Eine Hexe in Nevermore
tätschelte seine Wange. »Die hier ist perfekt. Ich schlage vor, Sie behalten sie.« Sie steckte die Mappe in ihre Handtasche und scheuchte dann alle von ihrem Wagen weg. »Ich muss jetzt nach Hause. Ihr auch. Gute Nacht also!«
Taylor tippte sich an den Hut. »Wir sehen uns morgen.« Er tätschelte das Glas mit dem Geld. »Ich sorge dafür, dass davon ein schöner Grabstein für Marcy angeschafft wird.«
»Hol ihr den Schönsten«, sagte Gray. »Die Differenz zahle ich.«
Taylor nickte. »Gute Nacht.«
Gray und Lucinda verabschiedeten sich, dann nahm Gray seine Frau bei der Hand. Sie waren zu Fuß in die Stadt gelaufen, damit Lucinda sich ein bisschen bewegte. Es war nicht weit, trotzdem bereute er es jetzt, dass sie nicht Grits Pick-up genommen hatten.
»Ich fühle mich irgendwie seltsam.« Lucinda strahlte ihren Mann an.
»Wie meinst du das?«
»Keine Ahnung. Als wäre ich gefesselt gewesen und jemand hätte meine Fesseln zerschnitten. Ich komme mir vor, als würde ich schweben.«
»Hört sich gut an.«
»Ja.« Sie blieb stehen – und er auch. Sie schmiegte sich in seine Arme, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf den Mund. Ihre kleinen Hände wanderten über seine Brust und bis zu seinem Hosenbund.
Er war sofort erregt.
»Ich glaube, ich habe doch keine Lust mehr zu spülen.«
»Ach nein?« Gray strich ihr die Haare aus dem Gesicht und streichelte ihren Hals. »Worauf hast du denn sonst Lust?«
»Auf dich.« Rasch hob er Lucinda hoch und rannte mit ihr nach Hause.
9. KAPITEL
Voll gespannter Erwartung ließ sich Lucinda von Gray bis nach oben in sein Schlafzimmer tragen. Seit sie die Heiratsurkunde unterschrieben hatte, fühlte sie sich auf merkwürdige Weise befreit. Vielleicht, weil sie wusste, dass sie jetzt wirklich in Sicherheit war und von Bernard nichts mehr zu befürchten hatte. Selbst wenn sie bis in alle Ewigkeit mit seinem Fluch leben musste.
Gray legte sie auf das frisch gemachte Bett und kuschelte sich neben sie. Ihr Herz schlug schnell. Er war so wunderbar. Mit dem Finger fuhr sie die Linie seines Kinns nach und berührte mit dem Zeigefinger zärtlich seine Unterlippe.
»Und jetzt?«
Lucinda spürte seinen Atem auf ihren Lippen, als er sich über sie beugte und mit seiner Zunge ihren Mund eroberte. Zärtlich und sehnsuchtsvoll. Sie wollte mehr. Seine Hand legte sich auf ihren Hinterkopf, sein Kuss wurde noch intensiver.
Ihr wurde heiß. Gray verstand es, Lust in ihr zu wecken und ihre Begierde auch zu stillen. Noch nie hatte sie so etwas empfunden. Sie schwelgte zum ersten Mal in ihrem Leben in wahrer Leidenschaft.
Nach und nach bedeckten seine Küsse ihren Hals, mit seiner Zunge fuhr er Lucindas Schlüsselbein entlang.
Jetzt glitten seine Hände unter ihr T-Shirt, und er öffnete geschickt ihren BH.
»Setz dich.«
Sie tat, worum er sie bat. Alles in ihr war angespannt, ihre Haut prickelte, sie sehnte sich nach seiner Berührung. Überall. Sie wollte ihn überall auf ihrem Körper spüren.
Als Gray ihr T-Shirt und BH über den Kopf gezogen hatte, legte sie sich zurück aufs Kissen. Allein durch die Berührung seiner Finger entfuhr ihr ein wohliges Schnurren. Wie sehr sie diese Vertraulichkeit liebte!
»Was ist da passiert?« Sanft strich er über die vielen Narben.
Bernard war dafür verantwortlich. Doch Gray hatte sie den Makel vergessen lassen. Aber mit einem Mal wurde die Erinnerung wieder wach, und sie schämte sich. Wollte sich aufsetzen, seine Hände wegschieben. Aber er drückte ihr einen Kuss auf den Bauch, und Lucinda beruhigte sich.
»Du bist schön, und wir haben alle Narben. Manche kann man sehen, andere nicht.«
Nun war es an ihr, die Narbe an seiner Schläfe zu berühren. »Ich sehe deine Narben nicht«, flüsterte sie. »Ich sehe nur dich.«
»Ich möchte dich lieben.«
Bei seinen Worten stockte ihr der Atem, und eine schmerzliche Sekunde lang fragte sie sich, ob Gray wirklich meinte, was er sagte. Wie schön wäre es, wenn sie wirklich seine Frau sein könnte. Die Frau, der sein Herz gehörte.
Doch so würde es niemals sein.
Sie sollte nicht so viel denken, sondern sich ihm hingeben. Er küsste jede einzelne ihrer Narben, und durch seine Zärtlichkeit fühlte sie sich nicht mehr so entstellt. Obwohl Bernard seine Spuren in ihrem Fleisch hinterlassen hatte, dachte sie nicht mehr an seine Grausamkeiten. Dass er sie einst besessen hatte, interessierte sie nicht mehr – sie interessierte nur noch der Mann, der gerade ihrem Körper
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