Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
Vom Netzwerk:
handelt?«
    »Ein mystisches Verbrechen.«
    »Was zum Teufel meinen Sie mit ›mystisches Verbrecher‹?«
    »So etwas wie die Spielzeugmaus-Morde. Oder - lassen Sie es mich anders ausdrücken - jedes Verbrechen, das ein wenig Einfühlungsvermögen erfordert, weil es mit einem mystischen Gedanken, zum Beispiel mit Erlösung, zu tun hat.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    »Judy Mizener hat mich auch nicht verstanden. Warum sollten Sie mich also verstehen?«
    Er wechselte das Thema. »Der Detective, der Sie empfohlen hat ... wie hieß er nochmal?«
    »Hanks« antwortete ich.
    »Genau, Hanks. Er hat mir gleich gesagt, daß wir Probleme mit Ihnen kriegen würden.«
    »Ach, hat er das gesagt? Der arme Detective Hanks. Wußten Sie eigentlich, daß er mich anfangs auch für eine Verrückte gehalten hat? Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Ich weiß überhaupt nichts über Sie und Detective Hanks.«
    »Na ja, am Ende, als der Fall aufgeklärt war, hat er mich jedenfalls nicht mehr für eine Spinnerin gehalten. Detective Hanks war genau so ein großartiger Straßenpolizist, wie Sie einer sind. Er stand genau wie Sie mit beiden Beinen in diesem dreckigen Leben. Es war nur so: Er war zwar nach dieser grauenhaften Schießerei in einer Bar im East Village als erster Polizist am Tatort, und er hatte Zugang zum gesamten Beweismaterial, zu den Aussagen aller Augenzeugen; trotzdem erwies sich, als es dann schließlich hart auf hart ging, jedes Wort seines brillanten Berichts als falsch. Er behauptete, das Tatmotiv sei ein schiefgelaufenes Drogengeschäft. Die ganze Sache hatte überhaupt nichts mit Drogen zu tun. Er sagte, es sei A. Es stellte sich heraus, daß es B war. Er sagte C. Es stellte sich heraus, daß es D war. Er sagte Äpfel. Am Ende waren es Orangen. Er dachte, bei dem Mord wäre es um Geld gegangen. Es stellte sich heraus, daß es um eine weiße Katze ging. Verstehen Sie, Detective Rothwax?«
    »Eine weiße Katze? Nein, ich verstehe kein Wort.«
    »Wie wäre es mit einer ganzen Linie weißer Katzen?«
    »Fehlanzeige.«
    »Und eine ganze Linie weißer Katzen, deren Stammvater aus dem Moskauer Künstler-Theater stammte? Eine Linie weißer Katzen, deretwegen Menschen Morde begehen würden?«
    »Regen Sie sich ab. Ist ja schon gut«, sagte er und ging ein paar Schritte zur Seite.
    »Ich rege mich ja gar nicht auf.«
    »Nein, Sie denken eben auf Ihre eigene Weise. Ich wollte ja nur sagen, daß die ganze Sache schon anfing, danebenzugehen, als Sie das Retro-Gebäude zum ersten Mal betraten.«
    »War das etwa meine Schuld? Was kann ich dafür, wenn ein Haufen spätpubertärer Kerle anfängt zu miauen?«
    »Sie hätten darauf vorbereitet sein müssen. Sie hätten es sich nicht so zu Herzen nehmen dürfen.«
    »Ich danke Ihnen für diesen guten Rat, Detective.«
    Eine Zeitlang sagten wir beide nichts. Aber Detective Rothwax machte keine Anstalten zu gehen. Und ich bewegte mich auch nicht von der Stelle. Ich fragte mich, wo der Kollege Arcenaux wohl steckte und ob er wohl auch schon wußte, daß ich gefeuert war.
    »Und dann will ich Ihnen noch etwas sagen ...« sagte Rothwax schließlich. Dann unterbrach er sich, holte eine Rolle mit Hustenbonbons aus seiner Hemdtasche, bot mir eines an, das ich ablehnte, und steckte es sich mit einem zufriedenen Seufzer in den Mund, als ob die Welt jetzt wieder in Ordnung wäre. »Ich glaube, Ihre Theorien sind verrückt. Aber ich glaube auch, daß alles, was in diesem blauen Retro-Ordner steht, hochgradiger Mist ist.«
    »Meinen Sie etwa, der Computer arbeitet nicht präzise?«
    »Nein, vergessen Sie den Computer. Ich will sagen, daß ich langsam anfange zu glauben, daß diese ganze Spielzeugmausgeschichte Unfug ist. Ich glaube nicht, daß es zwischen den Mordfällen überhaupt einen Zusammenhang gibt. Nichts ... niente.«
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund spuckte er das Hustenbonbon auf die Straße.
    »Als ich ein kleiner Junge war, hatte ich eine Katze«, sagte er.
    »Wie schön«, sagte ich. Es hörte sich ironisch an, aber so war es nicht gemeint. Ich wußte nur nicht, was ich darauf antworten sollte. Na gut, dann hatte er halt als kleiner Junge eine Katze gehabt. Das war ja nun nichts besonderes.
    »Aber meine Mutter hat darauf bestanden, daß ich sie weggab.«
    »Warum?«
    »Sie hatte eine Katzenallergie.«
    »Und diesen Verlust haben Sie nie verkraftet«, stichelte ich.
    »Nein. Die Katze mußte weg.«
    »Aha. Genau wie ich, das wollen Sie doch damit sagen.«
    »Irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher