Eine Hexenmutter erzählt: Mystisches Märchen um ein uraltes Familiengeheimnis (German Edition)
Die Zeit schien still zustehen…
Und wie immer, wenn die Familie beisammen war, forderten die Kinder Kassandra auf eine Geschichte zu erzählen.
Diesmal bat eine Elfe Kassandra zu erklären, warum die Menschen am heiligen Abend einen Baum in die Wohnung stellten.
Kassandra überlegte kurz.
„ Das ist eine lange Geschichte… Zunächst einmal muss man wissen was den Menschen die immergrünen Zweige bedeuteten. Vor vielen Jahrhunderten sahen die Menschen in dem immer währenden grün der Tannen, Fichten, Kiefern und anderen Bäumen, die im Herbst nicht die Blätter verloren, ein Symbol des ewigen Lebens. Sie glaubten, das die anderen Bäume im Winter sterben mussten und im Frühjahr neugeboren würden. Ein Zweig des immergrünen Baumes bedeutete für sie Überleben und frei von Not zu sein. So übergab man Leuten, die eine Schuld abgetragen hatten einen grünen Zweig.“
Svetlana nickte. „Daher auch der Spruch: Auf keinen grünen Zweig kommen.“
Kassandra bestätigte das.
„ Ja, wenn jemand seine Schuld… Schulden, nicht bezahlen konnte kam er nicht auf, oder an, einen grünen Zweig. Wer ein Haus kaufte, oder bauen ließ, schuldete jemanden Geld, oder eine andere Gefälligkeit. War diese dann bezahlt, überreichte man ihm einen grünen Zweig, der er über die Tür hing. Hatte jemand einem anderen Unrecht getan, stand er in der Schuld desjenigen, dem Unrecht geschehen war. Dann legte man dem Schuldner einen grünen Zweig vor die Tür und verbannte ihn. Dadurch wurden alle darauf aufmerksam, das hier eine Schuld zu begleichen war. Dann musste der Schuldner einen grünen Zweig vor die Tür des Gläubigers legen und um Vergebung bitten. Daraus entstand so manche Geschichte. Wie es nun von Schuldzweig zum Reuezweig wurde erzähle ich euch jetzt.“ Und Kassandra, die Hexenmutter erzählte…
Der erste Weihnachtsbaum…
Im 5.Jahrhundert etwa schnitt man für jedes böse, das man im Laufe des Jahres begangen hatte, einen Zweig Tanne oder Stechpalme(Ilex), legte diesen vor die Tür dessen, dem man böses getan hatte und stellte eine Kerze dazu. Man klopfte an die Tür und bat um Verzeihung für die böse Tat, das Unrecht, das man begangen hatte, oder die Schuld die man auf sich geladen hatte und wurde einem vergeben, zündete derjenige, der verzieh, die Kerze an.
Zum Zeichen der Reue schenkte man Äpfel und Nüsse, denn im Innern eines Apfels versteckt sich ein Pentagramm, wenn man den Apfel quer durch schneidet. Er sollte Schutz geben und das Haus segnen. Die Nuss symbolisierte den weichen Kern, der sich im Innern verbarg.
Aus Stroh und kleinen Ästen band man fünfzackige Sterne, Pentagramme, die über jede Öffnung des Hauses gehangen wurden, um böse Geister daran zu hindern, Zuflucht vor der Kälte in den Behausungen der Menschen zu suchen.
Wer es sich leisten konnte, flocht rote oder goldene Bänder daran, bemalte die Nüsse und Sterne golden oder wand zarte Spitze um die Reuezweige.
Lange hielt sich dieser Brauch… bis in das 17. Jahrhundert, man nannte sie da nur „die Sündenzweige“, da die Christen die Sünde anprangerten.
In dieser Zeit lebte in London ein geiziger Kaufmann. Er beschwerte die Gewichte der Waage zusätzlich mit Blei. So verkaufte er weniger Ware zum vollen Preis und erzielte so höhere Gewinne.Und bot ihm jemand etwas zum Kauf an, höhlte er die Gewichte aus, so das er mehr Ware für weniger Geld bekam.
In einem Jahr war der Winter besonders früh angebrochen und die Kälte extrem. Die arme Bevölkerung musste viel mehr für Feuerholz bezahlen als üblich, für Nahrungsmittel blieb immer weniger übrig…
Besagter Kaufmann aber zeigte kein Erbarmen: Wer nicht seine Preise zahlen konnte, bekam auch nichts verkauft!
Die Leute hatten die Wahl zu erfrieren oder zu verhungern.
Der Weihnachtsabend kam näher, doch in diesem Jahr würde es in vielen Familien mehr Hunger als Wärme geben und an Geschenke für die Kinder war nicht zu denken….
An diesem besonderen Morgen aber stand vor dem Haus des Kaufmanns eine riesige Tanne! Ein großer Baum, der fast die Spitze des Daches erreichte!
Jeder konnte ihn sehen und allgemeines Gelächter schallte durch die Straßen und Gassen von London!
Jeder sprach von dem Betrügerkaufmann. Man zeigte mit den Fingern auf seinen Laden, nur kaufen wollte niemand mehr bei ihm. Kinder warfen mit Pferdemist. Spottlieder, so genannte Pamphlete, ertönten in ganz London.
Von Scham erfüllt, wollte der Kaufmann heimlich die Stadt verlassen, als ein
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