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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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gerade sechzehn geworden. Kein Mensch erwartet von dir, dass du
dich in deinem Alter an die Spitze der Armee stellst, auch dein Vater nicht.“
    „Warum hat er mich dann zum Regenten gemacht?“
    „Alexander, sei vernünftig! Philipp wollte nur, dass du das
alltägliche Regierungsgeschäft kennen lernst, das wahrscheinlich längst nicht
so aufregend ist, wie du es dir vorgestellt hast. Auf jeden Fall konnte er
nicht ahnen, dass diese Scheiß-Maider, die sich seit Jahrzehnten nicht gemuckst
haben, ausgerechnet jetzt einen Aufstand veranstalten.“
    Alexander hatte gar nicht gewusst, dass Antipatros, der sich
immer so kultiviert gab, Ausdrücke wie „Scheiß-Maider“ in seinem Wortschatz
hatte. Unwillkürlich musste er grinsen. „Vielleicht hast du recht, aber er hat
mich nun mal zum Regenten ernannt.“ Er hielt Antipatros seine Hand unter die
Nase, damit der alte Mann den Königsring daran sehen konnte. „Deshalb werde ich
die Sache selbst in die Hand nehmen, ob es dir gefällt oder nicht.“
    Antipatros starrte ihn unter seinen buschigen Augenbrauen
an, als wolle er ihn hypnotisieren, doch Alexander ließ sich nicht beeindrucken
und starrte zurück. Wenn er das bei Olympias fertigbrachte, dann schaffte er es
jetzt erst recht. Schließlich gab Antipatros auf.
    „Na gut, wenn es denn sein muss! Wahrscheinlich wird dein
Vater mich den Raben zum Fraß vorwerfen, solltest du die Sache vermasseln, aber
es stimmt, er hat dich nun mal zum Regenten gemacht, mit allen Konsequenzen,
die das mit sich bringt.“
    „Ich habe nicht vor, die Sache zu vermasseln. Vertrau mir!“
    „Du hast vielleicht Nerven! Bist gerade sechzehn, willst
einen kompletten Feldzug organisieren und hast noch die Stirn zu sagen: Vertrau mir!“
    „Nichts für ungut“, meinte Alexander versöhnlich.
    „Dann sei wenigstens so schlau und nimm die fähigsten Offiziere
mit, die du kriegen kannst. Da wäre zunächst Polyperchon, der die Verstärkungstruppen
nach Thrakien führen sollte. Er ist zwar kein strategisches Genie, besitzt aber
jede Menge Erfahrung. Dann sind da noch der Taxiarch der in Pella stationierten
Taxis, Koinos, Sohn des Polemokrates, und Krateros, Sohn des Alexandros, der
die Rekruten befehligt. Die beiden sind nicht besonders erfahren, aber trotzdem
sehr fähig.“
    „Hast du auch einen Vorschlag, wer die Reiter kommandieren
sollte?“
    „Der beste, der mir einfällt,
ist Kleitos. Lass ihn so schnell wie möglich aus Mieza holen. Das dauert zwar
etwas, aber er kann mit ein paar zusätzlichen Reitern, die wir in der
Zwischenzeit noch zusammentrommeln können, nachkommen. Kleitos wird entzückt
sein, wenn er nicht mehr Kindermädchen für die Frischlinge in Mieza spielen
muss. Verzeihung. War nicht böse gemeint.“
    Polyperchon starrte Antipatros an, als habe dieser gerade
behauptet, die Erde sei eine Kugel.
    „Nein, das ist kein Scherz“, klärte Antipatros ihn auf und
inspizierte seine Fingernägel. „In diesem Augenblick werden alle in Pella
verfügbaren Truppen mobilgemacht. Morgen früh brecht ihr auf. Alexander wird
das Kommando haben, mit deiner freundlichen Unterstützung.“
    Polyperchon sah zu Alexander herüber. Noch im Jahr zuvor,
als er ihn zusammen mit den anderen Königsjungen nach Thrakien hatte mitschleppen
müssen, hatte er in ihm nichts weiter als eine unzumutbare Belästigung gesehen.
Nun, gerade einmal ein Jahr später, sollte er ihn als kommandierenden Offizier
auf einem Feldzug gegen Aufständische akzeptieren. Es war ihm deutlich
anzusehen, was er davon hielt.
    Alexander dachte, es könne nicht schaden, dem altgedienten
Offizier ein wenig um den Bart zu gehen. „Ich und Eumenes überlegen, wie viel
Proviant wir mitnehmen müssen. Du bist ein Offizier mit langjähriger Erfahrung.
Was meinst du?“
    „Kommt drauf an, wie lange das Unternehmen dauert“, brummte
Polyperchon.
    „Ich denke, wir brauchen fünf Tage, um das Gebiet der Aufständischen
zu erreichen, und maximal einen Monat, um die Angelegenheit zu bereinigen.“
    Polyperchon musterte angestrengt einen Punkt irgendwo über
Alexanders rechter Schulter. „Kommt mir realistisch vor, aber zur Sicherheit
sollten wir noch einen halben Monat zusätzlich einplanen. Im Krieg weiß man
nie, was kommt. Da können einem die seltsamsten Sachen passieren.“
    Irgendwie hatte Alexander das
Gefühl, dass Polyperchon von ihm sprach.
    Die Streitmacht war von Pella aus nordwärts das Tal des
Axios hinaufgezogen, dann nach Osten geschwenkt und am

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