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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Schlampe? Du bist noch naiver, als ich
dachte!“
    „Was ist los?“, fragte er entnervt. „Seit ich Regent bin,
hackst du auf mir herum!“
    „Regent?“ Sie schnaubte verächtlich und machte eine
ausholende Wurfbewegung, als sei die Regentschaft faules Obst, das sie mit
Schwung auf den Müll beförderte. „Du meinst, weil du diesen albernen Ring
tragen darfst? Er bedeutet nichts, es ist nur ein Stück Metall. Regent ist in
Wirklichkeit Antipatros, wie immer, wenn Philipp außer Landes ist. Du darfst
allenfalls ein bisschen Regent spielen, und jeder
weiß das außer dir.“
    „Das ist nicht wahr!“ Alexander war verletzt und wurde
allmählich ungehalten. Um seine Unruhe abzubauen, stand er auf und machte ein
paar Schritte. „Antipatros steht mir mit seiner Erfahrung zur Seite, er gibt
mir Ratschläge und erklärt mir, was ich wissen muss. Ich lerne von ihm viel,
was ich später einmal zum Regieren brauche. Aber die Verantwortung liegt bei
mir. Ich treffe die Entscheidungen. Die Leute wissen das. Ich habe keine
Zweifel daran gelassen, dass es so ist.“
    „Du meinst, indem du dich neuerdings mit Schmuck behängst
und in deinen neuen luxuriösen Gemächern eine überdimensionale Badewanne hast
einbauen lassen? Das macht dich noch lange nicht zum Regenten. Du lässt dich
von Äußerlichkeiten blenden.“
    Alexander wurde rot. „Das tue ich nicht, aber die meisten
Menschen tun es. Wenn sie Äußerlichkeiten brauchen, um mich als Thronfolger zu
respektieren, dann biete ich sie ihnen.“
    „Thronfolger!“ Olympias spuckte das Wort aus wie
etwas Verdorbenes.
    „Ja, Thronfolger! Indem Philipp mich zum Regenten ernannte,
hat er Amyntas auf den zweiten Platz verwiesen – hast du nicht bemerkt, wie
säuerlich er in letzter Zeit guckt? Warum willst du das nicht anerkennen? Ist
es nicht das, was du immer wolltest – dass Philipp mich als seinen Erben
akzeptiert? Jahrelang bist du mir damit in den Ohren gelegen, und jetzt, wo er
es endlich getan hat, ist es dir plötzlich nicht mehr recht?“ Während er
sprach, hatte er begonnen, hin und her zu gehen. Jetzt fange ich auch schon
damit an, dachte er und setzte sich entschlossen wieder hin. „Ich verstehe
dich nicht!“
    Auch Olympias setzte sich. „Seit Philipp dich zum Regenten
ernannt hat, redest du nur noch über ihn. Philipp ist der gerissenste Politiker
seit Odysseus, Philipp hat einen Gegner nach dem anderen ausgeschaltet, Philipp
hat die tollste Armee aller Zeiten, er ist der Größte und Schlaueste und hat
alles im Griff. So geht es den ganzen Tag.“
    „Du weißt offenbar über jede meiner Äußerungen Bescheid.
Spionierst du mir nach?“
    „Ich spioniere allen nach, wie du
verdammt gut weißt.“
    „Sogar hinter deinem eigenen Sohn?“ Alexander wusste nicht,
ob er lieber spöttisch oder verbittert klingen wollte. Fast ohne es zu merken,
war er wieder aufgesprungen.
    „Deine Intrige mit Philinna zeigt mir deutlich, dass es
nötig ist. Oder hättest du mir freiwillig davon erzählt?“
    „Das hätte ich tatsächlich, aber vielleicht ist es besser,
wenn ich dir ab jetzt nicht mehr alles erzähle.“ Dann eben
verbittert. „Und was Philipp betrifft: Immer wenn er mir seine Aufmerksamkeit
zuwendet, versuchst du, dich zwischen uns zu drängen. So war es schon, als ich
noch ein Kind war. Erinnerst du dich an den Tag, als ich ihm zum ersten Mal
beim morgendlichen Stieropfer zugesehen habe? Am nächsten Tag hast du mich in
den Zeus-Tempel geschleppt, um zu demonstrieren, dass du über viel bessere Beziehungen
zu den Göttern verfügst als er. Einerseits willst du, dass er mich als seinen
Erben akzeptiert, aber sobald er das tut, reagierst du eifersüchtig. Dabei
müsstest du doch wissen, dass du das nicht nötig hast. Ich weiß auch so, dass
du der einzige Mensch bist, auf den ich mich verlassen kann.“ Fast der einzige, fügte er in Gedanken hinzu, aber es laut
zu sagen, hätte die Diskussion unnötig kompliziert.
    Olympias nahm den Faden sofort auf. „Damit hast du verdammt
recht! Philipp jedenfalls kannst du nicht vertrauen. Er erkennt dich nur als
seinen Erben an, solange es ihm nützt. Ja, er hat dich zum Regenten ernannt,
aber gib dich keiner Illusion hin: Regent und Thronfolger bist du nur so lange,
wie er es will, keinen Augenblick länger. Alles, was er uns gibt, kann er uns
auch wieder nehmen. Solange er lebt, ist er es, der alle Macht in Händen hält,
nicht wir.“
    „Wir? Macht?“
    Einige Augenblicke lang herrschte völlige Stille. Er

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