Eine Hochzeit zum verlieben
verabschiedete er sich von dem Anwalt und der Sekretärin und zog Gabriella mit festem Griff zu seinem Wagen, ohne der Presse auch nur eine einzige Antwort zu geben.
Aber zu überhören waren die lästigen Fragen der Journalisten nicht.
„Wie lange sind Sie und Miss Benito schon liiert?“
„Wohin geht die Hochzeitsreise?“
„Wusste Ihr Vater von den Hochzeitsplänen?“
„Miss Benito, sind Sie …?“
„Ihr Name lautet jetzt Gresham“, erklärte Rufus knapp, während er Gabriella kurzerhand auf den Beifahrersitz verfrachtete. Dann setzte er sich hastig ans Steuer und versuchte mit grimmiger Miene, sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen, das rings um den Wagen herrschte.
„Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an!“, protestierte Gabriella, als er ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. „Als ob ich irgendjemandem erzählt hätte, dass wir heiraten!“
Aber wer sonst hatte es durchsickern lassen? An David Brewsters Diskretion gab es keinen Zweifel, genau wie an der seiner Sekretärin. Und Rufus hatte die Presse ganz gewiss nicht auf den Plan gerufen.
„Toby!“, rief er und kam damit zu demselben Schluss wie Gabriella.
Ja, es musste Toby gewesen sein, der ihnen die Reporter auf den Hals gehetzt hatte. Das passte genau zu seinem makabren Sinn für Humor.
„Woher wusste er, dass wir heute heiraten?“, wollte Rufus wissen, nachdem er endlich den Reportern entkommen war und sich in den Straßenverkehr einreihte.
„Ich kann dir nur versichern, dass ich es ihm nicht verraten habe“, entgegnete Gabriella nachdrücklich. Sie war noch immer überrascht und verwirrt, weil er sie so stürmisch geküsst hatte.
„So viel also zu dem Vorhaben, uns bedeckt zu halten“, murrte Rufus. „Ich kann mir die Schlagzeilen schon lebhaft vorstellen. ‚Gresham-Erben heiraten! Die Braut trägt Creme‘.“
„Buttermilch“, korrigierte sie trocken. So hatte die Verkäuferin die Farbe des Kleides bezeichnet. Auch wenn es sich nur um eine Scheinehe handelte, wollte Gabriella zumindest ein neues Kleid tragen.
„Wie soll ich das wissen? Für mich sieht es aus wie Creme.“
Rufus sah in der Kombination aus dunkelgrauem Anzug, weißem Hemd und hellgrauer Krawatte ganz so aus, als wäre er gerade aus dem Büro gekommen. Dass dieser Eindruck nicht täuschte, hatte Gabriella erst im Standesamt erfahren. Deshalb war sie froh, nicht auch noch mit einem Brautstrauß erschienen zu sein, obwohl sie mit dem Gedanken gespielt hatte.
Hölzern sagte sie: „Setz mich einfach am Bahnhof ab. Ich nehme den Zug nach Gresham House.“ Eine ruhige Fahrt, getrennt von Rufus, kam ihr gerade recht, um sich zu sammeln.
Sie hatte nicht erwartet, dass die Trauung sie so stark berühren würde, sondern sie für eine bloße Formalität gehalten, die es hinter sich zu bringen galt. Als Rufus die Vorbereitungen getroffen hatte, war ihr alles so sachlich, nüchtern und berechnet erschienen. Beinahe wie ein Be such beim Zahnarzt.
Doch nun dachte Gabriella betrübt daran, dass es nicht die Art von Vermählung war, die ihre Mutter sich immer für sie erträumt hatte. Und die Vorstellung, dass Heather zu einer richtigen Hochzeit – sollte denn jemals eine stattfinden – nicht kommen konnte, trieb ihr die Tränen ins Gesicht.
Rufus warf Gabriella einen Seitenblick zu. Waren das etwa Tränen, die er in den dunkelblauen Tiefen ihrer Augen schimmern sah?
Nein, entschied er nach einem zweiten Blick. Eher ein triumphierendes Glitzern. Denn sie würde nicht nur die Hälfte des Gresham-Vermögens erben, sondern er war darüber hinaus gezwungen worden, sie zu heiraten.
In der Tat eine angemessene Rache für seinen Fehler vor fünf Jahren!
Er konzentrierte sich wieder auf die Straße und umfasste das Lenkrad fester. „Ich dachte, wir könnten zur Feier des Tages einen Drink nehmen, bevor wir uns trennen.“ Der gleichförmige Klang seiner Stimme verriet nichts von seinem Zorn über die unerträgliche Situation.
Nicht, dass er nicht versucht hatte, sich aus der Affäre zu ziehen. Er hatte sich mit seinem Anwalt beraten, der sich wiederum mit David Brewster in Verbindung gesetzt und erfahren hatte, dass James’ Testament tadellos aufgesetzt und somit unanfechtbar war.
Dass Rufus gezwungen worden war, Gabriella zur Frau zu nehmen, hieß aber noch lange nicht, dass sie nun in jeder Beziehung ihren Kopf durchsetzen konnte.
„Einen Drink? Hast du denn Zeit dafür?“, fragte sie sarkastisch.
Was hatte sie denn erwartet? Dass er sich den ganzen Tag
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