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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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würden die Prüfungen beginnen, in zwei Wochen würden sie alle abfahren. Bill zu seinen Eltern in Albany, Bridget heim nach Foxboro. Es konnte Wochen dauern, ehe sie Bill wiedersah, und wenn er es wirklich schaffte, sie zu besuchen, würden ihre Eltern sie nicht aus den Augen lassen. Im September würde Bill mit dem Studium anfangen.
    Bridget wußte noch, daß getuschelt wurde, Nora und Harrison hätten sich in der Küche geküßt. Und recht so , hatte sie damals gedacht und mit einem Schlag gewußt, daß es stimmte, daß Nora und Harrison zueinander paßten, viel besser als Nora und Stephen. Diese Beziehung hatte Bridget von Anfang an nicht verstanden. Und noch etwas hatte sie an diesem Abend erkannt: daß Harrison die ganze Zeit auf Nora gewartet hatte.
    Bridgets Bedürfnisse waren jetzt schlichter Art. Sie wollte am Leben bleiben, bis Matt mit dem Studium fertig war. Danach würde sie eben darauf vertrauen müssen, daß er auf eigenen Füßen stehen konnte. Sie wußte, daß das viel verlangt war. Es sprach wenig dafür, daß sie es auch nur bis zum High-School-Abschluß ihres Sohnes schaffen würde.
    Die Zeit reichte nicht. Ihr Tod würde Matt erst einmal aus der Bahn werfen. Sie hoffte, Bill würde so vernünftig sein, ihn nach der High-School ein Jahr lang zu Hause zu behalten und den Studienanfang entsprechend hinauszuschieben. Er mußte dafür sorgen, daß der Junge eine Arbeit annahm, von der er jeden Abend nach Hause kam, er mußte sehr viel mit ihm reden. Sie würde das mit Bill besprechen, sobald sie das Gefühl hatte, daß er bereit war, es sich anzuhören. In einem Jahr vielleicht, wenn alles gut ging.
    Bridget hörte den Speisenaufzug kommen. Die blonde Frau brachte ihr das Frühstück. Auf dem Tablett stand Müsli, aber das war längst nicht alles. Eier mit knusprig gebratenem Schinken waren da, ein duftiges Brioche mit Butter, ein Schälchen Beeren und ein Krug Sahne dazu, Kaffee in einer silbernen Kanne.
    Köstlichkeiten für eine Braut.
    Bridget lachte und fragte die Frau nach ihrem Namen. Sie sagte nicht, wie sie das sonst vielleicht getan hätte, »Das kann ich nie im Leben aufessen«, weil sie wußte, daß sie es aufessen würde. Bis auf den letzten Bissen.
    Sie nahm Bewegung an der Tür wahr und schaute auf. Das junge Mädchen, das ihren Blick erwiderte, verschränkte instinktiv die Arme über der Brust. Es sagte, fand Bridget, einiges über Melissas Charakter, daß sie sich nicht einfach umdrehte und davonging. Sie war vermutlich heruntergekommen, um rasch noch etwas zu essen und dann abzufahren, bevor das Brautpaar wach war.
    Wie hübsch sie war, selbst in ihrer Verlegenheit. Sie trug ein anliegendes weißes T-Shirt mit U-Bootausschnitt, das ihren schlanken Wuchs betonte, und dazu eine schmale Jeans. Um den Hals hatte sie ein dünnes silbernes Kettchen.
    Bridget stand halb auf und rief ihren Namen.
    Widerstrebend wandte sich Melissa ihr zu.
    »Setzen Sie sich zu mir?« fragte Bridget.
    Wohlerzogen kam das junge Mädchen an den Tisch, vermied aber den Blickkontakt. Langsam, mit einer gewissen Sicherheit des Auftretens, ließ sie die Arme sinken und setzte sich Bridget gegenüber auf den Stuhl. »Wo ist mein Vater?« fragte sie.
    »Er schläft noch«, antwortete Bridget.
    »Oh. Ich habe eigentlich gar keinen Hunger.«
    »Sie haben eine lange Fahrt vor sich«, sagte Bridget.
    Melissa zuckte mit den Schultern.
    (Alte Leute fanden ja jede Fahrt zu lang.)
    »Später gibt es ein Frühstücksbuffet«, erklärte Bridget, »aber Sie können auch à la carte bestellen. Ich bin üppig versorgt worden, wie Sie sehen.« Bridget schaute zu den Speisen hinunter, die vor ihr standen. Melissa würde sie für gefräßig halten. »Ich habe Müsli bestellt und bekam das alles.«
    Melissa nickte.
    »Haben Sie gut geschlafen?« fragte Bridget.
    »Ganz okay.« Melissa spielte mit dem Besteck.
    »Wie war’s beim Pool?«
    Melissa schien nicht zu verstehen.
    »Beim Billard«, sagte Bridget.
    »Ach so, Pool«, sagte Melissa. »Nett. Brian hat uns alle geschlagen.«
    Keine Fragen mehr, befahl sich Bridget, solange Melissa nicht von selbst etwas sagte oder fragte.
    Judy kam an den Tisch, um Melissas Bestellung entgegenzunehmen. Sie reichte Melissa eine Karte und blieb in abwartender Haltung stehen, doch Bridget bezweifelte, daß Melissa mehr als die erste Zeile lesen würde. »Haferflocken«, sagte sie nervös. »Und Tee bitte.«
    »Wir haben Earl Grey und –«
    »Earl Grey«, sagte Melissa hastig.
    Als Judy gegangen

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