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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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recht erinnerte, hatte die Gegend einen ziemlich schlechten Ruf.
    Butrus nickte. „Ich weiß schon - du sollst ein sehr kluger Mann sein. Bald bringen wir dich an einen Ort, wo du zeigen darfst, ob du nicht nur klug, sondern auch vernünftig bist und tust, was wir dir sagen.“
    „Ah, ich soll etwas tun“, stellte Miles fest.
    Butrus hob die Schultern. „Vielleicht tust du es, vielleicht auch nicht. Vielleicht bist du unvernünftig und weigerst dich. Ich fände das gut, denn einen Ingleezi habe ich noch nie gefoltert, und ich lerne auch immer gern dazu.“
    „Ein Mann mit Ambitionen“, sinnierte Miles. „Sehr löblich.“
    Ihm war mal gesagt worden, dass Araber weder Ironie noch Sarkasmus verstanden. Ob dies auch bei Butrus der Fall war, vermochte er nicht zu sagen.
    Denn der zuckte nur seine massigen Schultern und meinte: „Bald kommen wir an einen Ort, wo einige Faranzah auf dich warten. Die haben was zu lesen für dich.“
    Faranzah. Nicht Farandjah - das arabische Wort für Franken, womit alle Europäer gemeint waren. Faranzah meinte ausschließlich Franzosen.
    „Etwas in der alten Schrift“, fuhr Butrus fort. „Ein Papyrus.“
    „Hmmmm“, machte Miles. Mehr wagte er nicht zu sagen, bevor er sich nicht wieder etwas gesammelt hatte. Das musste ein Witz sein. Das konnte nur ein Witz sein. Das Problem war nur, dass Butrus keine Witze machte.
    Noxley hatte erwähnt, dass er gewisse Schwierigkeiten mit den Franzosen und ihren Agenten hatte. Auch Belzoni wusste von einigen unerfreulichen Begegnungen zu berichten.
    Dies ging jedoch etwas über die üblichen Rivalitäten hinaus. Oder glaubten die Franzosen etwa, dass er - dass irgendjemand -ein Papyrus lesen konnte?
    Butrus musste da was falsch verstanden haben.
    Vorsichtig meinte Miles: „Ohne meine Aufzeichnungen dürfte das schwierig werden.“
    „Wenn ich dich foltere, wird dir bestimmt einfallen, was in deinen Aufzeichnungen steht. Willst du wissen, wie ich dich foltern werde?“
    Miles erwog, ob es nicht doch möglich wäre, jemanden mit einem Holzlöffel umzubringen, denn ganz ohne Frage musste er etwas unternehmen, und das so rasch wie möglich ...
    Aber da fing auf einmal das Geschrei an.
    Er hörte schwere, eilige Schritte an Deck und klirrende Waffen. Butrus sprang auf, als jäh die Tür aufflog. Just in diesem Augenblick schlingerte das Boot, und Butrus fiel hintenüber. Ein Mann stürmte in die Kabine, gefolgt von einem weiteren Mann. Bevor die Laterne erlosch, sah Miles noch eine Klinge aufschimmern und einen der beiden Männer auf sich zukommen. Er streckte seine Beine, spannte die Kette, und der Mann stürzte darüber. Ein Säbel wurde erhoben und fuhr sirrend herab. Ein Schrei erklang und verstummte jäh. Miles sah noch, wie die blitzende Klinge durch die Luft hieb; dann sah er nichts mehr.

8. KAPITEL
    Der Säbel hieb dicht neben ihm in die Matratze und sauste wieder empor. Im selben Moment ging ein Beben durch das Boot, und der Angreifer taumelte. Was danach geschah, konnte Miles nicht sehen, doch er hörte es klirren, dann einen Schrei, der jäh verstummte, ein Grunzen. Jemand stürzte zu Boden - oder stürzten gar beide? In der Kabine wurde es totenstill, während an Deck weiter gekämpft wurde.
    Er tastete im Dunklen nach einer Waffe und fand ein Messer. Vorsichtig stand er auf und versuchte so wenig wie möglich mit seinen Fußfesseln zu rasseln und über niemanden zu stolpern.
    Fast war er bei der Tür angelangt, als das Boot erneut heftig erbebte. Miles stolperte und knallte mit dem Kopf gegen die Tür. Draußen barst stöhnend und splitternd der hölzerne Rumpf - sie waren auf Grund gelaufen.
    Das Geschrei an Deck verstummte. Ein paar leise Stimmen, keine klang bekannt, die sich auf Arabisch unterhielten. Platschen. Dann keine Stimmen mehr. Er wartete noch einen Augenblick, um sicher zu sein, denn er glaubte, dumpfe Schritte zu hören, aber das konnte auch das berstende Boot sein.
    Er wagte sich hinaus und fand das sich neigende Deck fast verlassen vor. Zwei Gestalten in einem an das Boot gebundenen Dinghi konnte er erkennen. Nur die beiden - sonst niemanden, der sich noch regte.
    Das kleine Beiboot war seine einzige Chance, lebend an Land zu kommen. Schwimmen konnte er nicht, da die Ketten ihn hinabziehen würden. Auf Hilfe zu warten wäre töricht. Die Menschen in dieser Gegend galten nicht gerade als hilfsbereit. Wahrscheinlich steckten sie mit den Entführern unter einer Decke. Das Boot war gewiss von einer rivalisierenden

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