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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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nicht!«
    »Du bist mir unterworfen, Sklave. Du hast etwas genommen, was mir gehört, um dein Leben wiederzuerlangen. Nun musst du deine Schuld bezahlen.«
    »Ich schulde dir gar nichts!«
    »Sie würde dich töten«, sagte die Stimme. »Oder fließt etwa nicht dasselbe Blut in ihr wie in ihrer Schwester? Würde nicht auch sie alles tun, um ihr Leben zu retten? Du bist ein Narr, Gray Calhoun, dein Herz wieder einer Rackmore-Hexe zu schenken.«
    Zweifel keimten in Gray auf. Er sah auf Lucinda hinab, sah die Tränen, die ihr über die Wangen liefen und auf den blutbefleckten Altar tropften. Das Kinn hatte sie trotzig vorgereckt, ihr Blick war entschlossen. Er wusste, sie würde ihn nicht um Gnade anflehen. Bevor sie sich so weit erniedrigte, würde sie eher das Messer gegen sich selbst richten.
    Anders als er. Er hatte Kerren angefleht. Er hatte um sein Leben gebettelt und geweint. Und sie hatte ihn trotzdem getötet.
    »Opfere sie!«, befahl ihm die Stimme ein weiteres Mal. »Übe Rache, Drache! Werde zu dem, was du sein musst, um mein Diener zu sein!«
    »Nein!« Gray ließ den Dolch fallen und zerrte an Lucindas Ketten, doch er war weder körperlich stark genug, noch konnte er sie durch seine Magie befreien.
    »Du Scheißkerl!«, flüsterte sie. »Jetzt bringst du uns beide um!«
    Ein Schmerz explodierte in seiner Schulter. Wie heiße Bänder krochen die Schmerzen an seinem Hals hoch bis zu seiner Schläfe. Er riss sich den Umhang vom Leib und begutachtete seine Schulter. Sie glühte von Magie.
    Die Narbe, die die Spur von Kerrens Verrat war, pulsierte leuchtend rot.
    Die Haut begann sich abzulösen.
    Blankes Entsetzen bemächtigte sich seiner. Nein! Nicht das!
    Rote Schuppen glitzerten.
    Sein Geheimnis war gelüftet, seine Angst entfesselt. Er schrie.
     
    Ihr Herz begann zu rasen, als Lucinda sah, wie Gray sich in seinem Albtraum wand. Sie versuchte ihn wach zu rütteln. Doch er war zu weit weg. Als Traumgänger war er für die Reisen ins Unterbewusstsein wesentlich empfänglicher.
    Plötzlich begann er zu schreien: »Neiiiiin!«, und schüttelte die Bettdecke ab.
    Seine Narbe glühte. Lucinda spürte die pulsierende Magie und die seltsame Hitze, die von Grays Leib ausging. Sein nackter Körper war schweißbedeckt, er wand sich und stöhnte. Anscheinend hatte er starke Schmerzen. Was geschah mit ihm?
    Es war jetzt nicht die Zeit, um ängstlich zu sein. Sie musste ihn aufwecken – und ihr fiel nur eine Methode ein, wie es ihr gelingen könnte.
    Sie hockte sich auf ihn und gab ihm eine kräftige Ohrfeige.
    Stöhnend riss er seine Augen auf und starrte sie an, ohne sie zu sehen. Er sah etwas anderes. Dann schüttelte er sie ab und legte sich auf sie. Jetzt hielt er sie an den Armen fest. Seine Miene war wutverzerrt. »Ich werde ihr niemals wehtun!«, schrie er. »Ich bin nicht dein Diener!«
    »Gray!« Sie wehrte sich nicht. Sie hatte nur furchtbare Angst. »Ich bin es, Lucinda! Gray! Wach auf!«
    Gray wurde ruhiger, seine Augen wurden wieder klar. Er atmete schwer, sein Körper erbebte, während er die Vision abschüttelte, die ihn gerade noch gefangen gehalten hatte.
    »Lucinda?«
    »Alles in Ordnung«, beruhigte sie ihn.
    Gray nahm sie in die Arme und hielt sie fest, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Dabei hätte sie ihm gerne die Sorgenfalten weggestreichelt.
    »Alles in Ordnung, Gray«, wiederholte sie.
    »Oje!« Er ließ sie los und verlagerte sein Gewicht. »Habe ich dir wehgetan?«
    Sie streichelte sein Gesicht und küsste sein Kinn. »Du könntest mir niemals wehtun.«
    Er wurde blass und wollte von ihr wegrücken, doch sie hielt seine Schultern fest. »Bleib so«, murmelte sie. »Mir ist kalt.«
    »Und ich soll deine Decke sein?«
    »Wenn du nichts dagegen hast.«
    Für einen Moment schloss er die Augen und bettete dann seinen Kopf auf ihre Brust. Sie streichelte ihm durchs Haar.
    »Möchtest du über deinen Traum sprechen?«, fragte sie.
    »Nein. Manchmal träume ich von der Nacht, in der Kerren mich umgebracht hat.«
    »Das tut mir so leid.« Lucindas Worte waren warm und ehrlich. »Sehr sogar. Ich wünschte, das könnte ich ändern.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. »Wirklich, oder? Nach allem, was du durchgemacht hast, willst du immer noch anderen helfen. Sogar mir, der ich dich abgewiesen habe.«
    »Das war eine kurzzeitige geistige Umnachtung. Aber durchaus verständlich. Schließlich bin ich die Schwester der Frau, die dich in die Hölle geschickt hat.«
    »Das bist du nicht für mich. Du bist

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