Eine Hexe im Klassenzimmer - Ich kann schon alleine lesen -
Bücher, sondern lauter Schokoküsse. Die schönsten und dicksten, die man sich vorstellen konnte!
Luzie teilte gleich aus. „Jeder kriegt einen“, sagte sie eifrig. „Frau Mertens, Sie auch!“
Die Lehrerin biss in ihren Schokokuss und nickte.
„Superlecker!“, stellte sie fest. „Was meint ihr, Kinder, soll Luzie Siebentant bei uns bleiben?“
Die ganze 2b rief einstimmig: „Ja!“
Die Geburtstagsparty
Luzie Siebentant gefiel es in der Klasse 2b sehr gut. Lernen machte ihr wirklich viel Spaß. Sie konnte bald auf die gleiche Art rechnen und lesen wie die anderen. Schreiben natürlich auch. Frau Mertens lobte sie oft.
Schokoküsse verteilte Luzie jetzt nicht mehr. Ihr Ranzen enthielt nur noch das, was man im zweiten Schuljahr so braucht. Anfangs fanden ihre Klassenkameraden das schade. Aber allmählich gewöhnten sie sich daran, genau wie sie sich an Luzies seltsamen Namen gewöhnt hatten.
„Es ist bloß komisch, dass keiner weiß, wo sie wohnt“, sagte Anna einmal zu David. „Sie sagt nicht, wo sie morgens herkommt und wo sie mittags hingeht. Wir kennen sie nur aus der Schule.“ „Stimmt!“ David nickte. „Sie ist immer die Erste, die kommt, und die Letzte, die geht.“
Anna und David fanden es gut, mit Luzie am selben Tisch zu sitzen. Sie hätten sich auch gern einmal nachmittags zum Spielen mit ihr getroffen. Aber Luzie schüttelte jedes Mal stumm den Kopf. Anfang Mai hatte Anna Geburtstag. Eine Woche vorher verteilte sie die Einladungen zu ihrer Party. Luzie bekam auch eine – und nahm sie tatsächlich an. Allerdings nicht sofort. Sie las das, was auf der Karte stand, mindestens drei Mal. Dann fragte sie: „Wo wohnst du denn?“ „Amselweg 12“, antwortete Anna. „Na gut“, sagte Luzie, „wenn ich das finde, komme ich zu deiner Party.“ „Du findest es leicht“, versicherte Anna. „Es ist die Straße hinter der Schule. Und
David wohnt gleich nebenan. Er kann dich abholen. Dann kommt ihr zusammen.“ „Nein“, sagte Luzie, „ich komme allein.“ Das tat sie wirklich. Sechs Kinder hatten sich bereits eingefunden, als sie klingelte. Es war ein herrlicher Frühlingstag und gefeiert wurde im Garten.
Luzie trug ein weites Kleid aus einem hellen, mit Rosenblüten bedruckten Stoff. Ihre braunen Haare hatte sie mit einer roten Schleife nach hinten gebunden.
Das Geschenk, das sie mitbrachte, war grün verpackt und golden verschnürt. Anna schälte es nicht ohne Mühe aus dem Papier. Dann hielt sie ein Buch in der Hand – ein Märchenbuch voll farbenprächtiger Bilder. Beim Umblättern schienen sich die Personen darauf zu bewegen.
„So ein tolles Buch!“, sagte Anna. „Am liebsten möchte ich gleich darin lesen.“ Aber natürlich wurde nun Kakao getrunken und Kuchen gegessen. Danach war es höchste Zeit für die vorbereiteten Spiele und für die Tombola, die viele schöne Preise bereithielt.
Luzie gewann einen silbernen Vier-Farben-Stift, mit dem man blau, rot, grün und gelb schreiben oder malen konnte.
„Ein richtiger Zauberstift!“, sagte sie glücklich.
Zum Abendbrot stellte Annas Mutter Butterbrezeln, Würstchen, Fleischklößchen, Salzstangen und Käse auf den Tisch. Annas Vater brachte jede Menge eiskalte Getränke.
Die Sonne sank und die Dämmerung legte sich über den Garten. Aber die Gäste durften noch bleiben. Alle Kinder würden später von ihren Eltern abgeholt werden. Luzie sicherlich auch. Jedenfalls sagte sie nicht, dass sie nach Hause musste.
Als der Mond hinter dem Garten groß und rund in den Himmel stieg, hängte Annas Vater bunte Papierlaternen an eine Leine über dem Tisch. Alle waren begeistert. Eine Geburtstagsparty, aus der zu später Stunde ein Laternenfest wurde, war wirklich etwas Besonderes. „Hoffentlich gibt es kein Gewitter!“, sagte Annas Mutter besorgt. „Es sieht ein bisschen so aus.“
Sie hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da fegte ein heftiger Wind durch Büsche und Bäume. In der Ferne grummelte es drohend und der Mond verschwand hinter einer Wolkenwand. „O nein, kein Gewitter!“, rief Anna. „Ich habe mich so auf die Laternen gefreut. Und auf die Schwimmkerzen!“
Aber bald schoben sich dicke Wolken über den Himmel. Und als Annas Vater das erste Laternenlicht anzünden wollte, begann es zu regnen.
„Ab ins Haus!“, sagte er. „Wir können ja im Wohnzimmer noch ein Kartenspiel machen.“
Die ganze Gesellschaft war bitter enttäuscht. Keiner fand die Aussicht auf ein Kartenspiel im Wohnzimmer besonders
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