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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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war, starrte Melissa, die Hände im Schoß, zum Fenster hinaus, zweifellos dankbar für die Aussicht.
    »Ich bin froh, daß Sie zur Hochzeit gekommen sind«, sagte Bridget. »Es hat Ihrem Vater viel bedeutet.«
    Melissa nickte.
    »Ich kann mir vorstellen, daß es nicht leicht war.«
    »Matt war nett«, sagte Melissa, und Bridget wurde leichter. Die Bemerkung war mehr als nur eine höfliche Floskel. Ein Riß in der Mauer vielleicht.
    »Dann haben Sie offenbar eine Menge Verständnis für fünfzehnjährige Jungs«, sagte Bridget. »Die können ganz schön – na ja, Sie wissen schon. Die können manchmal ganz schön nervig sein.«
    »Nein«, entgegnete Melissa. »Er war nett. Wir haben uns ein bißchen unterhalten.«
    Bridget verkniff es sich zu fragen: Worüber?, auch wenn sie viel dafür gegeben hätte, es zu erfahren. »Sie sollten uns einmal besuchen.« Bridget wußte, daß das ein riskanter Vorschlag war.
    Melissa schaute weg. Eine glühende Treue zur Mutter, an der, das wußte Bridget, nicht zu rütteln war. Eine Haltung, die man nur bewundern konnte.
    »Vielleicht«, sagte Melissa. Sie ließ die Tür offen, ohne sich festzulegen.
    Es war genug, dachte Bridget. Es war sogar eine ganze Menge.
    Danach stellte Bridget Fragen und Melissa antwortete höflich, stellte einmal sogar selbst eine Frage, was Bridget überraschte. »Wie geht es Ihnen?« fragte sie.
    Bridget dachte eine Minute nach. Sie trank einen Schluck Kaffee. Sie beschloß, Melissa die Wahrheit zu sagen, ohne Beschönigung.
    Sie habe Angst vor den Tentakeln des Krebses, sagte sie. Die Gefahr, daß es zu einem Rezidiv komme, wie der Fachausdruck für einen Rückfall laute, liege bei fünfzig Prozent. Sollte der Krebs wieder auftreten, dann wahrscheinlich in den Knochen, im Gehirn oder in der Leber. Sie hoffe durchzuhalten, bis Matt so alt sei wie Melissa heute. Sie habe Gott einen Pakt angeboten: Laß mich Matt begleiten, bis er zwanzig ist, danach kannst du mit mir verfahren, wie du willst. Von einer »Heilung« könne im Grund nie gesprochen werden. Man müsse sich selbst, brutal gesprochen, als ständige Baustelle sehen.
    Das alles sagte sie zu Melissa, die über manches erschrocken schien, aber mit Anteilnahme zuhörte. Sie war, dachte Bridget, die ideale Zuhörerin. Eine Frau, die interessiert war, aber im wesentlichen distanziert blieb. Die Fremde im Flugzeug, der man alles gestand.
    »Die Antwort, die Sie gestern abend beim Essen gegeben haben, als von den Arabern im Flugzeug die Rede war«, sagte Bridget, »die fand ich am besten von allen.«
    Melissa neigte den Kopf. Sie würde wissen, dachte Bridget, daß sie ehrlich war, daß sie nicht schmeicheln wollte, daß man von einer Frau, die gestanden hatte, vor der Wiederkehr des Krebses Angst zu haben, die Wahrheit erwarten konnte.
    Bridget spürte die Sonne heiß auf ihrem Rücken, als sie den Wagen bepackte. Matt und Brian schleppten Koffer und Kleidersäcke und Geschenke zum Kofferraum des Van. (Geschenke! Damit hatte Bridget nicht gerechnet.) Als Bill in den Speisesaal gekommen war, wo sie mit Melissa saß, hatte sie ihm gesagt (um gleich zu vermeiden, daß Bill, ihr neuer Ehemann, der an diesem Wochenende entschieden labil war, von neuem aus den Fugen geriet), daß er mit Melissa zusammen zurückfahren sollte, damit seine Tochter die lange Fahrt nicht allein machen mußte. Sie selbst würde mit Matt und Brian fahren. Sie hatte nach Nora gesucht, um ihr zu danken, aber kein Glück gehabt. In ihren Privaträumen wollte sie sie nicht stören. Nora mußte ab und zu auch mal schlafen.
    Bridget würde ihr einen langen Brief schreiben, wenn sie wieder zu Hause war.
    »Und sie waren glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.«
    Bridget drehte sich um und sah Rob und Josh mit identischen Kleidersäcken über der Schulter.
    »Wo ist der frischgebackene Ehemann?« fragte Rob.
    »Wir trennen uns«, antwortete Bridget.
    »So bald schon«, klagte Rob, über den Scherz lächelnd.
    Bridget umarmte ihn. »Danke, daß du gekommen bist.«
    »Nicht um alles in der Welt hätte ich das versäumen mögen.«
    »Ein langes, glückliches Leben.« Josh nahm Bridget in den Arm und drückte sie kurz wie ein Bekannter, der vielleicht bald ein guter Freund sein würde.
    »Ich rufe dich nächste Woche an«, sagte Rob. »Nach einer angemessenen Zeit ehelicher Glückseligkeit.«
    »Bist du länger in Boston?«
    »Zwanzig Tage. Zähle sie.«
    »Und Sie fliegen nach London?« sagte Bridget, das Wort an Josh richtend.
    »In

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