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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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einen Blattstrauß angeboten. Tony war mir mit einer Katze um den Hals entgegengekommen. Jack Tyre war jedes Wochenende mit seiner Katze um den Hals in der Ramble spazierengegangen.
    Als mir bewußt geworden war, daß es diese offensichtlichen Parallelen zwischen ihnen und uns gab, hatte ich mich plötzlich ganz schwach gefühlt. Es war eine dieser komischen Assoziationen, die einen ohne jeden vernünftigen Grund völlig aus der Fassung bringen können.
    »Ich würde gerne wissen, was die Bullen mit Karl Bonaventuras Leiche machen«, sagte Tony.
    »Sie werden sie abschneiden.«
    »Nein, ich meine, wo werden sie ihn begraben?«
    Ich hatte keinerlei Lust, über Karl Bonaventura zu sprechen. Der Schock, den ich bekommen hatte, als ich seinen toten Körper da unten an der Treppe baumeln sah, steckte mir noch in den Knochen. Und außerdem ärgerte ich mich immer noch, weil ich alles falsch interpretiert hatte. Es war doch schließlich sonnenklar, daß Karl Bonaventura nicht versucht haben konnte, von der Überführung der Interstate 87 auf Tony zu schießen. Also war es entweder jemand anders gewesen, der Tony hatte umbringen wollen, oder es war reiner Zufall, daß der Schuß Tonys Wagen getroffen hatte. Und wenn es nicht Karl gewesen war, dann waren die Zettel im Apartment seiner Schwester echt, und es gab irgendwo ein Desolate Swamp, einen verlassenen Sumpf: entweder in der Phantasie dieser Frau oder in den Adirondacks oder im Central Park. Mehr wußte ich nicht.
    »Sag mir die Wahrheit, Alice, willst du, daß ich nochmal in den Norden fahre?«
    »Würdest du das denn tun, Tony? Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß du von meinen kriminalistischen Fähigkeiten nicht mehr ganz soviel hältst.«
    »Du solltest mich nach meinen Taten beurteilen, nicht nach dem, was ich sage. Sicher, ich werde versuchen, nochmal da hochzufahren. Aber warum suchst du nicht in der Nähe nach einem Desolate Swamp? Vielleicht hier um die Ecke?« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    »Wie wäre es denn mit dem Central Park?«
    Mein Tonfall klang nicht nach Witz.
    »Meinst du das ernst, Alice?
    Meinte ich das ernst? Lohnte es sich wirklich, Jack Tyre in den Park zu folgen? Ihm und seiner schönen Siamkatze, die um seinen Hals drapiert war? Gab es im Central Park ein Desolate Swamp? Und wenn ja, warum sollte er dann mit seiner Katze dahin gehen? Aus dem gleichen Grund, aus dem Jill Bonaventura ihre Katze dorthin geschickt hatte?
    »Ich kann mich daran erinnern, daß du mir erzählt hast, daß einer der Brüder oft mit seiner Katze in den Park ging.«
    »In die Ramble, um genau zu sein«, gab ich zurück.
    »Ich dachte immer, da hängen nur Drogenhändler und Schwule rum.«
    Tony war wirklich nicht mehr der Jüngste. Vor vielen Jahren hatte die Ramble einen fürchterlichen Ruf gehabt. Es war eine gefährliche Gegend zum Spazierengehen - einsam, mit vielen Bäumen und voller zwielichtiger Gestalten. Aber inzwischen gab es dort weniger Gesindel, statt dessen hatten Vogelbeobachter diesen Teil des Parks für sich entdeckt. Trotzdem konnte man immer noch ab und an von der Leiche eines französischen Touristen lesen, die dort gefunden worden war.
    »Die Ramble ist ziemlich groß, Alice, und ich habe noch nie von einem Desolate Swamp dort gehört.«
    »Seine Freundin hat mir erzählt, daß Jack zu einer Höhle ging.«
    Tony lachte ironisch. »Genau, Alice, und in dieser Höhe wurde er dann zu Batman... nein, zu Mausman.«
    »Du mußt ja nicht mitkommen, wenn du nicht willst.«
    Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Hör zu, Alice. Ich gehe, wohin immer du willst, daß ich gehe. Das habe ich dir versprochen. Ich will lediglich, daß du zugibst, daß du immer wieder Hoffnung in Spuren setzt, die immer obskurer und irrelevanter werden. Und genau das habe ich dir in den letzten Tagen klarzumachen versucht. Und nur das habe ich gemeint, als ich sagte, daß du allmählich überschnappst.«
    »Wir werden lediglich ein bißchen im Park Spazierengehen, Tony, auf dem gleichen Weg, den Jack Tyre an diesen idyllischen Wochenenden gegangen ist, von denen mir seine Freundin erzählt hat. Das ist alles, Tony.«
    Dann holte ich einen Packen Stadtpläne und -führer aus einem Schrank und fand ein Faltblatt, das ich vor vielen Jahren gekauft hatte. Es nannte sich: »Die Ramble: Ein Spaziergang im Central Park.« Der Text enthielt auch eine Menge historische und botanische Informationen. Ich las Tony den Absatz über die Höhle vor.
    »Unter der Brücke befindet

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