Eine Krone für Alexander (German Edition)
als ob du etwas gegen Amazonen hast“, ulkte Antipatros.
Alexander warf ihm einen gereizten Blick zu. Er hasste es,
wenn Antipatros sich auf seine Kosten amüsierte. Die Aussicht auf eine weitere
Stiefmutter entzückte ihn nicht eben, vor allem nicht, wenn er sich die zu erwartende
Reaktion seiner Mutter vorstellte. Doch dann hörte er nichts mehr von der
Hochzeit mit der Skythenprinzessin, und er entspannte sich langsam wieder.
Er absolvierte gerade sein tägliches Trainingsprogramm im
Gymnasion, als ihm die Ankunft eines Eilboten gemeldet wurde. Also wusch er
sich in den Palastbädern kurz den Staub ab und zog sich etwas über. Der Bote
war völlig erschöpft. Alexander ließ ihm etwas zu trinken bringen und gönnte
ihm eine Atempause, während sie gemeinsam auf Antipatros warteten. Da dieser
sich mittlerweile angewöhnt hatte, eine ruhige Kugel zu schieben, während
Alexander sich um die Regierungsgeschäfte kümmerte, dauerte es eine Weile, bis
man ihn aufgetrieben hatte.
Die Botschaft kam jedoch nicht von Byzantion. Die Maider,
ein thrakischer Stamm, der am Mittellauf des Strymon siedelte und schon vor
vielen Jahren unterworfen worden war, befanden sich in offenem Aufruhr und
zogen plündernd durch das Strymon-Tal nach Süden. Sie überfielen die Dörfer der
einheimischen thrakischen Bevölkerung ebenso wie die Siedlungen makedonischer
Kolonisten und hatten bereits etliche davon dem Erdboden gleichgemacht. Der
Bote, ein Soldat aus einer der bedrohten Garnisonen, war mit der dringenden
Bitte um Hilfe nach Pella geschickt worden.
„Ist auch ein Bote zum König unterwegs?“, erkundigte sich
Antipatros.
„Das weiß ich nicht“, antwortete der Bote. „Ich weiß noch
nicht einmal, ob meine Garnison noch steht, geschweige denn, ob man Zeit hatte,
dem König eine Botschaft zu senden. Ich wurde nach Pella geschickt, weil das
näher ist und wir so schnell wie möglich Hilfe brauchen.“
„Dann müssen wir sicherheitshalber selbst eine Nachricht an
den König schicken“, sagte Antipatros zu Alexander. „Wenn die Aufständischen
weiter nach Süden vorstoßen und Amphipolis erreichen, gefährden sie die
Nachschublinien für die Armee in Thrakien. Philipp muss unbedingt etwas unternehmen.
Wenn er nicht selbst kommen kann, soll er Parmenion schicken.“
Alexander erwiderte: „Der König ist weit weg vor Byzantion.
Ehe die Nachricht ihn erreicht, sind die Maider längst in Amphipolis. Wir
können nicht warten, bis er sich um die Angelegenheit kümmern kann, wir müssen
selbst handeln und sofort alle verfügbaren Truppen zusammenziehen.“
„Vermutlich hast du recht“, stimmte Antipatros ihm zu.
Alexander überschlug die Stärke der zur Verfügung stehenden
Truppen. „Da wäre zunächst die Taxis, die als eiserne Reserve ständig in Pella
steht. Dann eine weitere, die demnächst als Verstärkung nach Thrakien abmarschieren
sollte. Außerdem haben wir noch ein paar Rekruten, die ihre Ausbildung so gut
wie abgeschlossen haben, insgesamt über viertausend Phalangiten.“
„Reiter haben wir allerdings nicht so viele“, fügte
Antipatros hinzu, „vielleicht fünf- oder sechshundert. Wenn wir noch ein paar
Tage warten, könnten wir weitere Truppen zusammenkratzen, doch das dürfte nicht
nötig sein. Nach allem, was wir wissen, sind die Maider kein besonders großer
Stamm. Es ist wichtiger, so schnell wie möglich zuzuschlagen. Übermorgen früh
könnte ich aufbrechen.“
Ruhig erklärte Alexander: „Ich bin der Regent, also ist es
meine Aufgabe, die Truppen zu führen. Und wieso bis übermorgen warten? Es ist
noch früh am Tag. Wenn wir gleich mobilmachen lassen und alles in die Wege
leiten, können wir schon morgen im Lauf des Tages aufbrechen. Du sagst ja
selbst: je eher, desto besser.“
Antipatros starrte Alexander entgeistert an. „Du hast recht,
was den Zeitpunkt betrifft, aber den Rest schlag dir aus dem Kopf! Du hast
keinerlei Erfahrung im Kommandieren von Truppen, geschweige denn in der Planung
und Durchführung eines Feldzugs.“
„Eben. Irgendwann muss ich diese Erfahrungen ja sammeln –
warum nicht jetzt? Wie man Soldaten befehligt, habe ich voriges Jahr in
Thrakien gesehen. Mein Vater ist der beste Lehrer, den es gibt, und ich habe verdammt
gut aufgepasst, das kannst du mir glauben. Außerdem: Wer würde mich als
Kronprinzen und Regenten ernst nehmen, wenn ich mich verstecken würde, sobald
es brenzlig wird?“
Trocken erwiderte Antipatros: „Wenn ich mich nicht verrechnet
habe, bist du
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