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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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wenden.
    Sie sollte ihn streng ermahnen, dass er sich unschicklich benahm: Die Einheimischen waren von züchtigem Wesen, und er sollte ihre Gefühle respektieren - wenn er schon keine Achtung vor englischen Gepflogenheiten von Sitte und Anstand zeigte. Sie sollte darauf bestehen, dass er sich unverzüglich wieder ankleide.
    Aber sie hatte sich mit sollte immer schon schwerer getan, als sich eigentlich schickte.
    Wieder ganz das ungezogene Mädchen, das sie einst gewesen war, schaute sie ihn immer wieder verstohlen an. Dabei konnte ihr natürlich nicht entgehen, wie Hemd und Weste sich über seinen breiten Schultern strafften oder wie Wind und Sonne, so sie in einem bestimmten Winkel einfielen, sein Hemd in einen luftig sich bauschenden, durchscheinenden Vorhang verwandelten, durch den sie - und wie sollte sie da die Augen abwenden können? - seine muskulösen Arme sehen konnte und seinen so kraftvollen Oberkörper, der sich zur Taille hin verjüngte.
    Jenseits davon sollte sie ihren Blick nicht richten.
    Tat sie aber und besah sich, wie er auf dem Sattel saß. Selbst die weiten Pluderhosen konnten seine schmalen Hüften nicht ganz vor ihren Blicken verbergen, und sein Hintern war gewiss ebenso straff und fest wie alles andere an ihm auch.
    Auf einmal wurde ihr ganz heiß und schwach zumute.
    Und dann kam ihr Virgil dazwischen. Seine tadelnde Stimme zu hören und ihn im Geiste vor sich zu sehen ließ sie erschaudern, wie einen wohl nur unliebsame Geister erschaudern ließen.
    Für einen Heiligen hatte Mr. Carsington ihren Gatten gehalten.
    O ja, sehr heilig - während ihrer Ehe hatte sie Virgil nicht ein einziges Mal entkleidet gesehen.
    Wenn sie sich liebten, geschah es im Dunkeln. Er trug sein Nachthemd und sie das ihre. Und es galt, bestimmte Regeln einzuhalten, so viele Regeln - viel zu viele für sie, zumal in Momenten, da sie gar nicht denken wollte.
    Sie wünschte sich, dass Virgil endlich aus ihren Gedanken verschwand. Wider alle Vernunft machte er sie noch immer wütend, und angefangen hatte es schon vorhin, auf dem Boot, als sie von ihm gesprochen hatte.
    Sie sah ihn vor sich, wie er mit Duldermiene die Augen schloss, sowie sie von Ägypten sprach, sah sein nachsichtiges Lächeln, wenn er ihr geduldig erklärte, dass alles, was eine Dame über Ägypten zu wissen brauche, in der Heiligen Schrift geschrieben stehe, im ersten und zweiten Buch Mose.
    Doch nun war sie hier, und sie würde sich ihre Reise nicht von Virgil verderben lassen - auch dann nicht, wenn alles schiefgehen würde. Im Augenblick konnte sie nichts für Miles tun. Bis der Wind sich drehte, könnte sie sich entweder um ihren Bruder grämen, ihrem Gatten grollen oder aber das Beste aus den Gegebenheiten machen.
    Entschlossen schaute Daphne sich um ... und stellte fest, dass die Welt auf einmal ganz verändert schien. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie waren in einen Hain von Dattelpalmen gelangt. Die anmutigen Bäume erhoben sich aus einem Teppich von saftig grünem, von rosa und violetten Blumen übersätem Gras. Sie ritten an funkelnden Wassertümpeln vorbei, an denen Ziegen über ihre umhertollenden Geißlein wachten. Über ihnen brach ein Vogel in lauten Gesang aus, in den ein zweiter einstimmte.
    Schließlich kamen sie an eine grasige Senke.
    Und hier, neben einem Tümpel, in dem sich das Grün der Landschaft und das strahlende Blau des ägyptischen Himmels spiegelten, lag ein riesiger, in Stein gehauener Pharao, das Gesicht nach unten, um die Lippen ein feines Lächeln angedeutet.
    Wie gebannt glitt Daphne aus dem Sattel, sich kaum bewusst, was sie tat, und trat an den Kopf der Statue. „Oh“, flüsterte sie, die Hand an den Lippen. „Wie schön.“
    Bislang hatte sie nicht geahnt, wie wenig sie über das alte Ägypten wusste, wie wenig sie auf ihrer Reise gesehen hatte. Bebilderte Bücher waren ja schön und gut, doch hatte sie wenig erfahren und alles vornehmlich als Geheimnisse betrachtet, deren sie sich annehmen wollte, sowie sie erst das Geheimnis der Hieroglyphen gelöst hätte.
    Die Pyramiden waren Wunderwerke, wohl wahr. Aber in ihrem Innern war es dunkel und leer, und von außen waren sie letztlich nichts weiter als kolossale Steinhaufen. Gräber, monumentale Denkmäler für die Toten.
    Und auch dies war recht monumental: fast fünfzehn Meter lang, und das, obwohl die unteren Extremitäten des Pharaos fehlten. Bloß die Skulptur war nicht nur aufgrund der Größe beeindruckend, sondern vor allem wegen der künstlerischen

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