Eine Hochzeit zum verlieben
Augen und Mund, die vor acht Tagen nicht so ausgeprägt gewesen waren.
„Gestern war die Beerdigung. Ich bin geblieben, solange ich konnte, aber die Trauer seiner Witwe war einfach zu … Er hatte zwei Kinder, und sie können nicht verstehen, warum … Ich konnte es nicht erwarten, dem allen zu entfliehen“, gab er zu, während er ihre Unterlippe streichelte. „Ich habe dringend gebraucht, was du mir letzte Nacht gegeben hast. Kannst du das verstehen?“
Sein Vater, ihr geliebter Stiefvater, war erst vor sieben Wochen gestorben, und der Verlust war für Rufus mindestens so schmerzlich wie für sie. Es musste furchtbar sein, sich nach so kurzer Zeit erneut dem Trauma des Todes zu stellen, diesmal eines offenbar viel jüngeren Mannes und engen Freundes.
„Es tut mir sehr leid“, flüsterte Gabriella.
Erst jetzt erkannte Rufus, wie sehr er sie vermisst hatte – so sehr, dass er das nächste Flugzeug zu ihr genommen hatte, sobald seine Anwesenheit in New York nicht mehr unbedingt erforderlich gewesen war. Was immer die Gründe für ihre Heirat sein mochten, diese Frau wurde mehr und mehr zu einem wichtigen Bestandteil seines Lebens. Und er wusste nicht, ob er nach Ablauf der sechs Monate auf sie verzichten konnte – wie immer ihre Beziehung zu Toby auch aussehen mochte, was es schleunigst zu ergründen galt.
Abrupt stand er auf und schob die Hände in die Jeanstaschen. „Komm nach unten und frühstücke mit mir“, verlangte er ruppig.
Sie blinzelte verwundert über den plötzlichen Stimmungswandel. Einige wenige Minuten hatte er ihr einen Teil seines Privatlebens, seiner Gefühle anvertraut – in seinen Augen vermutlich eine Entgleisung, die er bereits bereute.
Sie nickte. „Ich komme, sobald ich die Gelegenheit hatte, mich anzuziehen.“
„Oh. Okay.“ Rufus machte auf dem Absatz kehrt, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Gabriella sank zurück in die Kissen und starrte an die Decke. Die Tage ohne Rufus waren ihr unendlich lang erschienen. Beinahe stündlich hatte sie sich seine Rückkehr aus New York ersehnt, obwohl sie davon ausging, dass die angespannte Atmosphäre, die Toby mit seinen Lügen noch verschärft hatte, weiterhin bestehen würde.
Dass Rufus in ihr Bett gekommen war, dass er ihre Nähe und Wärme gesucht hatte und sie einander so ungehemmt geliebt hatten, bewies ihr, wie sehr sie sich geirrt hatte. Wie groß sein Misstrauen auch sein mochte, auf körperlicher Ebene kommunizierten sie hervorragend miteinander.
Sie, weil sie ihn so innig liebte.
Er, weil er sie begehrte, was immer er auch sonst von ihr halten mochte.
„Isst du gar nichts?“, fragte Gabriella erstaunt, als sie zu Rufus in das kleine Esszimmer kam und nur eine Tasse Kaf fee vor ihm auf dem Tisch stehen sah.
Er verzog das Gesicht. „Meine innere Uhr ist noch ganz durcheinander. Außerdem habe ich vorhin mit Holly eine Scheibe Toast gegessen, bevor sie zur Schule gegangen ist.“
Mit einer Tasse Kaffee und einem Croissant setzte Gabriella sich an den Tisch. Niedergeschlagen sagte sie: „Sie war bestimmt sehr froh, dich zu sehen.“
Er nickte. „Wenn auch nur, um sich zu beschweren, was für eine tyrannische und unerträgliche Stiefmutter ich ihr beschert habe!“
Unsicher sah sie zu ihm. Dass er lächelte, beruhigte sie ein wenig. „Nachdem du weg warst, hat Holly zwei Tage lang in ihrem Zimmer gegessen. Dann habe ich ihr gesagt, dass ich das Personal angewiesen habe, ihr keine Mahlzeiten mehr nach oben zu bringen, und dass sie künftig runterkommen muss, wenn sie etwas essen will. Es hat einen Tag Hungerstreik bedurft, bis sie begriffen hat, dass ich es ernst meine. Aber am Tag darauf ist sie brav zum Frühstück erschienen.“
Dieser Kampf war alles andere als angenehm gewesen, und selbst jetzt, nach über einer Woche, sprach Holly während der gemeinsamen Mahlzeiten kaum ein Wort mit Gabriella.
Rufus blickte Gabriella anerkennend an. Er verstand immer noch nicht, warum sie dieses Interesse an seiner Tochter zeigte, aber er war ihr dankbar dafür. Wie seltsam, für sie noch etwas anderes als unleugbares Verlangen zu empfinden.
„Sie war nicht gerade begeistert, dass ich deinen Rat befolgt und ihr kein Geschenk mitgebracht habe.“ Er verzog das Gesicht. „Sie meint, wir beide hätten uns gegen sie ‚zusammengerottet‘. Ich glaube, so hat sie es ausgedrückt.“
Bei dieser absurden Vorstellung lächelte Gabriella unwillkürlich. „Anscheinend weiß sie jedoch rein gar nichts über unsere
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