachdem ich einen klingelnden Strom von Münzen eingeworfen hatte. Ungeduldig wartete ich darauf, dass die Telefonzentrale sagen würde: »Fowler Schocken Inc., guten Tag. Für Fowler-Schocken-Angestellte und ihre Kunden ist stets ein guter Tag. Was kann ich für Sie tun?«
    Doch das hörte ich nicht. Aus dem Telefon erklang es vielmehr: »Su número de prioridad, por favor?«
    Dringlichkeitsnummer für Ferngespräche. Ich hatte keine. Eine Firma musste mit mindestens einer Milliarde eingestuft sein und einen Haufen Geld zahlen, bevor sie eine vierstellige Dringlichkeitsnummer für Ferngespräche erhielt. Derart überlastet waren die Telefonleitungen der Welt, dass es für einen Privatmann ganz unmöglich war, eine Nummer zu bekommen. Das hatte mir natürlich nichts ausgemacht, solange ich meine Ferngespräche von der Firma aus – und zwar über die Dringlichkeitsnummer von Fowler Schocken – erledigen konnte. Eine Dringlichkeitsnummer gehörte offenbar zu jenen kleinen Luxusartikeln, auf die zu verzichten ich jetzt lernen musste.
     
    Langsam legte ich den Hörer auf. Die Münzen kamen nicht wieder heraus.
    Ich kann ja schreiben, dachte ich. Ich konnte an Kathy und Jack O’Shea und Fowler und Collier und Hester und Tildy schreiben. Ich musste alles versuchen. Liebe Frau (oder lieber Chef): Hiermit teile ich Dir/Ihnen mit, dass Dein Mann (bzw. Ihr Angestellter), der nach Deinen Informationen tot ist, in Wirklichkeit lebt und auf rätselhafte Weise als Vertragsarbeiter für Chlorella in Costa Rica gelandet ist; bitte, lass/lassen Sie alles liegen und stehen und hol/holen Sie ihn heraus. Gezeichnet, Dein Dich liebender Mann (oder Ihr Mitarbeiter) Mitchell Courtenay.
    Aber da gab es die Fabrikzensur.
    Entmutigt ging ich wieder in den Schlafraum. Allmählich füllte sich das Zimmer.
    »Ein Neuer!«, schrieen sie, als sie mich sahen.
    »Das Gericht ruft zur Ordnung!«, trompetete ein anderer. Ich habe vergessen, was im Einzelnen geschah. Es war Tradition, eine

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