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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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schon.«
    »Soll das heißen, Sie und Ihre Kollegen sind allergisch gegen mich?«
    Jetzt wurde er wütend. »Na schön. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß es mir leid tut, wie sich diese ganze idiotische Angelegenheit entwickelt hat.« Und dann ging er auf den Eingang des Gebäudes zu und verschwand durch die Schwingtüren.
    Die Einkaufstüten waren so schwer, daß ich beschloß, ein Taxi nach Hause zu nehmen. Gerade in dem Moment, als ich in den Wagen stieg, öffneten sich die Himmelsschleusen und der Frühlingsregen ergoß sich in Strömen über die Stadt. Langsam bahnte das Taxi sich seinen Weg durch die Fluten. Als wir einen Block vor meiner Wohnung waren, hörte der Regen plötzlich auf, und als ich ausstieg, schien schon wieder die Sonne. Ich schleppte meine Tüten die Vortreppe hinauf, öffnete die Haustür und trat in die Eingangshalle. Ich suchte nach meinen Schlüsseln.
    Plötzlich berührte mich eine Männerhand am Arm. Zu Tode erschrocken ließ ich eine der Tüten fallen und machte ein paar Schritte zurück zur Tür. Die Hand ließ meinen Arm los.
    Ich drehte mich um. Dann begann ich zu schreien. Vor mir erschien das grauenhafteste Gesicht, das ich je gesehen habe - über und über mit weißen Streifen bedeckt.
    »Um Gottes willen, hör endlich auf zu brüllen, Alice. Ich bin’s, Tony.«
    Der zweite Schrei blieb mir im Halse stecken. Ja, es war Tony. Und all diese weißen Streifen in seinem Gesicht waren Verbände.

14
    Wir brauchten beinahe Stunden, bis wir oben in meiner Wohnung waren. Wir krochen förmlich die Treppen hinauf. Immer wieder mußte ich die Einkaufstüten abstellen, um den schwankenden Tony zu stützen.
    Als wir endlich in meinem gemütlichen Heim angelangt waren, verfrachtete ich Tony auf das Sofa und ließ die Tüten auf den Boden fallen.
    Völlig erschöpft sank ich auf den Teppich nieder.
    Das Telefon fing an zu läuten. Es klingelte und klingelte. Mir fiel ein, daß ich vergessen hatte, den Anrufbeantworter einzuschalten. Schließlich hörte es endlich auf zu bimmeln.
    Dann fing Bushy an, sich komisch aufzuführen. Mit hoch aufgerichtetem Schwanz lief er hin und her und machte dabei sehr merkwürdige Geräusche.
    »Er hat Angst vor mir«, flüsterte Tony.
    Vielleicht stimmte das. Ich hatte keine Ahnung. Ich schaute Tony an. Sein Gesicht sah aus, als ob ein Metzger ihn in die Mangel genommen hätte. Seine Hände und Handgelenke waren ebenfalls verbunden.
    Ich lief in die Küche und kam mit einem Glas Apfelsaft zurück. Vorsichtig flößte ich es ihm ein, wie einem Baby.
    »Sie haben mich gefeuert, Tony«, sagte ich zu ihm. Ich behandelte ihn wie ein krankes Kind, das von seinen schrecklichen Schmerzen abgelenkt werden muß.
    Er lächelte, verschluckte sich und wäre fast erstickt. Es war sehr schwierig für ihn, die Flüssigkeit zu schlucken.
    »Mein Gott Tony«, platzte ich endlich heraus, »erzähl mir, was passiert ist.«
    Er nickte.
    Das Telefon fing schon wieder an zu klingeln. Ich blieb wo ich war. Schwach hob Tony eine Hand, um mir zu bedeuten, daß ich drangehen sollte. Ich ließ es läuten. Bushy sprang auf den Eßtisch, den Schwanz immer noch in die Höhe gereckt. Ich beobachtete ihn. Bushy ging nie auf den Eßtisch. Nie. Nur Pancho machte dort ab und zu ein Pauschen.
    Das Telefon hörte wieder auf zu klingeln. Tony lächelte schwach.
    »Was ist passiert, Tony«, drängte ich. Sein Gesicht war so komisch, mit all diese weißen Pflastern und Binden.
    »Ich habe ein Auto gemietet. Einen Toyota Tercel. Und dann bin ich die Adirondacks hochgefahren, bis nach Desolate Swamp.« Das Apfelsaftglas fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Teppich. Bushy sprang vom Tisch herunter, inspizierte den Schaden und schoß dann durch den ganzen Raum auf das Fensterbrett.
    »Es tut mir leid, Schwedenmädel.«
    »Was ist passiert, Tony?«
    »Ich kam nach Kingston. Das ist ungefähr zwei Stunden nördlich von hier, an der Abzweigung der Route Twenty-eight.
    Er hielt inne und holte Atem. In meinem Kopf klingelte das Telefon immer noch, aber das war nur Einbildung.
    »Ich weiß noch genau, daß da eine Überführung war und der Verkehr plötzlich langsamer floß. Ich war auf der mittleren Spur. Und dann fuhr ein Laster ganz dicht auf mich auf, und deshalb wechselte ich auf die Überholspur. Und dann hörte ich dieses komische Geräusch, wie kleine Explosionen, die in meinem Kopf widerhallten, und dann zerbrach die  Windschutzscheibe, und Glassplitter flogen mir um die Ohren.«
    Er lehnte sich

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