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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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Augenblick später bog er rechts auf den Brujo Boulevard ein, passierte den leer stehenden, dunklen Gemischtwarenladen und setzte seinen Weg auf der schmalen Gasse zwischen dem Geschäft und dem Piney Woods Café fort. Vor fünf Jahren hatte er Cathleen eine neue Backsteinmauer spendiert, die den Zugang vom Sew’n Sew und dem Gebäude versperrte, in dem sich Atwoods Geschäftsräume und seine Wohnung befanden. Der Fettarsch führte nicht nur das Abfallbeseitigungsunternehmen der Stadt, er war auch der Herausgeber der monatlich erscheinenden Nevermore News. Als ob es irgendjemanden interessierte, dass wieder ein Kalb geboren worden war oder ob die Schule in einer finanziellen Notlage steckte.
    Manchmal erdrückte ihn die Provinzialität von Nevermore. Ekelhaft, wie viele Menschen sich mit so viel Nichts zufriedengaben.
    Die Gasse war zu schmal für Autos, daher störte die Mauer niemanden. Außer natürlich Atwood. Er hatte sich darüber beschwert, weil sie den Fußgängern im Weg stand. Doch da das Grundstück zum Café gehörte, konnte Atwood nichts machen. Der alte Schaumschläger. Wie auch immer. Er hatte dafür gesorgt, dass die Leute nicht mehr die Abkürzung durch die Gasse nahmen. So sahen sie auch nichts, das sie nichts anging.
    Bald musste er sich nicht mehr verstecken. Bald würde jeder in Nevermore ihm dankbar sein für das, was er getan hatte. Man wäre glücklich mit ihm als dem neuen Hüter. Und man würde seine große Magie bewundern.
    Er betrat das Café mit seinem eigenen Schlüssel durch den Haupteingang. Das Gebäude kannte er wie seine Westentasche, er musste noch nicht mal das Licht einschalten. Rasch wand er sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch und verschwand hinter dem Tresen in der Küche.
    Er dachte darüber nach, wie sich Cathleen während des Leichenmahls aufgeführt hatte. Er wusste, dass sie die Calhouns hasste. Fast so sehr wie er selbst. Doch eine so heftige Reaktion auf Grays Eheschließung mit Lucinda hatte er nicht erwartet. Was interessierte es sie? Die Tarnung mit dem Café war viel zu gut, um sie aufzugeben. Cathleens giftiger Charakter und ihre Rachgier kamen ihm äußerst gelegen – vor allem, da niemand eine Verbindung zwischen ihm und ihr vermutete. Er musste nur dafür sorgen, dass sie spurte. Nachdem er die Kellertür geöffnet hatte, schaltete er seine Taschenlampe ein und ging vorsichtig die morsche Holztreppe hinunter. Dann zog er den Schlüssel zu seinem »Arbeitszimmer« aus der Tasche.
    Drinnen schaltete er die Lampe auf dem Arbeitstisch an und legte vorsichtig das Auge auf die leere Stelle in der Mitte des Tisches. Es war das Juwel seiner Sammlung. »Du bist wieder zu Hause.«
    Das Auge begann zu glühen.
    Während er dem Zauber zusah, zog er sich einen Barhocker heran, auf den er sich setzte. Wenn die Objekte richtig angeordnet und die Zaubersprüche richtig platziert waren, würden die Gegenstände gemeinsam die Ebenen zwischen Erde und Unterwelt aufschließen. Dieser Zustand würde nicht lange währen, doch lange genug, um Kahl zu rufen.
    Und dann würde er Rache üben an denen, die ihm sein Geburtsrecht verweigerten. Dann besaß er endlich die Macht.
    Meine Macht. Er berührte die Gegenstände, einen nach dem anderen. Meine Macht.
     
    Gray erwachte in einer Höhle. Das Herz schlug hart gegen seine Brust, als er die Höhle Kahls erkannte. Den Ort, an dem Kerren ihm den Dolch ins Herz gestoßen und seine Seele ihrem neuen Herrn angeboten hatte.
    Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass er gar nicht an den Altarstein gekettet war. Nein, er stand daneben und trug ein schwarzes Gewand. So wie Kerren damals, in der schrecklichen Nacht. In der Hand hielt er einen silbernen Dolch.
    »Opfere sie!«
    Die sinnliche männliche Stimme schallte durch die Höhle. Gray warf einen Blick auf den Altar – auf dem Lucinda angekettet lag. Sie war nackt, ihre Hand- und Fußgelenke steckten in eisernen verzauberten Fesseln. Sein Herz hämmerte. Nein. Er wollte nicht hier sein. Niemals wieder. Er musste Lucinda beruhigen. »Alles okay. Es ist alles okay.«
    Sie starrte ihn mit ihren weit aufgerissenen grünen Augen an. Voller Hass. Er war ein Verräter.
    »Du weißt ja, wie es geht«, hörte er die Stimme sagen. »Oder nicht? Jetzt bist du an der Reihe. Du hast die Macht.«
    Das Blut schien in seinen Adern zu gefrieren. Der Dolch fühlte sich kalt an in seiner Hand, wie ein Stück Eis. »Nein!« Er wirbelte herum, wollte den Besitzer der Stimme finden. »Das tue ich

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