Eine Hochzeit zum verlieben
du meinen Ratschlag eigentlich angenommen?“
Verwirrt über den abrupten Themenwechsel, sah Gabriella ihn an. Sie wusste beim besten Willen nicht, worauf die Frage abzielte.
„Hast du deine Mutter jemals gefragt, wozu sie die einhunderttausend Pfund von meinem Vater gebraucht hat?“
Gabriella wusste, dass er ihr mit diesem Thema wehtun wollte. „Ja, allerdings“, sagte sie.
„Und?“, hakte Rufus nach.
Aber sie hatte ihrer Mutter versprochen, niemals jemand anderem davon zu erzählen. Heather hatte James von den Spielschulden erzählt, die Gabriellas Vater ihr hinterlassen hatte. Aber ansonsten hatte sie diesen dunklen Punkt in der Vergangenheit der Familie Benito geheim gehalten.
„Und es geht dich gar nichts an!“, entgegnete Gabriella nachdrücklich.
„Richtig“, räumte er verärgert ein. „Also, wie viel hast du meinem Vater zum Zeitpunkt seines Todes geschuldet? Mehr oder weniger als das, was er deiner Mutter damals gegeben hat?“
Gabriella erblasste. Demnach war Rufus ihre unwillkürliche Reaktion auf diesen Teil des Testaments nicht entgangen, und er hatte seine eigenen Schlüsse daraus gezogen. Was sie nicht wunderte. Er war viel zu scharfsinnig und intelligent, um den Grund für ihr bestürztes Stöhnen nicht zu erraten.
„Weniger.“ Es machte keinen Sinn, zu leugnen. Ein Anruf bei David Brewster hätte Rufus gereicht, um alle Einzelheiten des Vertrages zu erfahren, den Gabriella und James vor einem Jahr unterzeichnet hatten. „Viel weniger.“
Bis zu diesem Moment hatte Rufus wirklich gehofft, dass sich seine Vermutung als unzutreffend erweisen würde. Es hätte ihm gefallen, wenn Gabriella seinen Vater nicht derart ausgenutzt hätte wie ihre Mutter. Aber er hätte es besser wissen müssen!
„Und würdest du mir vielleicht verraten, aus welchem Grund dir Toby inzwischen noch verhasster ist, als ich es bin?“
Nein, das wollte sie nicht. James hatte von Tobys sexuellem Übergriff erfahren und deshalb sein Testament zwei Monate vor seinem Tod geändert. Aber das bedeutete nicht, dass Rufus diese Information zustand. Außerdem hätte er ihr vermutlich unterstellt, Toby ermuntert zu haben. „Das ist für dich geradezu unglaublich, nicht wahr?“, erwiderte sie daher nur.
Er lachte bitter. „In etwa so unglaublich wie deine frühere Behauptung, dass du nicht wegen des Geldes an mei nem Vater oder mir interessiert wärst.“
Mit einem tiefen Seufzen schüttelte sie den Kopf. „Das hat alles einfach keinen Sinn.“
„Im Gegenteil.“ Rufus ging um seinen Schreibtisch und setzte sich. „Immerhin wäre es eine Ehe – zum Glück von kurzer Dauer –, die nicht auf Illusionen basiert.“
„Und das auf beiden Seiten!“, bekräftigte sie nachdrücklich.
Er nickte. „Auf beiden Seiten.“
Aber Gabriella bezweifelte ernsthaft, dass sie die Charade durchstehen würden. „Was ist mit Holly?“
„Was soll mit ihr sein?“
„Was meinst du wohl, wie es ihr gefallen wird, eine Stiefmutter zu haben? Wenn auch nur für sechs Monate.“
„Die Rolle stünde dir kaum zu.“
„Vom Gesetz her …“
„Halte dich von meiner Tochter fern“, warnte Rufus leise.
Was unterstellte er ihr nun schon wieder? „Und wie soll ich das anstellen, wenn wir alle zusammen unter einem Dach in Gresham House leben?“
„Ich schlage vor, dass du einen Weg findest“, riet er unerbittlich. „Je weniger Kontakt Holly mit einer geldgierigen Intrigantin wie dir hat, umso besser.“
Nun beschränkte er sich nicht länger darauf, Gabriella durch seine Sticheleien ein wenig zu verletzen, nun versuchte er, sie regelrecht bluten zu lassen.
Instinktiv, mit glitzernden Augen, fauchte sie: „Das wirst du noch bereuen!“
„Das tue ich jetzt schon“, murrte er leise. „Aber du wirst mir sicher zustimmen, dass wir beide letztlich keine andere Wahl haben, als uns auf diese Scheinehe einzulassen. Oder?“
Weil er Gresham’s nicht an einen Mann wie Toby verlieren will, weil ich einem Mann wie Toby niemals finanziell verpflichtet sein will …
Als sie zögerte, verzog Rufus spöttisch den Mund. „Sag einfach nur Ja oder Nein zur Ehe“, drängte er.
Gabriella fühlte sich wie ein Kaninchen, das vom Scheinwerferlicht hypnotisiert ist, und holte tief Luft. „Ja!“, sagte sie dann gepresst. „Wir wissen beide, dass meine Antwort Ja lauten muss“, fügte sie hinzu.
Sechs Monate. Länger brauchte sie es nicht mit ihm auszuhalten. Das musste doch möglich sein.
„Und so muss meine Antwort auch
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