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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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Beutel das nächste Mal öffnete. Doch wenn er nur den Safe auf seinen Inhalt überprüfte, hatte er keinen Grund, daran zu zweifeln, dass das Auge noch an Ort und Stelle war. Leider gab es keine Möglichkeit, die von Gray installierten Schutzmechanismen wieder zu aktivieren, aber am Ende bemerkte Mooreland ihr Fehlen wahrscheinlich überhaupt nicht. Und wenn doch, würde er einfach den Hüter bitten, sie zu erneuern, und das war es dann.
    Es war nicht abzuschätzen, wann der Sheriff den Verlust bemerken würde. Am nächsten Tag? In einer Woche? Eigentlich spielte es keine Rolle. Er hatte seine Spuren verwischt. Niemand würde ihm auf die Schliche kommen.
    Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.
    Es waren noch dreizehn Tage bis Neumond. Dann würde das Portal wieder geschwächt sein, und er würde Kahl rufen und ihm den Handel anbieten. Gray Calhoun im Austausch für sein magisches Geburtsrecht.
    Endlich besäße er die Macht, die ihm zustand. Was nützte es ihm, so viel über Magie zu wissen, ohne dazu in der Lage zu sein, sie praktisch anzuwenden? Alle Objekte, die er über die Jahre gesammelt hatte, die er anderen abgeschwatzt, entwendet hatte; die Zeit und die Mühen, die er investiert hatte, um am Ende doch machtlos zu sein.
    Doch bald, schon sehr bald war es so weit. Dann konnte er die Fehler seiner Vergangenheit korrigieren. Ihm war Unrecht widerfahren, und nun musste der Verantwortliche seine Schuld begleichen.
    Sein Weg führte ihn auf die Silver Lane, die von der Main Street abging und weiter unten auf den Dragon’s Way traf. Zu seiner Rechten befand sich der Marktplatz. In der Mitte des gepflasterten Rondells mit den vor sich hin modernden Bänken und ungepflegten Büschen stand die lebensgroße Statue eines Drachen. Er hatte die Flügel ausgebreitet und stand auf seinen Hinterbeinen, die Schnauze gen Himmel gereckt.
    Auf der anderen Seite, ein paar Meter hinter der Statue, befand sich der Tempel des Lichts, der nur an wenigen Tagen im Jahr seine Pforten öffnete – für Grays öffentliche Selbstdarstellung. Er selbst erinnerte sich noch an die alten Zeiten, als der Tempel immer offen gewesen war, für jeden, der hineingehen und Zwiegespräch mit der Göttin halten wollte. Leider war der Tempel jedoch immer wieder Vandalismus zum Opfer gefallen, sodass Grit ihn hatte schließen lassen. Mit dem Glauben war es überhaupt so eine Sache – man verlor ihn schnell. An Gray zum Beispiel glaubte niemand mehr – und seit er diese Rackmore geheiratet hatte, erst recht nicht.
    Er runzelte die Stirn, kehrte um und ging Richtung Dragon’s Way weiter.
    Mit dieser Hochzeit hatte er wirklich nicht gerechnet. Nicht, dass sie ihm große Sorge bereitete. Er hatte ein bisschen recherchiert und herausgefunden, wie es Bernard Franco gelungen war, die Thaumaturgie seiner ehemaligen Geliebten zu verfluchen. Die Hexe war schwach und stellte so gut wie keine Bedrohung dar, nicht einmal als Ehefrau des Hüters von Nevermore. Nein, um die beiden brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Schließlich hatte er noch ein Ass im Ärmel: Franco. Ein Anruf bei dem Raben, und schon bekam das frisch verheiratete Paar ernsthafte Probleme.
    Das könnte ihm noch nützlich sein, falls es mit Kahl nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Diesmal würde er den Dämonenlord rufen können. Er kannte die nötigen Zauberformeln und hatte die notwendigen Utensilien beisammen. Trotzdem war es immer gut, einen Plan B zu haben. Franco hatte Kontakte. Er konnte ihm überall Türen öffnen. Das war zwar nicht ganz so gut wie die Dankbarkeit eines Dämons, aber ziemlich nah dran.
    Und trotzdem … Es war vielleicht nicht schlecht, dem Hüter und dem Sheriff noch etwas zu geben, woran sie sich die Zähne ausbeißen konnten. Mooreland war schlau und unermüdlich in seinen Ermittlungen. Es passierte zu wenig in Nevermore, also hatte er viel Zeit, sich auf den Mord an Marcy zu konzentrieren. Natürlich war ihr Mörder selbst längst tot. Im Grunde musste Mooreland ihm dankbar sein, weil er den Müll für ihn weggeschafft hatte. Doch offensichtlich störte den Sheriff irgendetwas an Lennies Tod. Die Intuition dieses Idioten war einfach zu gut. Ärgerlich, dass er immer auf sein Bauchgefühl hörte.
    Ja. Er musste den Hüter und den Sheriff eindeutig mit etwas anderem ablenken, damit sie keine Zeit hatten, sich allzu sehr mit Marcy oder Lennie zu beschäftigen.
    Seine Schritte hallten auf dem Straßenpflaster wider, als er über den Dragon’s Way lief. Einen

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