Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
Vom Netzwerk:
ist letztlich wichtiger im Leben, als die reißenden Tiefenströmungen menschlicher Emotionen in die richtigen Bahnen zu lenken?
    (Ich entschuldige keinesfalls jene Abtrünnigen, die schwärmerisch von einem imaginären »Todessehnen« reden, um den Verkauf zu steigern. Das überlasse ich den Tauntons unserer Branche; es ist schmutzig, es ist unmoralisch, damit will ich nichts zu schaffen haben. Außerdem stößt diese Methode auf Dauer gesehen die meisten Kunden ab, sobald sie einmal gründlich über die Sache nachdenken.)
    Es steht außer Zweifel, dass man mit der Methode, die Verkaufsbotschaft mit einem der großen primären Triebe des Menschen zu verbinden, mehr erreicht als lediglich eine Verkaufssteigerung bestimmter Güter; der Trieb selbst wird dadurch verstärkt, er artikuliert sich und wird gleich auf ein Objekt bezogen. Und daher sind wir überzeugt vom stetigen jährlichen Kundenzuwachs, der für Expansionen so wesentlich ist.
    Erfreut stellte ich fest, dass sich Chlorella in dieser Hinsicht außerordentlich intensiv um das Wohlergehen seiner Arbeiter kümmerte. Das Essen erhielt eine angemessene Hormonbeimengung, und im fünfzigsten Stockwerk befand sich ein Erholungsraum mit tausend Betten. Die Gesellschaft stellte eine einzige Bedingung, und zwar die, dass Kinder, die auf dem Werksgelände geboren wurden, automatisch Chlorella verpflichtet wurden, wenn ein Elternteil am zehnten Geburtstag des Kindes noch im Werk angestellt war. Aber ich hatte keine Zeit für den Erholungsraum. Ich lernte es, mich zurechtzufinden, studierte das Milieu, wartete auf eine günstige Gelegenheit. Wenn diese Gelegenheit nicht bald käme, würde ich nachhelfen; aber zunächst musste ich genau beobachten und lernen.
    Einstweilen hielt ich die Ohren offen, um mich über die Ergebnisse der Venuskampagne zu informieren. Es lief vorzüglich – eine Zeit lang zumindest. Die Verse, die manipulierten Artikel in den Zeitschriften, die fröhlichen kleinen Lieder taten ihre Wirkung.
    Dann trat eine Veränderung ein.
    Ich stellte einen Abwärtstrend fest. Es dauerte einen Tag, bis ich es bemerkte, und eine Woche, bis ich glauben konnte, dass es stimmte. Das Wort »Venus« verschwand aus der Unterhaltung. Wenn die Raumrakete überhaupt erwähnt wurde, dann in Verbindung mit Begriffen wie »Strahlungsverseuchung«, »Steuern«, »Opfer«. Es gab eine neue Form von Volks-Parolen: »Kennst du schon die Geschichte von dem blöden Kerl, der in seinem Raumanzug steckenblieb?«
    Man konnte diese Vorgänge nicht ohne weiteres erkennen, und Fowler Schocken hatte bei der Durchsicht der täglichen Resümees schematisierter Berichte über die Progressionstabellen des Venusprojekts überhaupt keine Möglichkeit, das vorliegende Material in Frage zu stellen oder anzuzweifeln. Ich aber kannte das Venusprojekt. Und ich wusste, was los war.
    Schließlich hatte Matt Runstead das Projekt übernommen.
     
    Der Fürst in Schlafraum 10 war Herrera. In den zehn Jahren, die er bei Chlorella arbeitete, hatte er seinen Weg nach oben gemacht – topographisch allerdings eher nach unten. Er hatte es bis zum Meister-Schneider gebracht. Schon lange arbeitete er in dem großen, kühlen unterirdischen Gewölbe, wo Chicken Little wuchs, das von ihm und anderen Handwerkern geschnitten wurde. Er schwang eine Art zweischneidiges Schwert, das große Gewebestücke abschnitt, die dann von den in der Hierarchie weiter unten stehenden Packern und Trimmern und deren Gehilfen gewogen, geformt, gekocht, gewürzt, eingefroren, verpackt und in alle Welt verschifft wurden. Herrera war kein einfacher Arbeiter, er war der verantwortliche Mann für Chicken Little. Chicken Little wuchs und wuchs schon seit Jahrzehnten. Es hatte als ein Klumpen Herzgewebe begonnen und tat nichts anderes, als ständig um einen Fremdkörper herumzuwachsen. Es erfüllte das Betongewölbe mit seinem Wuchs und stapelte und verdichtete seine Zellen. Solange es Nahrung erhielt, wuchs es unermüdlich weiter. Herrera sorgte dafür, dass es rund und dick wurde, dass kein Gewebe alt und zäh werden konnte, bevor man es abschnitt, und dass alle Seiten »gleichmäßig behandelt« wurden.
    Diese Verantwortung wurde angemessen bezahlt, trotzdem hatte Herrera keine Frau und keine Wohnung in einer der oberen Etagen. Er unternahm Ausflüge, die Gegenstand obszöner Unterhaltungen waren, während er unterwegs war – in seiner Gegenwart jedoch sprach man nur ausgesprochen höflich darüber. Er trug sein zweischneidiges

Weitere Kostenlose Bücher