Eine Hochzeit zum verlieben
anderen Blatt.“
„Und das soll heißen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Immerhin warst du über eine Woche fort. Sicherlich hast du … Freunde , die dich sehen wollen.“
Seltsamerweise hatten sie nie darüber gesprochen, ob einer von beiden eine Beziehung unterhielt. In Gabriellas Leben gab es niemanden, aber Rufus’ Stadtwohnung deutete darauf hin, dass es bei ihm anders aussah.
In den vergangenen Tagen hatte sie viel darüber nachgedacht. Und war zu dem Schluss gekommen, dass er sehr wahrscheinlich eine Affäre hatte – oder sogar mehrere.
„Momentan sind da keine ‚Freunde‘“, versicherte Rufus, und dann fügte er sarkastisch hinzu: „Meine Ehefrau könnte etwas dagegen haben.“
„Und das würde dir sehr zu schaffen machen, nehme ich an“, konterte sie ebenso spöttisch.
Offenbar legte sie es wieder einmal auf einen Streit an. Doch ihm war nicht danach zumute. Zu deutlich erinnerte er sich an die zärtlichen Intimitäten in der vergangenen Nacht, und zu viele Fragen über Gabriella beschäftigten ihn.
Fragen, auf die er Antworten brauchte.
Aber nicht hier und nicht jetzt.
Er stand auf. „Ich muss jetzt diese Telefonate erledigen. Wir können heute Abend reden, wenn du das möchtest.“
Sie wusste nicht, was sie wollte. Denn diese stille, ja geradezu angenehme Seite, von der Rufus sich zeigte, verwirrte sie zutiefst.
In der letzten Nacht hatten sie wild und völlig ungehemmt miteinander geschlafen. Heute Morgen redete er mit ihr, als wäre ihm ihre Meinung wirklich wichtig. Und ihn schien tatsächlich zu interessieren, was sie während seiner Abwesenheit getan hatte.
In dieser Stimmung kannte sie ihn überhaupt nicht.
„Ach, übrigens …“ Rufus blieb in der Tür stehen und hielt den Stapel mit den Notizzetteln hoch. „Ich habe hier eine Nachricht von David Brewster. Ich soll mich bei ihm melden, sobald ich zurück in England bin. Hast du eine Ahnung, worum es geht?“
Gabriella erstarrte. Offensichtlich hatte David Brewster sich an Rufus gewandt, nachdem sie die Verzichtserklärung auf das gesamte Erbe – abgesehen vom Restaurant Gabriella’s – unterschrieben hatte.
„Ich habe keine Ahnung“, behauptete sie nach außen hin gelassen. Insgeheim dachte sie jedoch alarmiert, dass sie umgehend den Anwalt anrufen musste, bevor Rufus es tat.
Sie hatte die Erklärung als streng vertraulich aufgesetzt, vorläufig ging sie nur sie selbst etwas an. Doch sie wusste, dass David Brewster nicht glücklich damit war. Er hatte versucht, ihr den drastischen Schritt auszureden, und ihr nachdrücklich erklärt, dass es nicht James’ Wünschen entsprach.
Zugegeben, Brewster war eigentlich nicht ihr persönlicher Anwalt. Da er aber mit den seltsamen Testamentsklauseln und dem gesamten Vorgang bestens vertraut war, hatte Gabriella sich für ihn entschieden.
Ganz selbstverständlich war sie davon ausgegangen, dass er ihren Wunsch respektieren würde, die Erklärung vertraulich zu behandeln, bis sie sich entschloss, Rufus davon in Kenntnis zu setzen.
Aber welchen anderen Grund konnte es geben, dass sich der Anwalt mit Rufus in Verbindung setzen wollte?
9. KAPITEL
„Was hast du denn da?“, erkundigte sich Rufus, während er sich zu Holly aufs Bett setzte, um ihr eine gute Nacht zu wünschen.
Sie sah von dem Buch auf, in das sie vertieft gewesen war. „Ein Buch über Pferde. Gabriella hat es mir heute geschenkt. Weil ich ganz brav gewesen bin, als du weg warst, hat sie gesagt.“ Verlegen fügte sie hinzu: „Sie meint, ich soll erst mal nachlesen, wie man ein Pony versorgt, bevor ich dich bitte, mir eins zu kaufen.“
„Das hat sie getan?“
„Mm.“ Holly nickte. „Sie hat außerdem gesagt, dass sie als kleines Mädchen Reitunterricht hatte, als sie noch nicht hier gewohnt hat. Wenn ich will, kann sie Stunden für mich ausmachen – in dem Reitstall, in dem sie früher immer war.“
„Das hat sie getan?“, fragte Rufus erneut. Ihm war durchaus bewusst, dass er sich wiederholte, aber ihm fiel nichts anderes ein.
Dass Gabriella sich die Mühe gemacht hatte, ein Buch für Holly auszusuchen, war schon überraschend genug. Dass sie ihr auch noch Reitunterricht organisieren wollte, übertraf bei Weitem seine Erwartungen.
„Mm.“ Auch Holly wiederholte sich und nickte wiederum. „Natürlich will sie zuerst mit dir darüber reden“, erklärte sie hastig. „Darf ich Reitstunden nehmen, Daddy? Gabriella hat gesagt, dass sie mich für Sonntagmorgen anmeldet, wenn du Ja
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