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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie?«
    »Ich weiß, Captain. Sie wurden vor fünfundvierzig Jahren als zweiter Sohn von Mr. und Mrs. Bertie Samsan geboren und auf den Namen Ihres Großvaters Lionel getauft«, sagte Mr. Black, während er seelenruhig sein Gepäck abstellte.
    Wieder zögerte der Captain. Irgendwie klang das wie die Einleitung zu einer Drohung, aber der Umstand, dass keine direkte Drohung folgte, machte die Situation aus irgendeinem Grund noch unangenehmer.
    »Trotzdem… für wen arbeiten Sie?«, stieß er schließlich hervor. »Ich wüsste gern, mit wem ich segeln soll.«
    Mr. Black richtete sich auf. »Wie Sie wünschen. Wir sind als die Hüter des Letzten Ausweges bekannt. Wir dienen der Krone. Genügt Ihnen das?«
    »Aber ich dachte, der König sei…« Der Captain stockte, weil er dieses schreckliche Wort nicht aussprechen wollte.
    »Der König ist tot, Captain Samsan, aber nicht die Krone. Sagen wir also, dass wir… einem höheren Ziel dienen. Und aus diesem Grund erhalten Ihre Männer das Vierfache der üblichen Heuer und zehn Guineen zusätzlich für jeden Tag, den wir über die übliche Reisezeit hinaus benötigen, um nach Port Mercia zu fahren, und noch einmal hundert Guineen für die Rückfahrt.
    Des Weiteren erhöhen sich die Chancen auf eine Beförderung für jeden Seemann und jeden Offizier an Bord dieses Schiffes.
    Natürlich dürfen auch Sie, Captain, eine Ihrem Rang angemessene höhere Entlohnung erwarten. Und da uns zu Ohren gekommen ist, dass Sie beabsichtigen, sich in Bälde zur Ruhe zu setzen, verspürt die Krone zweifelsohne das Bedürfnis, Ihnen auf traditionelle Weise ihre Dankbarkeit zu zeigen.«
    Hinter ihm räusperte sich Sir Geoffrey und sprach gleichzeitig: »Ähemmritterschlaghämm.«
    »Ich bin überzeugt, dass Mrs. Samson das gefallen würde«, sagte Mr. Black.
    Es war die reinste Folter. Captain Samson sah schon lebhaft vor sich, was passieren würde, wenn Mrs. Samson erfuhr, dass er die Chance vertan hatte, sie zu Lady Samson zu machen. Er wollte gar nicht genauer darüber nachdenken. Er starrte den Mann an, der sich Mr. Black nannte, und sagte leise: »Worum geht es? Soll etwas verhindert werden?«
    »Ja, Captain. Ein Krieg. Der Thronerbe muss innerhalb von neun Monaten nach dem Tod des Monarchen englischen Boden betreten. So steht es in der
Magna Charta
beziehungsweise im Kleingedruckten, das heißt im winzig klein Gedruckten. Die Barone wollten keinen zweiten Richard Löwenherz, verstehen Sie? Und nachdem nun bedauerlicherweise ein infizierter Kellner zum Geburtstag des Königs die Suppe aufgetragen hat, halten sich die zwei nächsten Erbfolger auch noch irgendwo an den Gestaden des Großen Südlichen Pelagischen Ozeans auf. Ich denke, das dürfte Ihnen bekannt sein, Captain.«
    »Ah, jetzt verstehe ich! Das ist also in diesen Kisten!«, sagte der Captain und zeigte darauf. »Englische Erde! Wenn wir ihn finden, setzt er seinen Fuß darauf, und dann rufen wir alle ›Hurra!‹.«
    Mr. Black lächelte.
    »Sehr gut, Captain! Ich bin beeindruckt! Aber leider wurde auch schon an diese Möglichkeit gedacht. Es gibt nämlich noch eine Unterklausel. Sie verlangt, dass der englische Boden fest mit England verbunden sein muss. Wir können die Thronfolge außerhalb von England erklären und den Mann nötigenfalls sogar krönen, aber trotzdem ist es erforderlich, dass er innerhalb des genannten Zeitraums nach England zurückkehrt, damit die Erklärung rechtsgültig wird.«
    »Nun, Mr. Black, ich dachte, ich wüsste alles über die Magna Charta, aber von solchen Klauseln habe ich noch nie gehört«, sagte Sir Geoffrey.
    »Richtig, Sir«, bestätigte der Hüter des Letzten Ausweges geduldig. »Das liegt daran, dass sie in der ratifizierten Version stehen. Sie glauben doch nicht, dass Barone, die kaum in der Lage waren, ihren Namen zu schreiben, ein vollständiges Kompendium vernünftiger Gesetze zusammenstellen konnten, auf deren Grundlage ein großes Land für den Rest der Geschichte regiert werden sollte! Ihre Berater hatten einen Monat später die komplette, praktikable Fassung der
Magna Charta
erstellt. Sie ist siebzigmal so umfangreich, aber sie ist narrensicher. Bedauerlicherweise besitzen die Franzosen eine Kopie davon.«
    »Warum?«, fragte der Captain. In diesem Moment hielt eine weitere Kutsche vor dem Landungssteg. Sie wirkte kostbar, und auf der Tür prangte ein Wappen.
    »Weil, Captain – wenn Sie Ihren Auftrag nicht erfolgreich zu Ende führen, sehr wahrscheinlich ein Franzose zum König von

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