Eine Idee macht noch keinen Roman
8.
Die Geschichte steht jetzt. Alles, was auch nur im entferntesten wichtig für die Handlung ist, wurde hier zumindest schon einmal angerissen. Was hier nicht drin ist, schafft es auch meistens nicht ins Buch. Und daran sollte man sich halten. Mehr dazu unten.
Diese Kurzform des Romans wird auch gerne mal dazu verwendet, um bei Verlagen für das Buch zu werben. Die Lektoren wollen das Ding schließlich nicht komplett lesen müssen, um zu wissen, worum es da geht. Dafür bekommen diese Leute jeden Tag viel zu viele Manuskripte ungefragt auf den Tisch. Dasselbe gilt für Drehbücher. Romane haben gerne mal 400 Seiten, Drehbücher gerne 150. Selbst wenn man das querliest, dauert es Stunden, sich so etwas durchzulesen. Fünfzehn Seiten, die die Handlung ordentlich zusammenfassen, sind hingegen eine ganz andere Nummer.
Ganz hilfreich sind bei dieser Phase verschiedene Methoden. Man kann das schlicht und ergreifend der Reihenfolge nach aufschreiben. Das hat den Vorteil, dass die Struktur sehr schnell klar wird, weil man sich nämlich Gedanken machen muss, was als Nächstes passiert.
Zettel und Stift sind für viele eher ungeeignet für diese Methode, es sei denn, man ist extrem konzentriert und methodisch bei der Sache und schreibt erst dann weiter, wenn man sicher ist, dass zwischen Kapitel 1 und Kapitel 2 nichts mehr passieren wird. Auf dem PC kann man die Reihenfolge der verschiedenen Szenen und Elemente recht schnell umstellen oder auch mal etwas hinzufügen, ohne das komplette Dokument noch einmal von vorne beginnen zu müssen. Dafür ist es im Vergleich mit der Papiervariante schnell unübersichtlicher.
Da ich persönlich in dieser Phase gerne mit Zetteln arbeite, weil ich auf dem PC irgendwann die Übersicht verliere, bin ich immer ganz gut mit der Karteikartenmethode gefahren.
Für jede Szene nimmt man eine Karteikarte und schreibt drauf, was passiert. Allein aufgrund des Platzes muss man sich jetzt schon mal konzentrieren. Haupt- und Nebenhandlungen kriegen vorzugsweise verschiedene Farben.
Diese Karten bzw. Szenen klebt man dann neben- und untereinander an eine Wand und kriegt so einen guten Überblick darüber, wie denn z.B. so die Mischung zwischen Haupt- und Nebenhandlung ist und und kann bei Bedarf die Reihenfolge relativ einfach ändern, überflüssiges raus nehmen oder neue Szenen dazu schreiben.
Wie auch immer man arbeitet: Während dieser Phase überlegt man sich, ob eine einzelne Szene, diese spezielle Nebenhandlung oder auch nur dieser eine Aspekt der Haupthandlung überhaupt wichtig für die Geschichte ist. Das ist bei Drehbüchern noch viel wichtiger als bei Büchern, aber allgemein gilt: Wenn man die Szene raus nimmt und die Geschichte funktioniert immer noch genauso gut, dann sollte man sich fragen, warum die Szene / der Handlungsstrang überhaupt drin ist.
Das klappt bei der Karteikartenmethode besonders gut, wenn man irgendwann eine dieser Karten in der Hand hat, nicht genau weiß, wo man sie hin kleben soll und feststellt, dass das ganze Gebilde auch so funktioniert.
Ganz brutal gesagt: Was die Handlung nicht weiter bringt, fliegt raus. Ganz häufig sind Szenen in Büchern oder Filmen zu finden, von denen zumindest ich denke, dass sie völlig überflüssig sind. Wahrscheinlich hat der Autor es jedoch nicht übers Herz gebracht, diese tolle Idee einfach auf den Müll zu werfen. Ein ganz tolles Beispiel hierfür – und ich liebe die Bücher – ist der fünfte Band von Harry Potter . Mal abgesehen davon, dass ich finde, dass das ganze Buch viel zu lang ist: Allein die Szenen zum Schluss, in denen Harry und Co. durch die verschiedenen Abteilungen für experimentelle Magie laufen sind zu viele, sie sind zu lang und wären überhaupt nicht notwendig gewesen, um zu zeigen, dass Harry und seine Freunde gerade mächtig in Gefahr schweben. Sie bringen die Geschichte in keiner Form weiter. Ich vermute einfach mal, dass in diesem Falle der Lektor / der Verlag bei Ms Rowling ein bis fünf Augen zugedrückt hat.
4) Idealerweise macht man das Ganze jetzt noch einmal und heraus kommt dann ungefähr der halbe Roman bzw. 30-50 DinA4 Seiten.
Jede Szene ist jetzt detailliert beschrieben worden, das Dokument strotzt nur so von Anmerkungen, die Dialoge, Szenenbeschreibungen oder auch schon mal ganze Textpassagen beinhalten.
Ob man Schritt 4) unbedingt machen muss, sei dahin gestellt. Es hilft aber ungemein, die eigenen Gedanken zu ordnen. Je öfter man diese Übung macht, desto seltener wird dieser
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