Eine Hochzeit zum verlieben
hatte. Keine dieser Beziehungen hielt lange, aber sicher hatten sie die flüchtige Begegnung mit einer übereifrigen Achtzehnjährigen in Vergessenheit geraten lassen.
Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Ich glaube, man nennt das selektives Gedächtnis.“
„Mag sein. Dabei fragt sich nur, wessen Gedächtnis hier selektiv ist.“
Gabriella schwieg. Sie hätte es inzwischen besser wissen müssen und sich nicht auf eine Diskussion mit Rufus einlassen dürfen.
Er seufzte. „Ich dachte, du solltest dir mal das Restaurant ansehen, das zu Gabriella’s werden soll“, erklärte er ungehalten und dachte dabei, dass künftig nicht gerade entspannte Arbeitsbedingungen herrschen würden, wenn Gabriella zwei Stockwerke unter seinem Büro werkte.
Mit großen Augen sah sie ihn an: „Denkst du etwa im Ernst daran, die Testamentsbedingungen zu erfüllen?“
„Du nicht?“, konterte er sarkastisch, und als er sie leicht am Ellbogen nahm, um sie über die Straße zu seinem Wagen zu führen, folgte sie ihm anstandslos.
Rufus war felsenfest überzeugt, dass Gabriella sich auf keinen Fall die Chance auf die fünfundzwanzig Millionen Pfund entgehen lassen würde. Sie gab sich nur unnahbar. Oder vielleicht hoffte sie, ein anderes Abkommen mit ihm treffen zu können, da Geld ihn nicht interessierte.
Bei diesem Verdacht verzog er verächtlich den Mund, ließ Gabriella los und achtete sorgsam darauf, sie nicht mehr zu berühren, während er den Wagen aufschloss.
Nachdem beide eingestiegen waren und schweigend zu Gresham’s fuhren, horchte Gabriella in sich hinein und versuchte zu ergründen, ob sie mit dem Gedanken spielte, Rufus zu heiraten.
Die spontane Antwort lautete Nein.
Nach einigem Nachdenken kam ihr jedoch ein Vielleicht in den Sinn.
Mit Rufus verheiratet zu sein, hätte ihr gerade noch gefehlt. Doch noch weniger akzeptabel erschien ihr die Alternative: dass Toby alles erbte, einschließlich ihrer Schulden von dreißigtausend Pfund, die sie nicht auf einmal zurückzahlen konnte und die er als abartiges Individuum auf andere Weise einzutreiben versuchen würde.
„Du scheinst ja sehr angestrengt zu überlegen“, spottete Rufus, als sich ihr Schweigen ausdehnte.
Allerdings.
Sie war überzeugt, dass es sich als Albtraum erweisen würde, selbst kurzfristig mit ihm verheiratet zu sein. Rufus würde jede Gelegenheit nutzen, um ihr das Leben zur Hölle zu machen. Und eine Einwilligung sähe er als Beweis dafür an, dass sie eine Erbschleicherin war.
Aber die einzige Alternative zu dieser lieblosen Ehe mit Rufus, deren Ende zumindest vorherbestimmt wäre, bedeutete, Toby gegenüber auf unbestimmte Zeit verpflichtet zu sein.
„Ich denke wirklich darüber nach“, gestand Gabriella.
„Das dachte ich mir.“
„Nicht aus dem Grund, den du vermutest“, konterte sie ungehalten.
Er hob die Augenbrauen. „Ach nein?“
Sie bemühte sich gar nicht erst, sich zu rechtfertigen. Was hatte es für einen Sinn? Rufus genoss es ganz offensichtlich, das Schlimmste von ihr zu denken, und davon konnte sie ihn nicht abbringen.
Ich habe ganz vergessen, wie schön es im Gresham’s ist, dachte Gabriella, als ein schwarz livrierter Portier ihnen die Tür öffnete. Mit seinen exotischen Düften und exklusiven Waren bot das Kaufhaus ein wahres Fest für die Sinne. Geschultes Verkaufspersonal bediente zuvorkommend die Kunden in den verschiedenen Abteilungen, die von Lebensmitteln über exklusive Designermode bis hin zu Möbeln und Musikinstrumenten reichten.
Mi leuchtenden Augen blickte Gabriella sich um, während sie Rufus im Erdgeschoss zu dem Lift an der Rückseite folgte, der der Geschäftsleitung vorbehalten war.
Einen Moment lang malte sie sich selbstvergessen aus, ein Restaurant in diesem vornehmen Geschäft zu eröffnen. Doch dann fiel ihr schlagartig wieder ein, aus welchem Grund Rufus und sie hierhergekommen waren.
Kühl erklärte sie: „Ich muss dir ja wohl nicht erst sagen, wie ausgezeichnet dieses Kaufhaus ist oder wie gut du es führst.“
Er sah sie an. „Weißt du, deine Berufswahl hat mich immer überrascht.“
„Wieso das denn?“
„Na ja, hier hätte das Restaurant natürlich dieselben Öffnungszeiten wie das Kaufhaus, aber für gewöhnlich bedeutet die Gastronomie unchristlich viele Arbeitsstunden.“
„Ja und? Worauf willst du hinaus?“
Natürlich wollte er damit sagen, wie sehr ihn die Bereitschaft zu harter Arbeit bei einer Frau wie ihr wunderte, die es nur darauf abgesehen hatte, sich
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