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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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natürlich auch Lust. Dieselbe Lust, die durch ihren Körper hallte. Wenigstens auf diese Weise waren sie miteinander verbunden.
    »Ich glaube, ich bin gerade gestorben«, erklärte sie ihm. »Aber ich war im Himmel.«
    Wann hatte sie sich zum letzten Mal so herrlich leicht gefühlt? Körperliche Entspannung war keine üble Therapie gegen schlechte Laune. Das könnte zu ihrer Lieblingsmethode werden.
    Gray küsste sie ein letztes wunderbares Mal, dann strich er ihr das Kleid sanft hinab. Er stand auf, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Was jetzt, fragte sie sich. Sie kam sich seltsam vor, unsicher. Bei Bernard hatte sie nie die Initiative ergriffen. Er hätte es auch gar nicht gestattet, er wollte die Führung behalten. Immer.
    »Lass uns nach oben gehen«, schlug sie vor. »Falls du es nicht … lieber hier machen willst.« Warum hatte sie bloß nicht mehr Selbstvertrauen? Langsam streckte sie die Hand aus und berührte seine deutliche Erektion.
    »Lucinda.« Er trat einen Schritt zurück. »So funktioniert das nicht.«
    Sie blickte fragend auf seinen Schritt. »Ich dachte, die funktionieren alle gleich.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Komm schon.« Lachend streckte Gray ihr die Hände hin und zog sie hoch.
    Ihre Beine waren weich wie Gummi. Sie knickte sofort ein.
    Gray fing sie auf. »Du solltest dich vor dem Leichenmahl besser noch etwas ausruhen.«
    »Aber wir sind noch nicht fertig. Also, du noch nicht. Hey!« Sie funkelte ihn böse an. »Kommandierst du mich eigentlich gerade herum?«
    »Ja.« Er küsste sie wieder. Innig. Sie schmeckte sich selbst an seiner Zunge. »Ich habe vor, ganz oft mit dir zu schlafen.«
    »Ich soll also einfach deinen animalischen Trieb akzeptieren, richtig?«
    »Ich mag es, wenn du dich opferst. Aber vielleicht könntest du dein Schreien auf ein Minimum reduzieren?«
    Sie lächelte. War sie wirklich so laut gewesen? »Keine Chance.«

8. KAPITEL
    Als Taylor zurück ins Büro kam, blieb ihm noch eine knappe Stunde Zeit, bis das Leichenmahl begann. In Nevermore machten Neuigkeiten schnell die Runde, und so hatte er keinen Zweifel daran, dass gleich alle im Café auftauchen würden, um der liebenswerten Marcy die letzte Ehre zu erweisen. Vor allem, da niemand zur Beerdigung eingeladen gewesen war.
    Cathleen war wirklich eine nichtsnutzige, unwürdige Person. Unangenehm, so jemanden zu kennen. Er hatte schon damals nicht verstanden, wie Leland Munch mit ihr anbandeln und sie auch noch heiraten konnte. Die halbe Stadt spekulierte darüber, dass Cathleen schuld am Tod ihres Mannes war – und auch Taylor hegte diesen Verdacht. Sicher hatte sie es nicht absichtlich getan. Vielleicht war Leland auch nur gestorben, um von ihr wegzukommen. Er seufzte. Die Welt konnte so ungerecht sein. Er schloss sein Büro auf, machte sich aber nicht die Mühe, das Licht einzuschalten. Im Dunkeln setzte er sich an seinen Schreibtisch und knipste die Schreibtischlampe an. Der Lichtkreis beleuchtete die Fotos von dem Unfall, den er und Ren gestern aufgenommen hatten.
    Der Mustang war ein echter Klassiker gewesen, eine richtige Schönheit. Wenn man davon absah, dass sein Besitzer ihm züngelnde Flammen auf die Motorhaube lackiert hatte. Jetzt waren Fahrer und Fahrzeug Totalschaden. So etwas passierte, wenn man zu viel Whiskey in sich reinschüttete und dann im wahrsten Sinne des Wortes die Kurve nicht kriegte – und gegen die zweihundertjährige Eiche prallte, die die Weggabelung markierte. Geradeaus führte der Brujo Boulevard zu den Daisy Estates, einer Siedlung von zehn Häusern, die alle um die hundert Jahre alt waren. Manche waren richtig chic und andere weniger. Links bog die Straße nach Old Creek ab, hier ging es zu Harleys und Rens Farm, zum Friedhof und schließlich weiter zum See.
    Der tödlich verunglückte Fahrer hieß Lennie Archer und war der jüngste Sohn von Henry und Maureen Archer, die in Daisy Estates wohnten. Insgesamt hatten sie fünf Kinder, vier lebten in anderen Bundesstaaten. Lennie war nicht gerade der Stolz seiner Eltern. Er lebte auf ihre Kosten, prügelte sich betrunken in Kneipen und behielt nie lange einen Job. Trotzdem waren die Archers natürlich vollkommen erschüttert vom Tod ihres Sohnes. Andererseits schienen sie irgendwie mit einer solchen Nachricht gerechnet zu haben.
    Also schon wieder ein Leichenmahl. Was für eine Schande.
    Anders als die meisten Einwohner von Nevermore waren die Archers nie Farmer gewesen. Ihnen gehörte in früheren Zeiten Archers’ Kurzwaren-

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